Pater Hans Vöcking aus Gronau sucht seit Jahrzehnten den Dialog

Ein bisschen Abenteuerlust war dabei – und sicher auch ein bisschen Fernweh. Doch eigentlich ist Hans Vöcking Missionar geworden, um den Glauben weiterzutragen und zwischen den Religionen zu vermitteln.

Vor allem letzteres hat der 77-Jährige viele Jahrzehnte auf höchsten kirchlichen und politischen Ebenen getan. Der Gronauer, der zur Missionsgesellschaft der "Afrikamissionare - Weiße Väter" gehört, ist bis heute ein gefragter Islam-Experte – gerade im Blick auf die aktuelle Situation in Deutschland und Europa. Anders als viele Politiker sieht Vöcking diese gelassen, er hat keine Angst vor einer weiteren Radikalisierung der Muslime: "Es ist einiges im Umbruch, die Säkularisierung nimmt auch im Islam stark zu." Damit verliere die Religion zunehmend an Bedeutung.

Vöckings Weg zu den "Weißen Vätern" verlief alles andere als schnurstracks. Eher zufällig erfuhr er nach seiner kaufmännischen Lehre von der Möglichkeit, an einer Schule des Ordens das Abitur nachzuholen. Der gebürtige Gronauer entschloss sich, nach Linz zu gehen und drückte dort erneut die Schulbank: "Während dieser Zeit wurden immer wieder Geschichten von unseren Mitbrüdern in Afrika erzählt." Das Leben in der Fremde machte den jungen Mann neugierig. Er studierte in Trier Philosophie und begann danach sein Noviziat bei den "Weißen Vätern" in Hörstel. Später nahm er im belgischen Löwen sein Theologiestudium auf und wechselte in das internationale Priesterseminar der Ordensgemeinschaft: "Dort gab es spannende Begegnungen mit Menschen aus anderen Erdteilen."

Schon als junger Student faszinierte Pater Vöcking besonders die islamische Welt. Deshalb bat er die Ordensoberen, nach Nordafrika gehen zu dürfen. Ein Jahr später setzte er seine Studien in Rom fort und lernte Arabisch. Danach führte sein Weg nach Algerien, wo er für wenige Monate Pfarrer einer kleinen Gemeinde wurde. Schließlich erhielt er den Auftrag, ein Dokumentationszentrum für Entwicklungsfragen in Oran aufzubauen.

1978 bat ihn der Provinzial, zurück nach Deutschland zukommen, um sich in der Heimat um die Gründung eines Informationszentrums für den Islam zu kümmern. "Immer mehr Türken immigrierten nach Deutschland. Da brauchte es von katholischer Seite ein Haus, in dem sich die Mitarbeiter, vor allem die aus dem pastoralen Dienst, Informationen beschaffen konnten", erklärt Pater Vöcking.

Er hat auf vielen Reisen verschiedene islamische Gesellschaften kennengelernt. So lehrte er in Rom am Päpstlichen Institut für Islamwissenschaft und Arabistik und war 25 Jahre lang im Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) zuständig für den christlich-islamischen Dialog in Europa. Über 20 Jahre leitete er die von ihm aufgebaute Christlich-Islamische Begegnungs- und Dokumentationsstelle (CIBEDO), seit 1998 eine Arbeitsstelle der Deutschen Bischofskonferenz in Frankfurt.

Um Fragen in der Begegnung mit Muslime zu klären, hat der Kenner der islamischen Welt oftmals eng mit den Landeskirchen kooperiert und ökumenische Arbeitsgruppen moderiert: "Es gab kein katholisch und evangelisch. Wir sind als Christen in den Dialog getreten." Der Ordensmann hat ein Argumentationspapier mitentwickelt, das im Umgang mit den Inhalten des Korans helfen soll.

Vieles, was heute diskutiert wird, ist für den 77-Jährigen nicht neu: "Ich habe einige der Probleme auf Europa zukommen sehen." Bereits in den 1980-er Jahren saß Vöcking in einem Kreis mit Kirchenjuristen, um beispielsweise über die mögliche Einstellung muslimischer Mitarbeiter in katholischen Einrichtungen nachzudenken: "Heute ist das ein dringendes Thema."

Weil vor allem die Politik davon ausgegangen sei, dass die sogenannten Gastarbeiter der 1960-er Jahre nur für eine begrenzte Zeit blieben, habe sich in Deutschland niemand mit einem Einwanderungsgesetz beschäftigt, sagt der Pater. Dies müsse nachgeholt werden.

Bildunterschrift: Pater Hans Vöcking, der gebürtig aus Gronau kommt, ist ein gefragter Islam-Experte.

Text: Bischöfliche Pressestelle / 01.08.17
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