Pfarrei St. Marien und St. Josef hat einen eigenen Esel

, Stadtdekanat Münster

Ein freundlicher Stupser mit dem Maul. Pfarrer Ulrich Messing lacht: „So werde ich gerne von dir begrüßt“, sagt er und tätschelt Esel Josef den Kopf. Seit 20 Jahren ist das Maultier der ganze Stolz der Pfarrei St. Marien und St. Josef in Münster-Kinderhaus. Josefs Zuhause ist der Hof Schulze Dieckhoff. Lang ist es her, dass er den Pfarrer bei einem Besuch dort zuletzt „geneckt“ hat, noch länger zurück liegen die Streicheleinheiten der Kinder aus der Pfarrei. Jedes Jahr an Palmsonntag ist Esel Josefs großer Tag. Dann führt er, geschmückt mit Palmzweigen und dem roten Messgewand von Pfarrer Messing, die festliche Prozession durch das Pfarreigebiet an. Die Kinder lieben das gesellige und gutmütige Tier. Doch die Corona-Pandemie verhindert nun schon zum zweiten Mal den Einsatz des Esels, denn: Prozessionen sind nicht erlaubt.

Pfarrer Ulrich Messing (links) hat zusammen mit Norbert Schulze Dieckhoff, Kirchenvorstandsmitglied und Bruder von Landwirt Georg Schulze Dieckhoff, Esel Josef einen Besuch abgestattet.

© Bistum Münster

Pfarrer Ulrich Messing besucht Esel Josef auf dem Hof Schulze Dieckhoff.

© Bistum Münster

Dabei gibt es in diesem Jahr noch mehr Aufmerksamkeit für das Langohr: Denn Papst Franziskus hat seinem biblischen Namensvorbild, dem Heiligen Josef, 2021 ein Josefsjahr gewidmet. Der Grund: Vor genau 150 Jahren wurde Josef zum Schutzpatron der gesamten katholischen Kirche. Aber auch die Covid-19-Pandemie hat etwas damit zu tun. Diese habe verdeutlicht, schreibt der Papst, welche Bedeutung gewöhnliche Menschen haben. Genauso, wie der Heilige Josef: Wie so viele stille Helden in der Pandemie sei der Ziehvater Jesu ein Vorbild an kreativem Mut und Bescheidenheit, Gehorsam und Verantwortung.

Von all dem hat Esel Josef vermutlich nur wenig mitbekommen. Er ist zufrieden, wenn er auf den Wiesen des Hofs Schulze Dieckhoff gemütlich grasen kann. „Josef ist ein sehr sanftmütiges Tier“, berichtet Georg Schulze Dieckhoff. Der Landwirt, der unter anderem Milchviehhaltung betreibt, beherbergt neben den Kühen und Esel Josef auch noch Pferde, Hunde und Katzen. Auf den Esel hat er gerade ein besonderes Auge: „Josef ist im Moment auf Diät“, sagt Schulze Dieckhoff. „Weil er nur einmal im Jahr so richtig aktiv ist und selbst das zum zweiten Mal wegfällt, muss er ein bisschen auf seine Figur achten“, erklärt der Landwirt und lacht.

Josef ist bereits der zweite Esel, den die Pfarrei gekauft hat, um den Kindern den Einzug von Jesus nach Jerusalem noch anschaulicher zu machen. „Der erste kam Mitte der 1990er-Jahre hierher“, weiß Pfarrer Messing aus Erzählungen. Esel Josef II., der seit der Fusion der Gemeinden St. Marien und St. Josef 2012 auch liebevoll „Mary Joey“ genannt wird, folgte 2001. Sein Geburtstag, der 11. September 2001, ging aufgrund der Terroranschläge auf das World Trade Center in New York als trauriger Tag in die Geschichtsbücher ein. Aus Sicht des Pfarrers gibt Esel Josef mit seiner Geschichte den Menschen aber einen Auftrag mit auf den Weg: „Er gilt als ein sehr friedfertiges Tier und durch das Datum seines Geburtstags erinnert er uns immer wieder daran, dass auch wir friedfertige Menschen sein sollen.“

Ann-Christin Ladermann