„Arbeit fairteilen – wertvoll arbeiten statt prekär“ – so war das Podium überschrieben, zu dem Kossen neben Essens Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck, Kerstin Griese, Bundestagsmitglied und Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesarbeitsministerium, sowie der Sozialethikerin Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins aus Münster eingeladen war.
Bewusst mit zynischen Worten benannte der Lengericher Pfarrer die Situation der Arbeitsmigrantinnen und -migranten: „Die Menschen arbeiten elf Stunden täglich an sechs Tagen in der Woche, leben in Bruchbuden und werden bis zur Totalerschöpfung regelrecht verschlissen.“ Seine Empörung darüber treibe ihn an, auf diese Form „moderner Sklaverei“ aufmerksam und sich für eine Verbesserung der Arbeits- und Lebensverhältnisse stark zu machen. Das 2021 nach den Corona-Ausbrüchen in der Fleischindustrie in Kraft getretene Arbeitsschutzkontrollgesetz sei in diesem Zusammenhang nur ein Anfang. Für Kossen muss es weitergehen: „Gerechtigkeit ist leistbar und zahlt sich aus.“ Dafür brauche es jedoch Mut.
Neben dem Mut zum politischen Handeln forderte der Priester, den Migrantinnen und Migranten mit Wertschätzung zu begegnen – weil sie erstens Menschen seien und zweitens Arbeiten übernehmen würden, für die sich nur schwer jemand finden lasse. Sie in die Gesellschaft zu integrieren, sei außerdem eine verpflichtende Aufgabe.
Angst kennt Kossen im Kampf gegen die Fleischindustrie nicht: „Ich lasse mir nicht die Welt erklären.“ Bei einem Vieraugengespräch mit Clemens Tönnies habe er dem Unternehmer mal gesagt: „Wenn wir beide an den gleichen Gott glauben, dann können wir jederzeit neu anfangen.“
Gudrun Niewöhner