Pirmin Spiegel eröffnet Misereor-Fastenaktion in Recklinghausen

, Kreisdekanat Recklinghausen

Als Erika Torres an das Mikrofon der Liebfrauenkirche tritt, hören die Gottesdienstbesucher am Vormittag des 24. März wie gebannt zu. Die junge Frau aus El Salvador spricht Spanisch, daher wechselt sie sich mit einer Übersetzerin ab, aber die Leidenschaft und Eindringlichkeit, mit der sie redet, versteht jeder auch ohne Übersetzung. „Alle reden hier über Gewalt, Mord und Korruption in El Salvador, aber niemand über die Potenziale der Menschen. Davon möchte ich Ihnen berichten“, erklärt sie.

Erika Torres aus El Salvador betrachtet gemeinsam mit Misereor-Geschäftsführer Pirmin Spiegel eine Kerze mit der Silhouette von Recklinghausen, die sie als Andenken geschenkt bekommen hat.

© Bistum Münster

Erika Torres ist ebenso wie Prälat Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks Misereor, nach Recklinghausen gekommen, um die diesjährige Fastenaktion zu eröffnen. Diese steht unter dem Motto „Mach was draus: Sei Zukunft!“ und widmet sich insbesondere Jugendlichen aus El Salvador. Torres ist Sozialarbeiterin bei der lateinamerikanischen Partnerorganisation von Misereor, Fundasal. Trotz der vielen Einschränkungen, mit denen die Menschen in ihrer Heimat zu kämpfen haben, „sie haben die Bereitschaft, ihre Lebenssituation zu verbessern, kreativ zu sein“, betont sie. „Es gibt viel Solidarität, Familien tun sich zusammen, um aus den Ruinen der Vergangenheit eine neue Zukunft aufzubauen.“ Durch die Unterstützung von Misereor werde der Zusammenhalt gefördert und ein soziales Bewusstsein in der Bevölkerung geschaffen. „So entsteht eine aktive Teilhabe der Bevölkerung und auch der Jugendlichen, die zu Protagonisten werden, die etwas verändern“, berichtet Torres.

Weihbischof em. Dieter Geerlings, der den Gottesdienst gemeinsam mit Spiegel und Pfarrer Oliver Paschke feiert, ist spürbar beeindruckt: „Das hat meine Sichtweise sehr erweitert“, sagt er. „Es gibt Potenziale, wir müssen sie wecken und entdecken, damit wir sie füreinander einsetzen können. Das gilt nicht nur für die Menschen in El Salvador, das gilt auch für uns.“

Spiegel erinnert an diesem Sonntag an den ehemaligen Erzbischof von El Salvador, Oscar Romero, der auf den Tag genau vor 39 Jahren erschossen wurde, während er einen Gottesdienst feierte. „Er war auf der Seite der Armen; derer, die nicht dazu gehören und die nur eine Mahlzeit am Tag haben. Aus ihrer Perspektive hat er gepredigt und eine Umkehr des Landes gefordert“, erinnert Spiegel. Das Misereor-Fastenmotto erinnere daran, dass die Menschen einen Weg für die Zukunft aller finden müssen, „Gott braucht unser Wirken“, sagt er eindringlich. „Wir alle leben in einer einzigen Welt, die Gott geschaffen hat. Machen wir etwas daraus, damit alle Menschen in Fülle leben können.“

Ein Zeichen wird bereits bei der Kollekte gesetzt. Spontan haben sich Pfarrer Paschke und Spiegel verständigt, dass die Hälfte der freiwilligen Spenden an Fundasal gehen, die andere Hälfte an die Opfer des verheerenden Wirbelsturms im südlichen Afrika, der hunderttausende Menschen um ihre Existenz gebracht hat. Misereor leistet dort Soforthilfe, wird aber auch langfristig zum Beispiel mit Saatgut helfen, wie Spiegel in Recklinghausen betonte. Stellvertretend für das Engagement aller Spender bedankt er sich schließlich bei Maria Voß. Für ihr langjähriges Misereor-Engagement zeichnet Spiegel sie mit einer silbernen Ehrennadel aus.

Im Anschluss an den Gottesdienst hatten die Besucher die Möglichkeit, sich an zahlreichen Ständen in und vor der Kirche über Misereor, Eine-Welt-Initiativen und Ideen für die Zukunft zu informieren. Dazu hatten sich auch zahlreiche Schüler aus Recklinghausen Gedanken gemacht und präsentierten ihre Ergebnisse. Dazu gab es unter anderem alkoholfreies Fastenbier und Suppe.

Text/Fotos: Christian Breuer

Bildunterschrift: Nach dem Gottesdienst gab es in der Liebfrauenkirche die Möglichkeit, sich über die Fastenaktion zu informieren. Dazu gab es alkoholfreies Fastenbier, das (von links) Oliver Paschke, Pirmin Spiegel, Erika Torres und Weihbischof em. Dieter Geerlings nach dem Schlusslied schon probieren konnten.