Pontifikal, Vatikan oder Lourdes Gold

, Kreisdekanat Coesfeld

In der kleinen Wohnung unterm Dach macht sich ein angenehmer Geruch breit. Auf einem Stövchen im Wohnzimmer lösen sich kleine braun-gelbe Stückchen in einer Metallschale langsam auf und verflüssigen sich. „Das ist reiner Weihrauch ohne Zusätze. Er riecht nicht so stark, wenn er über einem Teelicht erhitzt und nicht auf Kohle verbrannt wird“, erklärt Benedikt Rottmann. Der 32-Jährige ist ein Fachmann. Und zwar für Weihrauch. Inzwischen besitzt er rund 80 unterschiedliche Weihraucharten.

Benedikt Rottmann zeigt seine Weihrauchsammlung. Vor ihm stehen zahlreiche Reagenzgläser in einem Holzständer.

Benedikt Rottmann hat ein ungewöhnliches Hobby. Der 32-Jährige sammelt unterschiedliche Weihrauchsorten.

© Bistum Münster

In kleinen Reagenzgläsern bewahrt Rottmann sie auf. Pontifikal, Vatikan oder Lourdes Gold ist auf den Aufklebern zu lesen. Einige Arten sind fast weiß, andere gelb, wieder andere schwarz, manche rot eingefärbt oder ein Mix aus unterschiedlichen Zutaten. Zu seinen Lieblingssorten zählt der Weihrauch aus anglikanischen Klöstern wie zum Beispiel aus Malmesbury. In der Abtei werden Weihrauch- und Räucherharze mit einem eigenen Kräuterelixier veredelt. „Der Weihrauch, der in der orthodoxen Kirche verwendet wird, riecht ganz anders. Er wird stark parfümiert und mit Zimt-, Jasmin-, Rosen- oder Orangenölen behandelt“, berichtet er und fügt lachend hinzu: „Aber das muss man wirklich mögen.“
Wann ihn die Sammelleidenschaft gepackt hat, kann er gar nicht mehr genau sagen. „Schon als Messdiener habe ich mich für die unterschiedlichen Arten interessiert“, berichtet der Erzieher, der im Kindergarten St. Benedikt in Herbern arbeitet. Klar, dass Rottmann besonders dann gern im Gottesdienst gedient hat, wenn das Räucherfass zum Einsatz kam. Irgendwann hat er sich näher mit dem getrockneten Harz beschäftigt. Hat sich in die Geschichte eingelesen, hat erfahren, dass bereits die Mayas und Azteken Weihrauch genutzt haben.

Mit der Zeit hat sich sein ausgefallenes Hobby herumgesprochen, und so bringen ihm Freunde immer mal wieder neue Sorten von ihren Reisen mit. „Ich mag am liebsten die einfachen Mischungen. Aber auch sie duften unterschiedlich. Das liegt daran, wo der Weihrauchbaum wächst. Harz aus Indien riecht anders als beispielsweise aus Pakistan oder dem Jemen“, weiß Rottmann, der sich in der Messdienerarbeit, im Jugendrat und im Pfarreirat in St. Christophorus engagiert. Bei den Kirchgängern gingen die Meinungen zum Thema Weihrauch weit auseinander. „Manche mögen es, andere nicht. Bei uns in St. Christophorus probieren wir immer mal wieder neue Sorten aus“, berichtet er.

Um das Thema Weihrauch und seine Vielschichtigkeit den Menschen in Werne näher zu bringen, lädt der Jugendrat St. Christophorus gemeinsam mit dem Kinder- und Jugendchor „Voices from Heaven“ am Sonntag, 18. November, um 17.30 Uhr zu einer „sinnvollen“ Andacht ein. „Wir möchten die unterschiedlichen Sinne wie das Hören oder Riechen ansprechen. Es wird Musik geben, wir informieren über das Thema Weihrauch und bieten eine Weihrauchprobe mit sieben unterschiedlichen Arten an“, stellt Rottmann in Aussicht. Für die „Schall-und-Rauch-Andacht“ haben die Organisatoren das Thema des vergangenen Katholikentages in Münster „Suche Frieden“ aufgegriffen. Und vielleicht kann Rottmann dann auch den einen oder anderen Kirchgänger davon überzeugen, dass Weihrauch duftet und nicht im Hals kratzen muss.

Michaela Kiepe