Propst Johannes Mecking: Anruf statt Hausbesuch

, Kreisdekanat Kleve

Es gehört zu den regelmäßigen Aufgaben von Propst Johannes Mecking, zu alten und kranken Menschen zu fahren, um ihnen zuhause die Kommunion austeilen und mit ihnen reden zu können. Beides ist aktuell nicht möglich, auch wenn ein Treffen von zwei Personen noch erlaubt ist. „Diejenigen, die ich sonst besuche, gehören zur Risikogruppe, die ich nicht gefährden möchte“, erklärt der Pfarrer der Stiftskirche. Denn „Nächstenliebe besteht auch darin, dass man den Nächsten schützt“.

Stattdessen greift er nun häufiger zum Telefon und spricht mit den Menschen, die er sonst besucht hätte. „Die Leute freuen sich über den Anruf, wir kennen uns oft schon lange und sind vertraut miteinander, so dass auch über das Telefon vertrauensvolle Gespräche geführt werden können“, erklärt Mecking. Auf der anderen Seite des Hörers schlage ihm oft Optimismus entgegen. „Wir wissen ja, dass Sie demnächst wiederkommen“, habe er schon gehört. Viele würden sich an die Nachkriegszeit erinnern. Damals, so habe ihm eine Seniorin berichtet, habe es sogar echte Ausgangssperren gegeben, daher kenne sie die Situation, das Haus nicht verlassen zu dürfen. „Aber ich weiß auch, dass das wieder vorbei geht“, hat sie dem Propst versichert.

Als Kirche nicht den Kontakt zu den Gläubigen zu verlieren und präsent zu sein, das ist Mecking trotz des Verbotes, öffentliche Gottesdienste zu feiern, wichtig. Daher nehme er jeden Morgen um 7.30 Uhr, wenn er nicht-öffentlich in der Stiftskirche die Messe feiert, die Anliegen der Gemeinde mit ins Gebet, um stellvertretend für sie alle den Gottesdienst zu halten. Regelmäßig werden Messen aus der Stiftskirche außerdem ins Internet übertragen – die Technik, die eigentlich dazu gedacht war, dass Patienten im Krankenhaus den Gottesdienst mitfeiern können, macht das nun für alle möglich. Doch der Propst betont: „Ich habe nicht den Anspruch, jeden Tag eine fernsehreife Messe zu feiern. Da gibt es professionellere Übertragungen.“

Viel Zuspruch erleben Mecking und das Seelsorgeteam für Impulse und Gedanken, die sie nun jeden Tag im Internet veröffentlichen. Dazu gehen er oder weitere Mitglieder des Seelsorgeteams immer in eine andere Kirche, um in einem kurzen Video ihre Gedanken mitzuteilen. Darauf habe er bereits zahlreiche Reaktionen bekommen, berichtet er. „Das ist“, betont der Propst, „eine gute Möglichkeit, mit den Menschen in Verbindung zu bleiben. Übrigens auch mit den älteren, von denen viele sehr genau wissen, wie man einen Computer oder ein Tablet bedient und Videos abspielt.“ Es sei wichtig, die Zeit, die sonst für persönliche Besuche reserviert war, nun zu nutzen, um neue Formate zu füllen.

Was er zudem gemerkt hat: „Ich habe nun auch mehr Zeit für mich“, sagt der Propst. Sonst habe er viele Abendtermine, die nun alle wegfallen: „Stattdessen setze ich mich nun an das Klavier und übe.“ 

Christian Breuer