Quereinsteiger mit vielen Kompetenzen

, Bistum Münster

Cordula Thöle-Busse, Hildegard Richartz-Reike und Dr. Theo van Gelder kennen das System und wissen, wo sie gebraucht werden. Die beiden Frauen aus Vechta und Herten waren in ihrem ersten beruflichen Leben Krankenschwestern. Theo van Gelder ist Theologe und Kaufmann. Als Quereinsteiger haben sie sich zu Krankenhaus-Pastoralreferenten ausbilden lassen. Bei der dreitägigen Bundeskonferenz Krankenhausseelsorge, zu der sich auf Einladung des Vorsitzenden Pfarrer Dr. Leo Wittenbecher aus Münster Vertreter der 27 deutschen Bistümer in der Domstadt trafen, stellten die Verantwortlichen aus dem Bischöflichen Generalvikariat (BGV) am 28. November das Pilotprojekt im Bistum Münster vor.

Bundeskonferenz Krankenhausseelsorge

Bistumsverantwortliche für die Krankenhausseelsorge aus ganz Deutschland trafen sich zur Bundeskonferenz in Münster.

© Bistum Münster

Die Seelsorge in den Hospitälern sei der katholischen Kirche ein besonderes Anliegen: „Wir wollen Menschen in schwierigen Lebenssituationen begleiten“, erklärte JProf. Dr. Franziskus Knoll OP von der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar. Weil die Zahlen der Priester, Ordensleute und auch die der Pastoralreferentinnen und ­-referenten perspektivisch zurückgehen, wie er den Teilnehmenden anhand einer Statistik verdeutlichte, suchen die Bistümer seit einiger Zeit nach neuen Möglichkeiten, Krankenhausseelsorgerinnen und -seelsorger zu qualifizieren. Beispielhaft dafür seien die Quereinsteiger im Bistum Münster.

Diakon Joachim König, der diesen Ausbildungsgang mitkonzipiert hat, erläuterte gemeinsam mit Dr. Marius Stelzer und Reinhild Runde, der Ausbildungsleiterin für Pastoralpsychologie, den Fachleuten aus ganz Deutschland, wie es zum „Münsteraner Modell“ gekommen sei und was sich dahinter verbirgt: Frauen und Männer mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung im Krankenhaus oder krankenhausnahen Arbeitsfeldern werden vier Jahre lang praxisbegleitend für die Krankenhausseelsorge qualifiziert. Die Ausbildung beinhaltet den praktischen Einsatz in der Krankenhausseelsorge, das Theologiestudium im Würzburger Fernkursus, einen pastoralpsychologischen Basiskursus sowie fachspezifische Module für die Krankenhauspastoral.

Zu letzteren gehören die Reflexion und Vertiefung der eigenen Spiritualität, die Vermittlung von Kenntnissen zu medizin- und rechtsethischen Themen sowie das Einüben einer ganzheitlichen seelsorglichen Sterbebegleitung. Im praktischen Teil, versicherte König, würden die künftigen Krankenhauspastoralreferenten durch langjährige Seelsorger begleitet.

Die Erfahrungen mit dem Ausbildungsmodell seien positiv. Die Krankenhaus-Pastoralreferenten würden kollegial geschätzt und seien aufgrund ihrer Kompetenzen fachlich anerkannt, zog König Bilanz. Das bestätigten Theo van Gelder, Cordula Thöle-Busse und Hildegard Richartz-Reike. Sie sind bei den Patienten, haben ein offenes Ohr für deren Sorgen und Nöte, sie sind aber auch Ansprechpersonen für das Pflegepersonal und die Ärzte: „Die Mitarbeiter in den Hospitälern vertrauen sich uns an, weil wir nachfühlen können, wie es ihnen bei ihrer Arbeit geht“, sagt Hildegard Richartz-Reike. Diese besondere Nähe sei ein Türöffner für viele Gespräche. Bereut haben die ehemaligen Krankenschwestern und der Theologe ihren Perspektivwechsel noch nie: „Wir haben mit unserer neuen Aufgabe einen vielschichtigeren Blick auf die Menschen“, ergänzt Cordula Thöle-Busse.

Bevor Arbeitsgruppen, Workshops und Vorträge auf der Tagesordnung standen, hatte Münsters Bischof Dr. Felix Genn mit den Gästen aus ganz Deutschland einen Gottesdienst in der Kapelle des Liudgerhauses gefeiert. Anschließend hatte Generalvikar Dr. Klaus Winterkamp über die aktuellen Entwicklungen und Prozesse im Bistum Münster informiert und dabei festgestellt: „Auch in der Krankenhausseelsorge ist vieles in Bewegung.“ Mit neuen Möglichkeiten wolle man darauf reagieren.

Gudrun Niewöhner