© Christoph Kirchhoff/Caritas Münster

Ringen um gute Entscheidungen in der Pandemie

, Bistum Münster, Kreisdekanat Steinfurt

Orientierung in moralischen Konflikten ist in der Corona-Pandemie mehr denn je gefragt. Damit ist die Bedeutung der Ethik gerade auch in den Altenheimen stark gewachsen. Vor diesem Hintergrund trafen sich die seelsorglichen Begleiterinnen und Begleiter in der Altenhilfe im Rahmen ihres jährlichen Studientages im Gertrudenstift in Rheine-Bentlage.

Seelsorgliche Begleiter beschäftigen sich mit moralischen Konflikten in der Altenhilfe/Lösung suchen über Falldiskussionen

Sie setzten unter anderem in Falldiskussionen mit den sich in diesen besonderen Zeiten ergebenden ethischen Konflikten auseinander. Begleitet wurden sie dabei von Boris Krause, theologischer Referent im Diözesancaritasverband und Koordinator des Ethikforums im Bistum Münster, sowie dem Diakon und Krankenhausseelsorger in Rheine, Bernhard Rathmer. 

Insbesondere die Abwägung zwischen dem Schutzbedürfnis der Bewohner und dem eigenen und dem Wunsch der Angehörigen nach Kontakt führte zu moralischen Konflikten.  „Als Reflexionsinstrument bietet die Ethik Orientierung“, sagt Rathmer. Die 17 Teilnehmenden tauschten sich über die schönen Momente als auch belastenden Erfahrungen während des Besuchsverbots in den Einrichtungen aus. 

Angesprochen wurden dabei auch die ethischen Konflikte. „Bei uns ist keiner allein gelassen worden", sagte eine Teilnehmerin: "Allerdings haben manche dementen Bewohner ohne den Besuch ihrer Angehörigen stark abgebaut und ihre Hoffnung verloren“. Viele äußerten, durch die Erfahrungen während der Corona-Pandemie neue Einsichten für ihre Arbeit in den Einrichtungen gewonnen zu haben.

In Falldiskussionen suchten die seelsorglichen Begleiterinnen und Begleiter nach angemessenen, vernünftigen und vor allem menschlichen Entscheidungen in ethischen Konfliktsituationen. Anhand der vier Prinzipien Autonomie der Bewohner, Schadensvermeidung, Fürsorgeverpflichtung und Gerechtigkeit entwickelten sie ein Bewusstsein für ethische Konflikte, um damit zu möglichen, vertretbaren Lösungen zu kommen.

Rund 60 nebenamtliche seelsorgliche Begleiterinnen und Begleiter sind in den Altenhilfeeinrichtungen im Bistum Münster tätig. In fünf Fortbildungen sind sie in den vergangenen Jahren von der Hauptabteilung Seelsorge qualifiziert worden. Sie sind als Pflegekräfte oder Mitarbeitende im sozialen Dienst in den stationären Altenheimen tätig und vertraglich für fünf Stunden für seelsorgliche Aufgaben freigestellt. Unterstützt und begleitet werden sie von den hauptamtlichen pastoralen Seelsorgern in den Pfarreien. „Beide sind gemeinsam für die Seelsorge in den Altenhilfeeinrichtungen verantwortlich“, betont Mechtilde Hessling, Referentin für Seniorenseelsorge im Bistum Münster.

In Kürze bietet das Ethikforum im Bistum Münster für Mitarbeitende in der Altenhilfe eine mehrtägige Fortbildung „Ethik im Arbeitsalltag der Altenhilfe“ an. Darin geht es um den Umgang mit typischen Konfliktsituationen in ambulanten, teil- oder vollstationären Pflegeeinrichtungen. Ziel ist es, das Bewusstsein für Handlungsoptionen zu schulen. Ein einfaches Modell der Fallbesprechung soll helfen, schwierige Situationen gemeinsam im Team zu lösen.

Caritasverband für die Diözese Münster 
Harald Westbeld

 

Bildunterschrift: Um gute Entscheidungen in ethischen Fragen rangen die seelsorglichen Begleiterinnen und Begleiter aus der Diözese Münster im Gertrudenstift in Rheine. (Foto: Christoph Kirchhoff/Caritas Münster)