Rituelle Gewalt geht uns alle an
Es sind düstere Welten voller Gewalt und Stillschweigen – alles im Namen Satans. Einblicke in diese Welten satanischer Sekten haben nun die Teilnehmer der interdisziplinären Tagung zum Thema "Rituelle Gewalt" erhalten.
Rund 300 Interessierte aus Deutschland, England, Österreich und der Schweiz, darunter Fachleute unterschiedlicher Ausrichtungen sowie Sektenaussteigerinnen und -aussteiger, informierten sich in der Katholischen Hochschule Münster (KatHO) zwei Tage lang über rituelle Gewalt und die Folgen für die Opfer.
Veranstaltet wurde die Tagung vom Bischöflichen Generalvikariat Münster, dem Beratungsdienst Sekten- und Weltanschauungsfragen und dem Arbeitskreis Rituelle Gewalt der Bistümer Münster, Osnabrück und Essen. Unterstützung gab es durch die KatHO Münster, das Netzwerk Gewaltprävention, das Kinderschutzportal und die Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle (EFL) des Bistums.
"Rituelle Gewalt hat immer etwas mit einer Weltanschauung zu tun", erklärt Brigitte Hahn, Sekten- und Weltanschauungsbeauftragte im Bistum Münster und Leiterin der Tagung. Die Sektenmitglieder verfolgten ihre satanische Ideologie, indem sie misshandeln, missbrauchen, foltern und töten würden. "Sie sehen sich als auserwählte Gruppe, die Satan helfen kann, und zelebrieren dies in Ritualen", sagt Hahn. Schweigen und gehorchen hieße es, schon für die Kleinsten. Solide Zahlen gebe es darum kaum, täten die Sektenmitglieder doch alles dafür, um als normale Bürger wahrgenommen zu werden.
Auch Bischof Dr. Felix Genn weiß um die Relevanz dieses Themas. "Rituelle Gewalt geht uns alle an", schreibt er in seinem Grußwort zur Tagung. "Wir brauchen Einblicke in diese düsteren Welten. Wir brauchen Handlungsstrategien und wir brauchen die Beteiligung aller gesellschaftlichen Bereiche, um diesen menschenverachtenden Machenschaften entgegentreten zu können." Die Tagung sei ein weiterer Beitrag, um das Thema aus dem Verborgenen ins Licht zu holen, betont Genn.
Dass die Öffentlichkeit informiert wird, ist auch Brigitte Hahn wichtig. Noch mehr: "Die Politik ist gefordert, Maßnahmen auf den Weg zu bringen", sagt sie. So müssten Beratungsstellen entstehen, Schutzkonzepte für Opfer entwickelt sowie Sonderermittlungen eingesetzt werden, die sich vertieft mit dem Bereich auseinandersetzen.
Erste Vernetzungen zwischen verschiedenen Berufsgruppen ermöglichte bereits die Tagung, die mit Workshops und Vorträgen zu den verschiedenen Aspekten von ritueller Gewalt die Interessen nahezu aller Teilnehmer abdeckte. "Die Rückmeldungen, die ich bekommen habe, waren durchweg positiv", berichtet Hahn. Besonders das Fazit eines Workshops sei hängen geblieben: "Wir müssen die seelsorgliche Begleitung von Opfern verstärken", gibt sie wieder. Als Aussteigerinnen und Aussteiger seien diese auf der Suche nach einer neuen Beheimatung. Gerade die katholische Kirche könne sie mit Seelsorgern, Beratern und Ehrenamtlichen dabei unterstützen.
Weiterführende Informationen zum Thema liefert der Sammelband mit dem Titel "Rituelle Gewalt. Das (Un)heimliche unter uns", herausgegeben vom "Arbeitskreis Rituelle Gewalt" der Bistümer Osnabrück, Münster und Essen. Münster 2014. Dialogverlag. ISBN: 978-3-941462-93-9, 19,90 Euro.
Das Bistum Münster hat zudem bereits eine Videoproduktion zu dem Thema veröffentlicht: www.youtube.com/watch?v=JXAWeQw5fYs.
Text: Bischöfliche Pressestelle / 07.09.2016
Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de