Ruth Bertmann gehört zum Team der Notfallseelsorger im Kreis Coesfeld

, Kreisdekanat Coesfeld

Empathie, Gesprächsfähigkeit und Organisationstalent. Das sollten Notfallseelsorger neben ihrem Rucksack immer im Gepäck haben. Die Ehrenamtlichen sind da, wenn für andere gerade eine Welt zusammenbricht – oft von einem auf den anderen Moment. Sie sind dabei, wenn eine Todesnachricht überbracht wird oder wenn jemand beispielsweise durch einen Suizid verstorben ist. „Wir bringen Zeit mit“, sagt Andreas Naumann-Hinz. Der Pastoralreferent koordiniert gemeinsam mit der evangelischen Pfarrerin Alexandra Hippchen die Notfallseelsorge im Kreis Coesfeld. Zurzeit sind 33 Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger im Alter zwischen 29 und 72 Jahren im Kreis aktiv. „Die Ehrenamtlichen kommen aus den unterschiedlichsten Berufsfeldern. Einige sind in beratenden und helfenden Bereichen tätig, andere in der Landwirtschaft oder im Handwerk und wieder andere in akademischen Berufen“, berichtet Naumann-Hinz. Im vergangenen Jahr wurde die Hilfe 150 Mal angefordert.

Das Foto zeigt Koordinator Andreas Naumann-Hinz und Ehrenamtliche Ruth Bertmann.

Koordinator Andreas Naumann-Hinz und Ehrenamtliche Ruth Bertmann engagieren sich im Kreis Coesfeld bei der Notfallseelsorge.

© Bistum Münster

Eine von ihnen ist Ruth Bertmann. Die 41-Jährige engagiert sich seit einem Jahr als Notfallseelsorgerin. Bei ihren ersten Einsätzen hat sie einen erfahrenen Kollegen begleitet. „Das hat mir Sicherheit gegeben“, berichtet die Rosendahlerin. Besonders in der Anfangszeit der Rufbereitschaft sei sie sehr aufgeregt gewesen. „Man weiß nie, wann das Handy klingelt“, begründet sie die Stresssituation. Inzwischen sei sie ruhiger geworden. Nach einem Jahr Praxis und sieben Einsätzen habe sie eine innere Stabilität gewonnen. „Ich kann mich auf das verlassen, was ich in der Ausbildung und in den Weiterbildungen gelernt habe.“

Wird sie von der Leitstelle der Feuerwehr gerufen, macht sie sich sofort auf den Weg. Der kann auch schon mal länger ausfallen. Die Notfallseelsorger sind für den gesamten Kreis Coesfeld zuständig. Damit es schnell geht, steht bei Bertmann der gepackte Rucksack immer griffbereit im Flur. Darin finden sich neben einem Ordner mit Adressen und Handlungsempfehlungen, unter anderem auch Kerzen, Taschentücher, Bilderbücher, Schmeichelsteine und der besondere Notfallseelsorgeteddy. „Es ist gut, wenn man den Menschen etwas in die Hand geben kann“, weiß Bertmann.

Die Notfallseelsorge sei in die Rettungskette integriert und arbeite auf Augenhöhe mit der Feuerwehr und der Polizei. Beim Anruf erhalte sie einige grobe Informationen über das, was passiert sei. Vor Ort sei es wichtig, sich langsam in das Geschehen einzufinden. „Für die Betroffenen ist es eine absolute Ausnahmesituation. Wir kommen mit einem offenen Ohr und einem offenen Blick. Und wir bringen Zeit und Geduld mit“, berichtet die Grundschullehrerin. Wichtig sei es, die Menschen ins Handeln zu bringen, sie aus einer Starre herauszuholen. „Sie haben gerade eine Nachricht erhalten, die ihr Leben total verändert“, hat Bertmann großes Verständnis für das Verhalten der Betroffenen. Nach zwei bis drei Stunden sei in der Regel ein Einsatz beendet. „Aber er kann auch mal 20 Minuten oder fünf Stunden dauern. Zum Schluss verweisen wir auf weitere Hilfsangebote, wenn das gewünscht wird. Für uns ist dann der Fall abgeschlossen“, erklärt sie.

Nach einem Einsatz schreibt sie ein Protokoll, das sie an die beiden hauptamtlichen Koordinatoren schickt. „Bei den regelmäßigen Teamabenden tauschen wir uns über die Einsätze aus. Das ist wichtig für die Psychohygiene“, weiß Naumann-Hinz, und Bertmann fügt hinzu: „Wir wissen auch, dass wir mit den Koordinatoren erfahrene Menschen im Hintergrund haben, an die wir uns jeder Zeit wenden können.“

Im Herbst startet ein neuer Ausbildungskurs der Notfallseelsorge Münsterland. „Wir führen mit den Interessierten zunächst Vorgespräche. Wir sprechen über die Motivation und die Eignung“, informiert Naumann-Hinz. Der Kurs umfasst rund 70 Unterrichtsstunden sowie Praktika beim Rettungsdienst und der Polizei. Der Grundlagenkurs startet am 30. Oktober. „Normalerweise können 25 Teilnehmer – fünf pro Kreis – ausgebildet werden. Allerdings eignen sich die Seminarräume unter Berücksichtigung der aktuellen Abstands- und Hygieneregeln während der Corona-Pandemie nur für 16 Personen“, erklärt er.

Interessierte können bis Anfang Juli entweder mit Pastoralreferent Andreas Naumann-Hinz () oder mit Pfarrerin Alexandra Hippchen () Kontakt aufnehmen.

Weitere Informationen gibt es unter www.notfallseelsorge-muensterland.de/coesfeld/.

Michaela Kiepe