Schatz der Ascheberger Glaubensgeschichte auf 32 Seiten

, Kreisdekanat Coesfeld, Stadtdekanat Münster

Wer weiß, ob der Schatz der Ascheberger Glaubensgeschichte ohne den Anstoß der Geschwister-Fritz-Stiftung jemals eine Würdigung in ihrer jetzigen Form erhalten hätte? Längst gibt es Pläne, eine Art Schatzkammer zu errichten, in der die „vergessene Ascheberger Katharinentracht“ und die „Katharinenpyramiden“ präsentiert werden. Doch vorab hat Professor Dr. Johann Michael Fritz, der sich zusammen mit seiner Schwester für den Erhalt sakraler Kunst einsetzt, die Geschichte der „kostbaren Wiederentdeckung“, so der Titel, veröffentlicht. Die 32-seitige Broschüre, die im Aschendorff Verlag erschienen ist, überreichte er am 5. Mai zusammen mit Fotograf Stephan Kube und Martin Kaspar von der Abteilung Kunst und Kultur an Dr. Ralf Hammecke, Verwaltungsdirektor im Bischöflichen Generalvikariat Münster.

In der Broschüre "Kostbare Wiederentdeckung" hat Prof. Dr. Johann Michael Fritz den Schatz der Ascheberger Glaubensgeschichte zusammengefasst.

© Stephan Kube, Greven

Die Geschwister-Fritz-Stiftung hatte 2013 erklärt, sich an den Restaurierungskosten eines eindrucksvollen Gemäldes in der Pfarrkirche St. Lambertus in Ascheberg zu beteiligen. Dabei erfuhr Johann Fritz von rund 570 gut erhaltenen sogenannten Votivgaben, die auf acht mit rotem Stoff bezogenen, hölzernen Pyramiden befestigt waren und früher bei der Prozession zu Ehren der heiligen Katharina in der Kirche aufgestellt wurden. „Mit Votivgaben sind kleine Gaben und Geschenke gemeint, die Menschen damals als ein sichtbares Zeichen für das Vertrauen auf göttliche Hilfe und den Glauben an die Kraft des Gebets am Ort der Verehrung abgelegt haben“, erklärt Kunsthistoriker Martin Kaspar. In Ascheberg werden solchen Gaben an die heilige Katharina, darunter in Silber gestochene Bildchen sowie Silberkreuze, erstmals in einer Urkunde aus dem Jahr 1483 erwähnt.

Mit dem Blick eines ausgewiesenen Kenners der Goldschmiedekunst erkannte Fritz unter den Votivgaben einen ungewöhnlichen Gegenstand: ein Bergkristallgefäß in Form eines Löwen. Nach eingehender Untersuchung stellten die Experten fest, dass es sich um einen kostbaren „Fatimidischen Bergkristall“ aus dem 11. Jahrhundert handelt, der als Reliquiar umgenutzt wurde. „Er stammt wahrscheinlich aus dem vorderen Orient und gelangte in der Zeit der Kreuzzüge in unseren Kulturkreis“, erklärt Friz und bedauert, dass sich die Reliquie nicht mehr einem Heiligen zuordnen lässt: „Im Inneren des Löwen sieht man feinen Stoff mit bräunlichen Blutspuren und dahinter eingeklemmt einen Pergament- oder Papierstreifen, auf dem, leider nicht mehr lesbar, wohl der Name des Heiligen stand, von dem die Reliquie stammt.“ Wie der Bergkristall nach Ascheberg gelangt ist, lässt sich ebenfalls nicht mehr ermitteln. Fritz stellt in der Publikation die These auf, dass der münsterische Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen (1606 – 1678) mit der Weitergabe des Stückes nach Ascheberg vielleicht die Wallfahrt in dem westfälischen Ort stärken wollte. Gesichert ist das aber nicht.

Hammecke freut sich, dass mit der Zusammenfassung der „kostbaren Wiederentdeckung“ durch die Geschwister-Fritz-Stiftung der besondere Schatz der Ascheberger Glaubensgeschichte gewürdigt wird. „Gerade die Entdeckung des Bergkristall-Gefäßes ist ein eindrucksvolles Beispiel eines interreligiösen Kulturtransfers“, betont der Verwaltungsdirektor und dankt den Geschwistern Fritz für ihren Einsatz: „Mit Ihrem großzügigen Engagement tragen Sie dazu bei, Gemälde, Skulpturen und Paramente, also ein Stück Glaubensgeschichte, für nachfolgende Generationen wachzuhalten.“

Für Fritz, der viele Jahre als Museumskonservator und Professor für Kunstgeschichte tätig war, ist es ein Herzensanliegen, die Ornamenta Ecclesiae, zu denen auch die Votivgaben zu Ehren der heiligen Katharina von Alexandrien in Ascheberg zählen, zu erhalten. „Diese und viele weitere Werke sind unsere Patienten, deren Wiederherstellung wir unterstützen“, betont er, „und es gibt noch viele Patienten, für deren Heilung wir Stifter und Spender brauchen.“

Die Publikation „Kostbare Wiederentdeckung. Eine vergessene Verehrung der heiligen Katharina von Alexandrien und ihr Getier, nebst einem Abenteurer aus Ägypten in St. Lambertus zu Ascheberg“, herausgegeben von Johann Michael Fritz, ist im Aschendorff Verlag erschienen und kann im Einzelhandel unter der ISBN-Nummer 978-3-402-24784-6 für 12,80 Euro erworben werden. Die Broschüre enthält Beiträge von Johann Michael Fritz, Norbert Köster, Elisabeth Hemfort und Martin Kaspar. 

Ann-Christin Ladermann

Foto Bergkristall-Löwe: Stephan Kube, Greven

Im Beisein von Stephan Kube (links) und Martin Kaspar (rechts) überreichte Prof. Dr. Johann Michael Fritz (2. von rechts) die Publikation an Dr. Ralf Hammecke.

Im Beisein von Stephan Kube (links) und Martin Kaspar (rechts) überreichte Prof. Dr. Johann Michael Fritz (2. von rechts) die Publikation an Dr. Ralf Hammecke.

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