Schnelle Hilfe vor Ort

, Bistum Münster

Weihbischof Rolf Lohmann staunt nicht schlecht: Eine große Liege in der Mitte, Verbandsmaterial und Medikamentenschränke an den Seiten, akkurat nebeneinanderhängende Stethoskope. „Ein professionell eingerichtetes Behandlungszimmer – und das auf einer Insel“, zeigt er sich beeindruckt.

Die Versorgung kleinerer und größerer Blessuren gehört für die Malteser in den Sommerwochen zum Alltag auf Ameland.

© Malteser im Bistum Münster

Der Regionalbischof für den Niederrhein und das Kreisdekanat Recklinghausen ist am 16. August nach Ameland gekommen, um sich unter anderem ein Bild von der Sanitätsstation der Malteser zu machen. Seit knapp 60 Jahren kümmern sich die Malteser aus dem Bistum Münster während der nordrhein-westfälischen Sommerferien um die kleinen und großen Verletzungen und Krankheiten, die während einer Ferienfreizeit auftreten können. Drei Teams mit jeweils acht Personen sind je 14 Tage vor Ort. Ihr Einsatzort: Die Sanitätsstation in einem angemieteten Ferienhaus, das auch eine Woche vor und nach den Ferien besetzt ist. Denn es muss umgebaut werden: In einem Raum muss eine Ambulanz eingerichtet werden, in einem anderen der Einsatzleiterraum mit Klingelanlage. Auch eine Telefonanlage muss installiert werden.

Die Ehrenamtlichen schätzen vor allem den Kontakt zu den verschiedenen Ferienfreizeiten: „Das ist hier auf der Insel einzigartig. Obwohl jedes Lager erstmal eine Gruppe für sich ist, wächst man zu einer großen Gemeinschaft zusammen“, sagt Stefan Fehmer. Seit 1996 übernimmt er regelmäßig in den Sommerferien den Malteserdienst, in diesem Jahr gleich zwei Schichten, er ist also vier Wochen am Stück auf Ameland. „Wenn einen die Insel einmal gepackt hat, lässt einen das Gefühl nicht mehr los.“ Es sei eine andere Arbeit als zu Hause, man lerne neue Leute kennen und arbeite vor allem mit Maltesern zusammen, mit denen man sonst nur wenig Kontakt habe. „Das Team wird in dieser Zeit zur Familie“, erklärt Fehmer. 

Dass die Teilnehmer von Ferienfreizeiten oft nur mit leichten Blessuren zu ihnen kommen, stört den Krankenpfleger nicht. „Am besten ist es ja, wenn es gar nicht erst zu einer Behandlung kommt. Und einige unserer Einsätze sind sozusagen für die Seele“, sagt Fehmer. Immer wieder macht er die Erfahrung, dass es für den betroffenen Teilnehmer hilfreich ist, wenn ein Außenstehender und kein Betreuer die Diagnose stellt. Ob Zecken oder Läuse, Quetschungen oder Knochenbrüche – die Malteser sind zur Stelle. In diesem Jahr ist es bisher recht ruhig verlaufen, bilanziert Fehmer. Einen Hubschrauber-Einsatz wie in vergangenen Jahren habe es in den zurückliegenden fünf Wochen nicht gegeben, wohl aber ein Schlüsselbeinbruch. 

Unterstützt werden die Malteser von einem Ameländer Arzt. Wochentags am Nachmittag bietet er seine Sprechstunde in der Sanitätsstation an. Die Medikamente, die der Mediziner während der Sprechstunde verschreibt, werden abends durch die Malteser zu den Ferienlagern geliefert. Die Ärzte auf der Insel sind dankbar für die gute Zusammenarbeit mit den Ehrenamtlichen, weiß Fehmer aus vielen Gesprächen. „Bei mehr als 5000 Mädchen und Jungen aus dem Bistum Münster, die jeden Sommer an einer Ferienfreizeit auf Ameland teilnehmen, könnten sie das gar nicht alleine stemmen.“ 

Träger des Amelandeinsatzes und somit verantwortlich für die Durchführung ist die Diözesangeschäftsstelle Münster der Malteser. Dort ist ein Arbeitskreis eingerichtet mit Bernhard Bücker an der Spitze, der die organisatorischen Aufgaben sowie die operative Durchführung übernimmt. Dazu gehören auch finanzielle Fragen: Die Ferienlager zahlen je Teilnehmer einen festen Betrag für die Betreuung und können dann die vielseitigen Angebote der Malteser auf Ameland in Anspruch nehmen. 

Ann-Christin Ladermann