Schöpfungs-Fenster für Mauritzer Franziskanerinnen

, Stadtdekanat Münster

Es ist ein Lichtspiel, das einen innehalten lässt: In einem kräftigen Rot und einem mystischen Blau erstrahlt die Kapelle im Neubau auf dem Gelände der Mauritzer Franziskanerinnen in Münster. „Das Sonnenlicht ist gerade ideal“, freut sich Schwester Hiltrud Vacker, die seit der Einweihung des Komplexes zusammen mit vier Mitschwestern in dem Gebäude lebt. Mehrmals am Tag suchen die Franziskanerinnen die Kapelle auf, um zu beten. „Mein Herz geht jedes Mal auf, wenn ich hineinkomme“, sagt Schwester Hiltrud, die häufig auf Besucherinnen und Besucher aus der Nachbarschaft trifft. Tagsüber ist die Kapelle als Rückzugsort für alle geöffnet. Ein Hingucker sind für die meisten, wie auch immer wieder neu für Schwester Hiltrud, die besonderen Fenster.

Die Fenster lassen die neue Kapelle der Mauritzer Franziskanerinnen in kräftigen Farben erstrahlen.

© Bistum Münster

„Der Maler Thomas Jessen aus Eslohe im Sauerland hat es geschafft, der Kapelle durch die Gestaltung der Glasfenster eine ganz besondere Atmosphäre zu verleihen“, erklärt die Ordensschwester. Was sie damit meint, wird beim näheren Hinschauen deutlich. Im Zentrum steht das Thema Schöpfung. Es hat eine besondere Bedeutung für die Franziskanerinnen, dichtete doch der Heilige Franziskus einen eigenen Gesang auf die Schöpfung, den sogenannten Sonnengesang. Jessen hat ihm die oberen Fenster in der ovalen Kapelle gewidmet. „Dort über der Orgel beginnt der Tag mit der aufgehenden Sonne“, sagt Schwester Hiltrud und dreht sich in Richtung des Altars. „Dann geht es weiter mit dem blauen Himmel und den Vögeln und schließlich“, sagt sie, und schaut auf die Fenster oberhalb des Ausgangs, „sehen wir das nachtschwarze Firmament mit dem Mond und den Sternen.“

Ins Auge sticht außerdem das rote Fenster an der rechten Seite, das sogenannte „Christus-Fenster“. Drei Motive hat der Künstler auf Wunsch der Schwestern in die äußere der beiden übereinanderliegenden Glasscheiben geritzt: die Geburt und die Kreuzigung Jesu sowie das leere Grab. Den Sockel des Glaskunstwerks bildet eine Osterkerze. „Unser Glaube an die Auferstehung ist unser Fundament“, begründet Schwester Hiltrud die Motivwahl. Auch die Farbe rot ist bewusst gewählt: „Rot steht für die brennende Liebe Gottes zu uns Menschen.“

Das Motiv der geöffneten Hände symbolisiert den Auftrag der Franziskanerinnen in der Welt.

© Bistum Münster

Genau gegenüber, auf der linken Seite der Kapelle, geht es mit einem blassen Weiß, das milchig schimmert und von mehreren klaren Stellen durchbrochen wird, weniger kräftig zu. „In diesem Fenster spiegelt sich der Heilige Geist wider, der für uns Menschen manchmal nur schwer fassbar und etwas durchscheinend ist“, sagt die Mauritzer Franziskanerin. Ebenfalls drei Symbole fallen ins Auge: in der Mitte ein Christusbild nach der Vorlage des sogenannten Mandylion von Edessa, links das Motiv von geöffneten Händen und rechts von vier sich reichenden Händen. „Uns war es wichtig, dass unser Auftrag aufgegriffen wird, den wir als Franziskanerinnen haben, nämlich zu helfen, aber uns auch beschenken zu lassen“, erklärt Schwester Hiltrud.

Dieser Gedanke spiegelt sich auch in der gesamten Form der Kapelle wieder, die von außen zwei ineinander gefaltete Hände darstellt. „Wir stehen in Gottes Schutz und wirken unter diesem in der Welt“, beschreibt die Ordensschwester. Für die Außenwelt ist auch in der Kapelle Platz: „Die Fenster sind so gestaltet, dass die Besucher an den Motiven vorbei hinausschauen können und sich so als Teil von Gottes Schöpfung erleben.“ 

Ann-Christin Ladermann

Bilder: Bistum Münster/Ann-Christin Ladermann