Schulseelsorger Hendrik Drüing konzipiert Corona-Unterrichtsstunde

, Stadtdekanat Münster

Für viele Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums St. Mauritz in Münster ist es ein kleiner Schritt in Richtung Normalität. Nach und nach dürfen sie an einzelnen Tagen wieder zurück in die Schule. Knapp zwei Monate war das aufgrund der Corona-Pandemie nicht möglich. Zwei Monate, in denen sie auf ihren gewohnten Alltag verzichten mussten. Was hat das mit ihnen gemacht? Diese Frage hat sich Schulseelsorger Hendrik Drüing gestellt und dazu eine Unterrichtsstunde konzipiert. Die Lehrerinnen und Lehrer können so in der ersten Präsenzstunde mit ihren Schülern Eindrücke zur aktuellen Situation sammeln und mittels verschiedener Methoden darüber ins Gespräch kommen.

Schulseelsorger Hendrik Drüing

© privat

„Ich glaube, es ist wichtig, den Schülerinnen und Schülern zu signalisieren, dass wir als Schule nicht einfach mit dem Unterricht und dem Lehrplan fortfahren, als wäre nichts gewesen. Sie sollen spüren, dass wir die Kontaktbeschränkungen und den Lockdown ernst nehmen, weil es unseren Alltag und unser Zusammenleben verändert hat und vermutlich noch länger verändern wird“, erklärt Drüing, der von einer Kollegin auf die Idee gebracht worden ist. Die Unterrichtsstunde ist online verfügbar, es wird kein Stift, kein Papier benötigt. „Sie kann problemlos unter den geltenden Hygienemaßnahmen bearbeitet werden“, sagt der Schulseelsorger. Einzig ein privates, digitales Endgerät benötigen die Schüler, beispielsweise ein Smartphone, das am Gymnasium St. Mauritz Schülern ab der 7. Klasse erlaubt ist. 

Zum Einstieg hat Drüing ein Video des Recklinghäuser Sängers Sebel ausgewählt. Der Musiker singt darin über das, was ihn in der Corona-Krise bewegt, über seine Zuversicht, dass die Krise auch eine Chance für die Gesellschaft sein kann. „Es braucht Zeiten und Räume, um Ereignisse wie die momentane Situation zu verarbeiten“, ist der Schulseelsorger überzeugt. 
Die Unterrichtsstunde sieht darum in einem nächsten Schritt mehrere digitale Umfragen vor, die den Schülern genau dabei helfen sollen. Sie werden ermutigt, zunächst einen Blick zurück zu werfen, dann auf die aktuelle Situation und schließlich darüber nachzudenken, was sie sich für die Zeit nach der Krise wünschen. Mal können sie verschiedene Vorschläge unterschiedlich gewichten, mal eine Intensität auf einer Skala von 1 bis 10 auswählen oder ihre eigenen Gedanken in Schlagwörtern formulieren. „Was habe ich in der Zeit des Lockdowns über mich gelernt?“, „Wie habe ich die Zeit verbracht?“, „Wie ist meine aktuelle Stimmung?“, „Welche Gewohnheit, welches Ritual, in Zeiten von Kontaktverbot, möchte ich mir darüber hinaus bewahren?“ – Diese und weitere Fragen regen die Schüler zum Nachdenken an. Die Ergebnisse, grafisch aufbereitet, können von allen eingesehen werden.

Zum Abschluss der Stunde fordert ein Video, in dem von einem Sturm auf dem See Genezareth berichtet wird, dazu auf, über die Rolle der Religionen in Krisenzeiten nachzudenken. „Die Schüler können anhand dieses Beispiels überlegen, inwiefern die Verhaltensweisen der Menschen in der biblischen Erzählung uns heute helfen können, mit der Corona-Situation umzugehen“, erläutert Drüing. 

Der Schulseelsorger freut sich, wieder stärker in den persönlichen Kontakt mit den Schülern kommen zu können. In der Zeit, in der der Unterricht geruht hat, hielt er den Kontakt vor allem über das E-Learning, vereinzelt kamen auch Beratungsgespräche per Videotelefonie zum Einsatz. Auch über Instagram schaltete die Schulseelsorge, wie schon vor der Corona-Krise, viele Angebote, die von den Schülern gut angenommen wurden. „Das alles kann aber nur eine Ergänzung zum persönlichen Gespräch sein“, sagt Drüing. 

Ann-Christin Ladermann

© Screenshot