Schwester Christine aus Münster ist eine der jüngsten Katharinenschwestern

, Bistum Münster

Mit 43 Jahren ist sie ist die derzeit zweitjüngste Katharinenschwester Deutschlands. Zum ersten Mal hat Schwester Christine von Tils aus Münster Anfang Juni am sogenannten Provinzkapitel teilgenommen – und das unter Corona-Bedingungen. „Wenn ich sonst Mitschwestern wiedersehe, die in ganz Deutschland verteilt leben, dann gibt es natürlich eine Umarmung zur Begrüßung“, berichtet Schwester Christine. „Wir sind wie eine große Familie.“ Doch darauf musste sie verzichten. Ein Gemeinschaftsgefühl habe sich im Laufe der einwöchigen Versammlung trotzdem eingestellt. Tagungsort war das münsterische Katharinenkloster am Ermlandweg, der Sitz der Deutschen Provinz der „Kongregation der Schwestern von der heiligen Jungfrau und Martyrin Katharina“.

Schwester Christine von Tils aus Münster ist eine der jüngsten Katharinenschwestern und hat an ihrem ersten Provinzkapitel teilgenommen.

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Vor fünf Jahren trat die gelernte Logopädin dem Orden bei, lernte zunächst im zweijährigen Noviziat die Gemeinschaft, ihre Spiritualität und Ausrichtung besser kennen. 2018 folgte die erste Profess, bei der sie die Gelübde ablegte und versprach, in dieser Gemeinschaft zu leben. „Nächstes Jahr lege ich dieses Versprechen wieder für drei Jahre ab, dann folgen die ewigen Gelübde“, erklärt Schwester Christine.

Schon früh hatte die Münsteranerin die Katharinenschwestern kennengelernt, an Besinnungswochenenden der Schwestern teilgenommen und sich für kurze Auszeiten ins Kloster zurückgezogen. Was ihr so gut an dem Orden gefällt: Die Katharinenschwestern betrachten ihre in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts von der seligen Regina Protmann gegründete Gemeinschaft als ersten Frauenorden, der nicht nur kontemplativ ausgerichtet, sondern auch sozial tätig ist. Ob Kranken- und Altenpflege, der Einsatz in Schulen und Kindergärten, in der Gemeinde und Krankenhausseelsorge – Schwester Christine möchte für die Menschen da sein. Vor zwei Jahren wechselte sie von Münster in den Konvent nach Hamburg, wo sie im Wilhelmsburger Krankenhaus als Seelsorgerin ein offenes Ohr für die Patienten, Angehörigen und Mitarbeitenden hat. 

Doch mitten in der Corona-Zeit führte sie ihr Weg für kurze Zeit zurück nach Münster. Alle drei Jahre findet im Mutterhaus das Provinzkapitel statt, bei dem Mitschwestern aus allen neun Konventen Deutschlands zusammenkommen. Auf der Tagesordnung stand dieses Mal unter anderem die Wahl einer neuen Provinzleitung. Schwester Christine zählte als sogenannte Juniorin zwar nicht zu den Delegierten und war nicht wahlberechtigt, durfte aber aus Interesse dennoch teilnehmen und ihr erstes Kapitel miterleben. „Ich hatte mit vielen formalen Themen gerechnet, ähnlich wie bei politischen Sitzungen“, berichtet sie. „Ich war aber froh, dass die Gemeinschaft im Mittelpunkt stand und in Kleingruppen zentrale Fragen diskutiert wurden wie ‚Wie geht es mit unserer Gemeinschaft weiter?‘, ‚Welche Ideen haben wir?, ‚Wie können wir uns einbringen?‘“ Der Provinzbericht, ein Rückblick auf die vergangenen drei Jahre, habe gezeigt, dass die Katharinenschwestern gerade jetzt eine Aufgabe haben und gebraucht werden, zum Beispiel in der Wallfahrtsseelsorge in Schöppingen-Eggerode, in Herzfeld in der Gemeindearbeit oder in der Leitung eines Seniorenhauses in der Eifel.

„Ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben.“ Dieser Vers des Propheten Jeremia stand über dem Kapitel und machte deutlich, dass auch über die Zukunft des Ordens diskutiert wurde. „Es ist wichtig, vorausschauend zu denken, wenn die Altersstruktur belegt, dass zwei Drittel meiner deutschen Mitschwestern über 80 Jahre alt sind“, sagt Schwester Christine. Beschlüsse wurden gefasst, doch Ideen und Gedanken geteilt. Generaloberin Ivone Wiest aus Brasilien, die in Rom lebt, dem internationalen Sitz der Gemeinschaft, konnte zur großen Freude der Schwestern trotz der Corona-Krise am Kapitel in Münster teilnehmen.

Platz genug für die insgesamt 23 Teilnehmerinnen des Provinzkapitels in Münster gab es zum Glück. „Wir haben in unserem größten Raum einen Außen- und einen Innenkreis gebildet, die Türen zum Lüften aufgelassen, und feste Plätze im Speiseraum und in der Kapelle zugewiesen“, berichtet Schwester Christine. Corona-Einschränkungen hin oder her: „Es war schön, eine Woche lang in Gemeinschaft zu verbringen.“

Ann-Christin Ladermann