Seelsorge im Kleinen

, Bistum Münster, Kreisdekanat Steinfurt

Sigrid Audick liebt ihre Arbeit: „Da kommen zwei Dinge zusammen, die ich einfach mag.“ Die 52-Jährige liest für ihr Leben gern. Mindestens genauso gern ist sie mit Menschen zusammen, redet, hört zu. Diese beiden Leidenschaften verbindet die Diplom-Bibliothekarin seit 25 Jahren in ihrem Beruf als Leiterin der Patientenbibliothek im Universitätsklinikum Münster (UKM). Diese wird getragen und finanziert vom Bistum Münster.

Sigrid Audick

Seit 25 Jahren leitet Sigrid Audick die Klinikbücherei im UKM. Getragen und finanziert wird dieses Angebot vom Bistum Münster.

© Bistum Münster

Durch Zufall hatte Sigrid Audick, die mit ihrer Familie in Recke lebt, damals von der freien Stelle im Klinikum erfahren. Ein großes Glück, wie die Mutter zweier erwachsener Söhne heute noch findet. Drei Tage in der Woche ist sie mit 24 Stunden in Münster. Zum Team gehören zwei Kolleginnen, eine Auszubildende und ein Bufdi.  

Immer montags bis donnerstags von 10 bis 17 Uhr und freitags von 10 bis 14 Uhr ist die Klinikbücherei, wie sie im UKM heißt, auf der Ebene 04 Mitte im Zentralklinikum geöffnet. „Nicht nur für Patienten“, ergänzt Sigrid Audick. Auch Mitarbeitende und Angehörige sind willkommen.

Wer nicht fit genug ist, um selbst in die Bibliothek zu kommen, der kann sich bei der mobilen Ausleihe bedienen: „Wir versuchen einmal in der Woche auf allen Stationen, die für Besucher zugänglich sind, mit dem Bücherwagen vorbeizuschauen.“ Die Patienten freuen sich über dieses Angebot. Sigrid Audick und ihre Kolleginnen kennen von (fast) jedem Buch den Inhalt in Kurzversion: „Wir geben selbstverständlich auch Empfehlungen.“

Besonders gefragt sind Romane. Krimis gehen auch immer. Und Biografien. Die meisten lesen am Liebsten leichte Lektüren, über die man schmunzeln kann. „Probleme und Sorgen haben alle selbst genug“, weiß Sigrid Audick aus vielen Gesprächen. Für den Patientenkontakt nehmen sie und ihre Kolleginnen sich Zeit. Viele seien einfach froh, mal über anderes als ihre Krankheit zu sprechen: „Beim Blättern in den Reiseführern, aber auch in den Kochbüchern fangen sie an zu erzählen.“ Von früher, aber auch von Plänen, die sie haben, wenn sie wieder zu Hause sind. „Seelsorge im Kleinen“, nennt Sigrid Audick diesen Teil ihrer Arbeit mit einem Lächeln.

Sigrid Audick ist auch im Deutschen Bibliotheksverband (dbv) aktiv und bringt so neue Ideen nach Münster. Durch eine Kooperation mit den beiden Patientenbibliotheken der Berliner Charité kann die münsterische Klinikbücherei seit einiger Zeit eine Online-Ausleihe anbieten: „Das ist besonders gut für die Patienten auf den Transplantationsstationen, die isoliert sind.“ Über E-Book-Reader, die sie auch in der Klinikbücherei bekommen, haben sie Zugang zu den Medien.

Weil besonders Kindern die Zeit im Krankenhaus lang wird, ordert das Büchereiteam reichlich Nachschub für den Nachwuchs. Überraschend im Trend sind gerade Spiele. Und natürlich Hörabenteuer mit Tonie-Boxen.

Auch mit Hörbüchern ist die Bibliothek gut bestückt – für Erwachsene, aber eben auch für Kinder. „Eltern können nicht immer vorlesen.“ Da sei die moderne Variante der Hörspielkassette eine gute Abwechslung, findet Sigrid Audick.

Alles, was auf dem Buchmarkt neu erscheint und gehypt wird, landet umgehend auch in den Regalen der Klinikbücherei: „Wir haben das, was aktuell ist.“ Auf die Auswahl ist Sigrid Audick stolz.

Sie selbst verschlingt übrigens Krimis: „Aber ich lese auch alles andere.“ Zu ihren Lieblingsbüchern gehört gerade „Mittagsstunde“ von Dörte Hansen: „Ein wunderbares Buch.“

Gudrun Niewöhner