Seminar in Coesfeld nimmt den Glauben der Generationen in den Blick

, Kreisdekanat Coesfeld

Großeltern sind die größten Fans ihrer Enkelkinder. Doch bei Themen wie Religion oder Glauben sind sie häufig verschiedener Meinung. Die Unterschiede zwischen den Generationen nimmt am Freitag, 29. März, von 9.30 Uhr bis zirka 16.30 Uhr das Seminar „Enkelkinder glauben anders“ in der Kolping-Bildungsstätte in Coesfeld in den Blick. Prof. Dr. Agnes Wuckelt, Pädagogin und Theologin an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen in Paderborn sowie stellvertretende Bundesvorsitzender der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), blickt am Vormittag auf theologische Fragen und gesellschaftliche Rahmenbedingungen.

Prof. Dr. Agnes Wuckelt wird beim Tagesseminar „Enkelkinder glauben anders“ referieren.

© kfd/Tina Umlauf

„Geht man davon aus, dass die Großeltern in den 1940er, 1950er und 1960er Jahren in Deutschland aufgewachsen sind und in dieser Zeit religiös erzogen und sozialisiert wurden, sind sie in unterschiedlichen Kontexten aufgewachsen“, erläutert sie. Dabei reiche die Bandbreite von einer durch die Kriegs- und Nachkriegsjahre traumatisierten und kirchennahen Gesellschaft bis hin zum generellen Trend in den 1960er Jahren zur Individualisierung und neuen Möglichkeiten von Freizeit- und Konsumangeboten, die dem Katholischen entgegenstünden. Die Enkelkinder würden heute in einer Welt groß, in der die soziale Zugehörigkeit eher von Lebensstil-Gemeinsamkeiten und deren Wahrnehmung geprägt sei. „Die Konflikte mit den Großeltern und Eltern sind vorprogrammiert“, hält Wuckelt fest.

Der persönliche Glaube sei stets individuell, kulturell und biografisch. „Somit unterscheidet sich auch die religiöse Orientierung einzelner Menschen innerhalb einer Generation – und ebenso von Menschen unterschiedlicher Generationen, Schichten und Milieus“, betont die Expertin. Jede Glaubens-Biografie sei ein Einzelfall, doch das Verständnis von Religion könne zwischen Großeltern und Enkelkindern differieren und beispielsweise zu Missverständnissen und falschen Erwartungen führen.

Zwar sei letztlich jeder in den persönlichen Vorstellungen einzigartig, aber im generationenübergreifenden Austausch könne man voneinander lernen. „Wer wir sind, entdecken wir durch die Erzählungen, die wir anderen und uns selbst mitteilen. Wir sind auf identitätsstiftende Erzählungen angewiesen“, sagt Wuckelt. Erzählen fordere zu Anteilnahme und Identifikation auf, biete zugleich die Möglichkeit der Abgrenzung, des Widerspruchs und der Distanz. Das, was Menschen erzählen, stelle zugleich einen Teil der alltäglichen Erfahrungen und Lebenswirklichkeiten dar.

Im weiteren Verlauf wird Christian Wacker vom Referat religiöses Lernen und Messdienerarbeit der Abteilung Kinder, Jugendliche und Junge Erwachsene aus der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen berichten. Veranstalter des Seminars sind der Verbund der katholischen Erwachsenenbildung im Bistum Münster in Kooperation mit dem Referat Seniorenseelsorge im Bischöflichen Generalvikariat. Der Tag richtet sich an Großeltern, aber ebenso an Multiplikatoren in der Seniorenarbeit und Mitarbeitende in kirchlichen Einrichtungen im gesamten Bistum Münster. Die Tagungsgebühr beträgt 20 Euro. Anmeldeschluss ist am 21. März.