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„Sie haben viel, aber nicht genug getan“

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Adolf Bertram, Josef Frings, Clemens August Graf von Galen – das sind nur einige Namen von katholischen Bischöfen während der NS-Zeit in Deutschland. „Zwischen Seelsorge und Politik“, so lautet der Titel eines Sammelbandes, der im münsterischen Aschendorff-Verlag erschienen ist und Biografien fast aller Bischöfe jener Zeit enthält. Aus den Händen der beiden Herausgeber Dr. Maria Anna Zumholz und Dr. Michael Hirschfeld erhielt Bischof Dr. Felix Genn am 5. März ein Exemplar.

„Ich freue mich sehr über dieses Buchgeschenk, weil es zum Teil um Personen geht, die noch während meiner Kindheit und Jugendzeit im Amt waren“, sagte Münsters Bischof im Beisein von Verleger Dr. Benedikt Hüffer und Verlagsleiter Dr. Dirk Friedrich Paßmann. Stellvertretend griff Genn Albert Stohr heraus, der bis 1961 Bischof von Mainz war, dem Nachbarbistum von Genns Heimatbistum Trier. Franz Rudolf Bornewasser, rund 30 Jahre lang Bischof von Trier, ist Genn ebenfalls nicht unbekannt: „Als ich knapp 50 Jahre nach seinem Tod Weihbischof im Bistum Trier wurde, war er noch immer in aller Munde“, erinnerte sich Genn. 

In dem rund 800 Seiten umfassenden Band fragen die Wissenschaftler nach dem Selbstverständnis der Bischöfe und den Grenzen ihres Handelns zwischen 1933 und 1945. Ausgangspunkt sei die in der Öffentlichkeit bis heute geführte Diskussion über das Verhalten der Bischöfe gegenüber der Staatsmacht. „Die Bischöfe haben viel getan, aber sie haben nicht genug getan“, fasste Zumholz zusammen. Hirschfeld benannte Faktoren, die das Handeln der Bischöfe bestimmt hätten, wie beispielsweise die familiäre Prägung, regionale Aspekte und die Struktur der Diözese.

Die Idee für den Sammelband entstand bei einer Tagung der Arbeitsstelle für Katholizismus- und Widerstandsforschung an der Universität Vechta im Herbst 2016 in der Katholischen Akademie Stapelfeld. Die Publikation ist im Aschendorff-Verlag Münster erschienen und kostet 29,80 Euro.

Ann-Christin Ladermann