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„Sie schauen hin, wo andere wegsehen“

, Bistum Münster

Eines von fünf Kindern in Europa wird vor seinem sechsten Lebensjahr Opfer sexualisierter Gewalt. Um auf das Schicksal dieser Kinder aufmerksam zu machen, hat die Fachstelle Prävention im Bistum Münster am 12. April in der Jugendkirche „effata“ den Opfern sexualisierter Gewalt mit einem Gottesdienst gedacht.

Neben den Mitarbeitenden und Schulungskräften im Bereich sexualisierter Gewalt und Prävention nahm auch eine Gruppe Priesteramtskandidaten im Rahmen ihrer Präventionsschulung am Gottesdienst teil. Als Zeichen der Solidarität und des Gebets entzündeten die Teilnehmenden im Altarraum Kerzen für die Betroffenen. 

„Wir wollen auf die Realität aufmerksam machen, dass Kinder immer noch sexuell missbraucht werden“, erklärte Beate Meintrup, Präventionsbeauftragte im Bistum Münster, zu Beginn. Sie dankte den knapp 60 Teilnehmenden, „dass Sie sich von dem Thema haben berühren lassen und als Präventionsbeauftragte in unserem Bistum tätig sind“. 

Domvikar Dr. Jochen Reidegeld, der dem Gottesdienst vorstand, ergänzte: „Wir können die Menschen, die uns in unserer Arbeit begegnen, mit in diese Stunde hineinnehmen und sie und ihr Schicksal vor Gott bringen.“ Gleichzeitig könne es eine Chance sein, um Kraft zu schöpfen für die schwierige Arbeit. „Sie schauen hin, wo andere wegsehen. Sie setzen sich mit den Schicksalen auseinander, begegnen dem menschlichen Leid“, hob er hervor. 

„Wir treffen in unserer Arbeit auf Menschen, die von anderen zur Befriedigung ihrer eigenen Bedürfnisse benutzt worden sind“, verdeutlichte der Domvikar in seiner Predigt. Dadurch seien die Betroffenen an Körper und Seele tief verletzt worden: „Das grundlegende Vertrauen, dass der andere es gut mit einem meint, wurde zerstört.“ Wer zusätzlich die Erfahrung machen müsse, nicht ernst genommen zu werden, leide besonders, erklärte Reidegeld. Kinder und Jugendliche müssten bis zu 20 Personen ansprechen, bis sie Gehör fänden. „Darum bin ich Ihnen für Ihre Arbeit sehr dankbar“, sagte der Geistliche und ergänzte: „Dankbar dafür, dass Kinder erfahren dürfen, dass jemand zu ihnen hält, ihnen glaubt und der Schmerz so vielleicht gelindert werden kann.“

Jürgen Flatken