Stadtkomitee der Katholiken in Recklinghausen lädt zum Gedenken ein

, Kreisdekanat Recklinghausen

Menschen wurden und werden allein wegen ihrer Glaubensüberzeugungen oder Religionszugehörigkeit verfolgt und getötet. Das ist keine Schreckensmeldung aus der Vergangenheit, sondern Gegenwart, blutige Realität auch in Europa, wie beispielsweise 2019 in Nizza. Die Täter dürfen nicht darauf vertrauen, dass die Opfer brutaler Verbrechen vergessen werden. Deshalb begehen die katholischen Christen in Recklinghausen jährlich den Gedenktag der Opfer der Nationalsozialistischen Diktatur. Das Stadtkomitee der Katholiken lädt zum Gedenk-Gottesdienst am Samstag, 23. Januar, um 18.30 Uhr in die St.-Gertrudis-Kirche in Recklinghausen-Hillerheide ein.

Der Vorsitzende Gustav Peters und sein Stellvertreter Georg Möllers (von rechts) vom Stadtkomitee der Katholiken sowie Marc Gutzeit, Geschäftsführer des Stadtkomitees (links), und Pastor Oliver Paschke stehen am Altar, auf dem die beiden Kerzen zu sehen sind.

Der Vorsitzende Gustav Peters und sein Stellvertreter Georg Möllers (von rechts) vom Stadtkomitee der Katholiken sowie Marc Gutzeit, Geschäftsführer des Stadtkomitees (links), stellten das Programm des Gedenkgottesdienstes vor, den am Samstag Pastor Oliver Paschke, Pfarrer in der Pfarrei St. Antonius, zelebriert.

© Katholisches Stadtbüro/Michael Richter

Der besondere Gottesdienst findet jedes Jahr in einer anderen Kirche statt. In diesem Jahr unter besonderen Corona-Bedingungen. Gefeiert wird der Gottesdienst mit der Gemeindemesse von St. Gertrudis. Eine Delegation des Stadtkomitees wird stellvertretend für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der vergangenen Jahre und unter den erforderlichen Hygienebedingungen die Erinnerung wachhalten.

„Diese Erinnerung an die ermordeten Menschen verbindet uns mit Gemeinschaften in Berlin und Ikskile bei Riga, wo an zwei Leidensorten der Opfer gedacht wird“, sagt Georg Möllers, stellvertretender Vorsitzender des Stadtkomitees. Gedacht wird der Ermordung von Dr. Erich Klausener. „An ihn erinnern in unserer Region, in der er als ‚sozialer Landrat‘ gewirkt hatte, nach ihm benannte Straßen, Brücken und Gebäude wie auch das Erich-Klausener-Haus.“ Am 30. Juni 1934 wurde Klausener durch ein SS-Kommando als „gefährlicher Katholikenführer“ (Hermann Göring) erschossen. Der überzeugte Christ hatte sich in Gesellschaft, Kirche und Staat eingesetzt. Zur Vertuschung des Mordes wurde die Leiche sofort verbrannt. Heute ist die Asche in der Krypta der Gedenkkirche Regina Maria Martyrum in Berlin beigesetzt, die unweit der Hinrichtungsstätte Plötzensee errichtet wurde.

Das Stadtkomitee gedenkt ebenso der Ermordung der jüdischen Mitbürger, die am 24. Januar 1942 aus Recklinghausen deportiert und in das Ghetto Riga verschleppt wurden. „Die meisten verhungerten, wurden in den Wäldern erschossen oder weiter zur Ermordung in das Vernichtungslager Auschwitz gebracht“, informiert Gustav Peters, Vorsitzender des Stadtkomitees. Im Gottesdienst wird jedes Jahr zudem an Menschen aus der jeweiligen Gemeinde erinnert, so diesmal zum Beispiel an Elisabeth Cohaupt. Sie wurde Opfer der brutalen Euthanasie-Morde der Herrschaft des Nationalsozialismus.

Mit der alljährlichen Weihe von zwei Kerzen für die Klöster der Karmelitinnen in Berlin und Ikskile bei Riga soll eine Gebets- und Gedenkbrücke gebildet werden. Das Gemeinschaftsleben der Ordensfrauen und ihr tägliches Gebet gelten an diesen Leidensorten dem solidarischen Gedenken an die Opfer der NS-Diktatur. Eingeschlossen sind auch die Menschen, die heute weltweit Opfer religiöser, politischer oder ethnischer Verfolgungen, Diskriminierungen und Mordaktionen sind.

Das Stadtkomitee der Katholiken möchte dazu ermutigen und aufrufen, sich der heutigen Verantwortung zu stellen: Überall auf der Welt würden immer noch Menschen diskriminiert, verfolgt, inhaftiert und getötet. Gerade Christen würden weltweit wegen ihres Engagements für menschliche Rechte oder einfach aufgrund ihrer religiösen Überzeugungen brutal verfolgt. „Papst Franziskus hat uns zur Solidarität mit ihnen aufgerufen. Auch dieser Aufforderung schließen wir uns im Gottesdienst an“, betont Peters.

Michael Richter/mek