Steinmetze und Goldschmiede

, Kreisdekanat Warendorf

Staunend stehen Marlon (9) und dreizehn weitere Kommunionkinder aus der Pfarrei St. Johannes in Oelde im Kreuzgang des St.-Paulus-Doms in Münster. Bildhauer Christoph Hetzel erklärt ihnen, dass der Dom vor über 750 Jahren fast ausschließlich mit bloßen Händen erbaut worden ist. Im Inneren zeigt er ihnen verschiedene Figuren und Arten der Bildhauerkunst. Auch was das Wort Restauration bedeutet, erfahren die Kinder, die sich mit dem Domworkshop auf ihre Erstkommunion vorbereiten. Wenig später dürfen sie selbst Hand anlegen und das traditionelle Handwerk des Steinmetzes ausprobieren.

Das Ergebnis von Sarah (8) kann sich sehen lassen: Sie hat ihre Schatzkiste mit funkelnden Steinen verziert.

© Bistum Münster

Marlon benutzt Klüpfel und Flacheisen, um in den weichen Baumberger Sandstein eine Schlange zu schlagen. Andere Kinder des Workshops „Kleiner Steinmetz“ schlagen Blumen oder Herzen aus dem Stein. Die neunjährige Lilly gestaltet sogar ihr Lieblingstier, einen Delfin. Um für den Stein, den sie bearbeitet, festen Halt zu schaffen, rückt sie dafür fachmännisch einen Sandsack zurecht. 

Seit dem Domjubiläum im Jahr 2014 organisiert Mario Schröer von der Dompädagogik zweistündige Kurse für Kinder am St.-Paulus-Dom. Ob als Bildhauer, Goldschmied oder Glaskünstler – bei allen Angeboten können sich die Mädchen und Jungen in traditionsreichen Handwerken versuchen, mit denen schon die alten Baumeister dem Dom sein heutiges Aussehen verliehen haben. Seit 2016 werden die Workshops unter dem Titel „Unser Dom. Haus aus Steinen – Haus aus Menschen“ speziell für Kommuniongruppen angeboten. Jeder Kurs beginnt zunächst mit einem Gang durch den Dom – je nach Schwerpunkt zum Hochaltar, in dem Teile des Domschatzes verwahrt werden, zu den farbigen Glasfenstern oder zu besonderen Sandsteinskulpturen. Anschließend dürfen die Kinder selbst aktiv werden. „Der Blick der Kinder für die Kunst und ihre liturgischen Inhalte wird viel intensiver geschärft, wenn sie mit ihren eigenen Händen etwas erschaffen“, erklärt Schröer. Dabei gehe es nicht darum, das perfekte Kunstwerk zu kreieren, im Mittelpunkt stehe das gemeinsame Tun.

Während die kleinen Steinmetze draußen fleißig werkeln, dürfen vierzehn weitere Kommunionkinder die goldenen Apostelfiguren im Altar des Domes unter die Lupe nehmen. „Das sieht aus, als wären die von innen aus Holz“, stellt der achtjährige Lukas fest. Von Workshopleiterin Stephanie Sczepanek erfahren sie, dass die vergoldeten Figuren hohl sind. Was darin wohl aufbewahrt wird? Die Mädchen und Jungen machen große Augen, als sie hören, dass es sich um Knochen handelt. Jede Figur ist damit eine Schatzkiste, die Andenken von Heiligen enthält, sogenannte Reliquien.

Dann werden die Lukas und die anderen Kommunionkinder selbst zu Goldschmiedelehrlingen und gestalten Schatzkisten für ihre ganz persönlichen Kostbarkeiten. Mia-Lena (8) gestaltet ihre Kiste mit Goldpapier und verziert sie mit funkelnden Sternen. Lou (8) möchte in ihrer Schatzkiste eine Kette aufbewahren, ein Geschenk ihrer Großmutter. „Das hat Spaß gemacht“, sind sich die Kinder am Ende einig, als sie ihre Kunstwerke stolz den Eltern präsentieren. 

Johanna Hollstegge