Studientag Behinderung und Glauben: Weil die Bibel für alle da ist

, Bistum Münster

Die Frohe Botschaft der Bibel wendet sich an alle Menschen. Deshalb hat der 33. Studientag Behinderung und Glaube des Bistums Münster am 27. November in Münster diskutiert, wie die biblischen Texten Menschen mit und ohne Behinderung gleichermaßen erschlossen werden können. Der Studientag in der Akademie Franz Hitze Haus und in Kooperation mit dieser stand unter dem Titel „Die Bibel leichter verstehen“. Rund 110 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren dabei.

Über die hohe Teilnehmerzahl freute sich auf Veranstalterseite Martin Merkens, Leiter des Referats Seelsorge für Menschen mit Behinderungen des Bistums. „Bei einer inklusiven Veranstaltung, wie wir sie hier umsetzen, ist das Erlebnis genauso wichtig wie das Ergebnis“, erläuterte er das hinter dem Studientag stehende Konzept. Das bedeuten: Neben interessanten Inhalten geht es wesentlich darum, dass die Teilnehmer diese auf die für sie passende Weise aufnehmen konnten. „Wir schaffen dafür verschiedene Zugänge etwa durch Lieder, Spiel, Zeichen, Bilder und leichte Sprache“, sagte Merkens.

Diese Zugänge eröffneten am Nachmittag vier Workshops. Gestaltet wurden sie von Pastoralreferentin Eva Maria Jansen, Daniel Frinken vom Referat Musik und Jugendkultur des Bistums, der Theologin Dr. Bettina Wellmann und der Religionspädagogin Barbara Lipperheide. Den Abschluss des Tages gestaltete Bibelerzählerin Margarte Kohlmann. Ihnen allen gelang es, den Teilnehmern die Heilige Schrift niedrigschwellig, aber eben nicht belanglos zu erschließen, so, wie es nach der heiligen Messe zur Eröffnung am Morgen auch der Hauptreferent, der Theologe und Neutestamentler Prof. Dr. Thomas Söding, schaffte.

„In der Bibel gibt es manches, das schwer zu verdauen ist. Aber die Bibel ist für alle geschrieben worden“, erklärt er. Wichtig sei, den Inhalt nicht unangemessen zu vereinfachen: „Bitte keine Theologie zu herabgesetzten Preisen.“ Die Wahrheit des Glaubens sei „einfach gut“, eine gute Übersetzung bringe das zum Ausdruck.

Religiös leichte Sprache sei vor allem gute Sprache – in doppeltem Sinne. Zum einen verkünde die Bibel eine gute Nachricht. Zwar rede sie nichts schön, sage aber, dass Gott alles gut gemacht habe und gut machen werde. Zum anderen sei gute Sprache positive Sprache. Kritik gehöre dazu. „Aber die großen Geschichten des Glaubens sind kleine Geschichten, die in die große Liebesgeschichte Gottes mit den Menschen passen“, sagt Söding. Die großen Glaubensbekenntnisse seien positive Sätze. Sie seien nicht von allen leicht zu verstehen, müssten aber in leichter Sprache daherkommen können, „am besten: beflügelt vom Heiligen Geist.“

Söding räumt ein, dass die Verständlichkeit der Bibel über die Übersetzung in die Leichte Sprache hinaus eine Herausforderung bleibt. Müsse man sie „in einem Rutsch“ lesen und auf Anhieb verstehen, würde sie niemand lesen. „Sie ist vielseitig und vielschichtig, aber auch vielfältig und vielversprechend“, sagt der Referent, „das genau gilt es zu entdecken.“ Für das Lesen gebe es gute Hilfen, etwa beim Katholischen Bibelwerk. Auch in der neuen Einheitsübersetzung gebe es Tipps zum Verständnis. Allerdings müsse man selbst lesen oder sich vorlesen lassen und selbst denken – selbst glauben sowieso. „In diesem Glauben ist die Bibel geschrieben. Diesen Glauben will sie durch aktives Lesen fördern“, sagt Söding.

Der Referent zeigt sich anschließend selbst überrascht von den unmittelbaren Reaktionen und der aktiven Anteilnahme der Teilnehmenden. Immer wieder griff er diese Reaktionen auf, sodass sich ein lebendiger Dialog zwischen Referent und Publikum, zwischen Bibel/Glauben und Lebenserfahrungen entwickelte. Wie zu Beginn versprochen schaffte es Söding, in eineinhalb Stunden einen Bogen von der ersten bis zur letzten Seite der Bibel zu spannen: „Der Anfang findet immer statt, also auch jetzt gerade. Und Gott macht alles neu, nicht irgendwann, sondern es beginnt schon jetzt.“

Anke Lucht