Studierende aus Ghana besuchen Münster und den Niederrhein

, Bistum Münster, Kreisdekanat Kleve, Stadtdekanat Münster

Ihr Lächeln ist erst etwas schüchtern, dann offener und unbeschwert. Die junge Studentin der Erziehungswissenschaften aus Ghana genießt die Ruhe und die Sonnenstrahlen auf dem Rouenhof am Niederrhein. Hier auf dem Bio-Bauernhof der Familie Verhoeven sind nicht nur Informationen angesagt, sondern auch ein paar unbeschwerte Stunden in der Natur – natürlich, nachdem der Sohn des Hauses, Johannes Verhoeven, den weitgereisten Gästen köstliche Speisen vom Grill aus dem eigenen Betrieb serviert hat. Denn die Studentin, die am Wochenende im niederrheinischen Dörfchen Kervenheim bei Kevelaer zu Gast war, gehört zur 24-köpfigen ghanaischen Gastgruppe, die im Rahmen eines Austauschprogramms mit dem Bistum Münster und den fünf nördlichen Bistümern Ghanas Nordrhein-Westfalen besucht. Seit dem 9. Juni und bis zum 27. Juni erkunden zwei Priester, zwei Professoren und 20 Studierende aus Ghana von Münster aus das (weitere) Umland.

Zwei deutsche Gastgeber und zwei ghanaische Gäste sitzen und stehen an einem Tisch vor einem Gebäude des Biohofs, vor ihnen sitzt ein Hund, den einer der Gastgeber streichelt.

Begegnung am Niederrhein: (von links) Tobias Otte, Johannes Verhoeven und zwei Gäste aus Ghana. Bild: Bischöfliche Pressestelle / Anke Gellert-Helpenstein

Von ihren Unterkünften in Münster – dem Priesterseminar Borromaeum und dem Haus Mariengrund – aus standen schon einige Highlights auf dem Programm. Begleitet vom Bistumsreferenten Tobias Otte gab’s für die Gäste eine Studentische Stadtführung durch Münster, einen Besuch der Finne-Brauerei, Teilnahme an Gebetskreisen, einen Workshop zum Thema Flucht und Migration, Dom- und Kirchenbesichtigungen in Münster und Kevelaer. Außerdem standen eine Kulturfahrt nach Regensburg, das Mitfiebern beim WM Spiel Deutschland gegen Mexiko und eine eindrucksvolle Begegnung mit Weihbischof Dr. Stefan Zekorn, Bischöflicher Beauftragter für die Weltkirche, an.

Vor dem Ausflug zum niederrheinischen Rouenhof im Kreis Kleve hatte die Gruppe die Fazenda de Esperanza besucht, gefolgt von besinnlichen Stunden im Wallfahrtsort Kevelaer. „ Wir waren in der Wallfahrtskapelle. Das war ein sehr schöner Moment – die gesamte Gemeinschaft aus Ghana spirituell zu erleben“, berichtet Tobias Otte, „jeder einzelne von ihnen hat eine Kerze angezündet.“

Die folgende Besichtigung des Bio-Bauernhofs der Familie Verhoeven unweit des Marienwallfahrtortes stand mit gutem Grund auf dem Programm. Denn Johannes Verhoeven ist seit einem Semester Student der Theologie in Münster, zuvor war er im Rahmen des missionarischen Austauschdienstes ein Jahr in Ghana aktiv. So war die Begrüßung zahlreicher Gäste auf seinem Heimathof teils die Begrüßung alter Freunde.

Apropos „Zeit“: Die Mitglieder der ghanaischen Studentenschaft um Paul, Juliana, Josy, Anthony und Co haben in Deutschland sehr über die „deutsche Pünktlichkeit“ gestaunt. „Hier hängen ja sogar an den Kirchtürmen Uhren“, wunderten sie sich und bedauerten, dass die Deutschen so wenig Zeit für spontane Begegnungen hätten, weil sie ständig Termine einhalten müssten. Zu gerne hätten sie eine Antwort auf ihre brennende Frage bekommen: „Warum habt ihr keine Zeit?“

Nach den unbekümmerten Stunden zwischen Ziegen, Kühen, Hunden, Grilldüften und alten Freunden wird die ghanaische Gastgruppe bereits am Mittwoch, 27. Juni, Abschied von Deutschland nehmen. Mit nach Hause nimmt sie noch mehr offene Fragen: „Warum trinkt ihr  Wasser mit Kohlensäure und aus Plastikflaschen, schließlich gibt’s hier doch reines Wasser aus dem Wasserhahn?“, „Deutschland ist so leise, zu leise, warum?“ und nicht zuletzt „Wo sind denn hier die jungen Leute in der Kirche?“.

 Anke Gellert-Helpenstein