Wie wichtig Begegnung ist, verdeutlicht Hilsebein anhand der Situation im Osten Deutschlands: „Der Anteil von Migranten dort ist verschwindend gering, die Angst vor Fremden aber ist groß, weil die Menschen dort keine Erfahrungen mit Fremden haben.“ Deutschland sei zunehmend eine säkulare Gesellschaft, in der Religion für Viele im Alltag kaum noch eine Rolle spiele. Dennoch gebe es vielerorts Engagierte im christlich-islamischen Dialog, die sich für eine bessere Verständigung der verschiedenen Gesellschaftsgruppen einsetzen. Doch Hilsebein sieht Gefahren: „Vieles hängt – wie in anderen Bereich auch – an einzelnen Personen. Die Gruppen sind teilweise stark überaltert, die Strukturen festgefahren, es gelingt uns beispielsweise nicht, an junge Menschen heranzukommen, die ihre Ideen einbringen“, bemängelt die Referentin.
Mit zunehmender Sorge sieht sie den gesellschaftlichen Zusammenhang, in dem die Debatten um den Islam schärfer geworden sind. „Politische Entwicklungen haben Auswirkungen auf das Zusammenleben von Christen und Muslimen“, weiß sie. Noch immer gebe es zwar Ehrenamtliche, die mit Flüchtlingen arbeiten, doch „Gesetze bremsen die Motivation aus“, hört Hilsebein immer wieder von Betroffenen. „Bei ihnen kommt es so an, als sei es politisch nicht gewollt, dass sich diese Menschen integrieren“, gibt sie ihre Eindrücke wieder.
Glücklicherweise gebe es auch viele positive Beispiele für einen gelingenden christlich-islamischen Dialog im Bistum Münster: Das Abrahamsfest in Marl, bei dem seit 19 Jahren nicht nur interreligiös, sondern auch interkulturell gefeiert werde, ein Begegnungsfest in der Pfarrei St. Franziskus in Münster-Coerde, wo in wenigen Tagen an die Begegnung des Heiligen Franziskus mit dem Sultan Al-Kamil Muhammad al-Malik vor 800 Jahren erinnert werde, und in Recklinghausen werde in Kürze ein interreligiöser Garten eröffnet. „Mein Wunsch ist es, dass schon Kinder selbstverständlich Pluralität erfahren und die Sensibilität von unten her wächst“, sagt Hilsebein.
Bei der Tagung am 21. September wird der Islambeauftragte des Bistums, Pfarrer Dr. Ludger Kaulig aus Ahlen, in das Thema einführen. Die Islamwissenschaftlerin Dr. Dina El Omari wird über Herausforderungen und Chancen des christlich-islamischen Dialogs sprechen, und die Theologin Dorothee Fingerhut wird das Thema mit Blick auf interreligiöse Bildung betrachten. Einen beispielhaften Einblick in die Praxis geben Vertreterinnen und Vertreter aus Rheine, die einen Teil des Migrations- und Integrationskonzeptes der Stadt vorstellen.
Anmeldungen nimmt das Franz-Hitze-Haus über Telefon 0251 / 9818444 oder Mail niederschmid@franz-hitze-haus.de entgegen.
Ann-Christin Ladermann