Deutlich mehr Anrufe verzeichnet die Telefonseelsorge in Recklinghausen. „Corona in all seinen Facetten ist ein großes Thema. Beispielsweise bedeutet für Menschen, die ohnehin Ängste haben und unter Depressionen leiden, diese Situation eine heftige Verstärkung“, informiert Vestner. Aber auch Menschen, die durch die augenblicklichen häuslichen Gegebenheiten wie zum Beispiel die schulische Unterstützung der Kinder oder das Homeoffice an ihre Grenzen stoßen, rufen an. „Wir erleben die, die damit Schwierigkeiten haben. Auch das Thema Isolation spielt bei vielen eine Rolle“, sagt sie weiter. Sport und Bewegung falle als Ausgleich zum Alltag weg. Bewährte Instrumente würden momentan nicht greifen. Umso wichtiger sei es, gemeinsam mit den Anrufenden Ressourcen aufzuspüren, um sie zu unterstützen. „Es ist immer wieder schön zu merken, wieviel möglich ist. Das hilft und stärkt die Menschen in einer zugespitzten Situation. Und der Dank, den wir zurückbekommen, bestärkt uns selbst“, berichtet Vestner.
Sorgen bereite ihr immer wieder das Thema Gewalt, vor allem sexualisierte Gewalt. „Wir haben viel mit den Schattenseiten der Gesellschaft zu tun. Was muss passieren, damit Gewalt an Kindern aufhört?“, fragt sie. Das Wissen um hochverlässliche Menschen, die alles dafür täten, um traumatisierte Anruferinnen und Anrufer zu entlasten, tröste sie.
„Wir sind da, sind gesprächsbereit über das Telefon, per Mail oder im Chat. Wir versuchen alles, was möglich ist“, verspricht Vestner. Aber sie bittet die Anrufenden auch um etwas Geduld. Trotz der Aufstockung bei der Telefonseelsorge Recklinghausen, die mit der Telefonseelsorge Münster im Verbund arbeitet, könne es passieren, dass sich Wartezeiten ergeben.
Die Telefonseelsorge Recklinghausen ist rund um die Uhr erreichbar unter Tel. 0800-1110111 und per Mail oder Chat über die Internetseite www.telefonseelsorge-re.de.
Michaela Kiepe