Theologen sind immer gefragt

, Bistum Münster

Welche Aufgaben und beruflichen Perspektiven haben Theologinnen und Theologen in einer verweltlichten Gesellschaft? Ist die Theologie als Gesprächspartnerin weiter gefragt, und wenn ja, welche Kompetenzen benötigen Theologinnen und Theologen, um sich einzubringen? Diesen Fragen gehen bei der Studientagung „Wo werden wir gebraucht?“ am Freitag und Samstag, 22. und 23. Juni, in der katholischen Akademie Franz-Hitze-Haus in Münster Verantwortungsträger und Akteure aus Politik, Kirche und Wohlfahrtsverbänden nach. Unter ihnen ist Weihbischof Dr. Christoph Hegge, der stellvertretender Vorsitzender der Kommission für Wissenschaft und Kultur der Deutschen Bischofskonferenz ist.

Weihbischof Dr. Christoph Hegge

Ob Theologinnen und Theologen künftig weniger oder nicht mehr gebraucht werden, diese Frage stellt sich für Weihbischof Hegge nicht: „Das Gegenteil ist der Fall“, sagt er. Studierende mit einem Theologie-Abschluss seien vielfältig einsetzbar. Das liege an der breit aufgestellten Struktur des Studiums, die Kompetenz in verschiedenen Bereichen vermittle.

Das Naheliegendste sei das Berufsfeld des Pastoralreferenten sowie die Referententätigkeit in der katholischen Bildungsarbeit. Darüber hinaus qualifiziere der Abschluss für den Religionsunterricht in allen Schultypen. Aber auch ganz andere Berufsbilder täten sich auf: „Theologen werden gerne im Personalwesen eingesetzt, da ihnen ein Wissen um ethische Werte und ein dialogisches, soziales Verhalten zugetraut wird.“ Außerdem fänden sie Arbeitsplätze in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik. Auch in Beratungsfirmen, in Geschäftsführungen caritativer Einrichtungen, im Bereich von Sozialarbeit und Seelsorge seien Theologen gefragt, meist in Kombination mit einer Zusatzqualifizierung.

Kirchliche Führungskräfte bräuchten neben den Fach- auch Leitungskompetenzen. „Im pastoralen Bereich ist ein abgeschlossenes Theologiestudium sowie der zusätzliche Erwerb von psychologischen und pädagogischen sowie sozialpädagogischen Kenntnissen wünschenswert oder notwendig“, ergänzt der Weihbischof. Darüber hinaus sei eine grundlegende Solidarität mit den Ortsbischöfen und der katholischen Kirche erforderlich, die sich auch in der Lebenshaltung ausdrücke. Hegge: „Sie haben eine Vorbildfunktion, nicht zuletzt durch ein christliches Zeugnis, das sich an der Botschaft Jesu Christi orientiert.“

Der Weihbischof ist überzeugt, dass die Theologie in Politik und Gesellschaft angesichts des Wertediskurses und des Zusammenhalts in der Gesellschaft immer wichtiger werde: „Nicht nur die katholisch-theologischen Fakultäten, auch die katholischen Hochschulen mit ihren Studiengängen der sozialen Arbeit, der Patientenversorgung und der Religionspädagogik werden an Bedeutung gewinnen, insofern sie die Gesellschaft durch ein christliches Menschenbild mitprägen.“ Die Gesellschaft werde in ihrer sozialen und demokratischen Gestalt nur Bestand haben, wenn ein Schwerpunkt der Bildung auf der Vermittlung ethischer Werte des Zusammenlebens und des sozialen Verhaltens sowie des Schutzes der menschlichen Würde und des menschlichen Lebens liege.

Die Geschichte der Kirche zeige, dass die Kirche treibende Kraft von Wissenschaft und Kulturbildung gewesen sei. Da es im Wissenschaftsbetrieb oft auch um Ethik gehe, sei es Auftrag der Kirche, sich in einer Art Begleiterfunktion mit den Wissenschaften zu beschäftigen. „Im letzten sind die Wissenschaften nicht Selbstzweck, sondern dienen den Menschen und ihrem Zusammenleben“, begründet Hegge. Ein Beispiel sei die Teilnahme der katholischen Kirche am Projekt der „kulturellen Integration“, das durch den deutschen Kulturrat angestoßen wurde und seinen Abschluss in „15 Thesen zur kulturellen Integration“ fand. In diesen Prozess hätten die Kirchen als wesentliche Dialogpartner ihre Wertvorstellungen eingebracht.

Die Veranstaltung „Wo werden wir gebraucht?“ findet in Kooperation mit dem Netzwerkbüro Theologie und Beruf an der Universität Münster sowie dem Zentrum für angewandte Pastoralforschung in Bochum statt. Anmeldungen sind in der Akademie Franz-Hitze-Haus telefonisch bei Ulrike Heitmann unter 0251/9818422 oder per Mail an heitmann[at]franz-hitze-haus.de sowie online unter www.franz-hitze-haus.de/info/18-110 möglich.

Text: Gudrun Niewöhner

Foto: Bischöfliche Pressestelle

Bildunterschrift: Weihbischof Dr. Christoph Hegge ist einer der Referenten bei der Tagung „Wo werden wir gebraucht?“