Thérèse Mema Mapenzi betreut im Kongo traumatisierte Frauen

, Bistum Münster

Das, was Thérèse Mema Mapenzi macht, ist gefährlich. Lebensgefährlich. Sie betreut in der Demokratischen Republik Kongo Mädchen und Frauen, die Opfer bestialischer Vergewaltigungen geworden sind. Sexuelle Gewalt dient dort als Kriegswaffe. Der brutale Konflikt in ihrem Land ist nicht zuletzt begründet durch den äußerst lukrativen illegalen Handel mit seltenen Mineralien wie Gold und Coltan, die in jedem Smartphone und Handy verbaut sind. Im Bistum Münster wurden im Rahmen der „missio-Woche der Goldhandys“ 2017 und im Vorfeld der Eröffnung des Weltmissionsmonats im Oktober dieses Jahres insgesamt mehr als 10.000 alte Handys gesammelt. Sie werden im Zuge der „Aktion Schutzengel“ recycelt, um die Mineralien zurückzugewinnen, oder repariert und verkauft. Die Erlöse kommen Traumazentren im Kongo zugute.

(v.l.) Dr. Stefan Oswald vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung; Thérèse Mema Mapenzi, Leiterin Centre OLAME Bukavu, missio-Projektpartnerin; Pfarrer Dirk Bingener, Präsident missio Aachen; Dr. Denis Mukwege, Leiter Panzi-Hospital Bukavu und Träger des Friedensnobelpreises 2018 präsentieren eine Unterschriftenbox der Aktion Goldengel

Petition „Saubere Handys“: 60.000 Menschen haben die Aufforderung der Smartphone-Hersteller unterschrieben, zu garantieren, dass keine direkten oder indirekten Geschäfte mit Rebellen in der Demokratischen Republik Kongo gemacht werden, um an seltene Mineralien wie Gold oder Coltan zur Herstellung von Smartphones zukommen. Das Bild zeigt (v.l.) Dr. Stefan Oswald vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung; Thérèse Mema Mapenzi, Leiterin Centre OLAME Bukavu, missio-Projektpartnerin; Pfarrer Dirk Bingener, Präsident missio Aachen; Dr. Denis Mukwege, Leiter Panzi-Hospital Bukavu und Träger des Friedensnobelpreises 2018.

© missio Aachen/Christian Schnaubelt

Thérèse arbeitet in diesen Traumazentren, die vom Katholischen Hilfswerk missio unterstützt werden. Dort finden betroffene, traumatisierte Mädchen und Frauen eine Zufluchtsstätte, in der ihnen geholfen wird, mit dem, was sie erleben mussten, umzugehen. In Zusammenarbeit mit dem Friedensnobelpreisträger Dr. Denis Mukwege stellt Thérèse eine möglichst ganzheitliche Betreuung auf die Beine, um die körperlichen und die seelischen Wunden so gut es geht zu heilen. Ziel der psycho-sozialen Betreuung ist es, Rachegefühle gegenüber den Gewalttätern abzubauen, um wieder die Zukunft gestalten zu können. Schrittweise werden auch Einkommen schaffende Maßnahmen für diese Frauen gefördert. Sie langfristig auch wirtschaftlich wieder auf eigenen Beinen stehen können.

Thérèse ist eine junge Frau. Sie ist verheiratet und hat vier Kinder. Warum macht sie die Arbeit, die sie macht, und die so riskant ist? „Wenn wir uns heute nicht für den Frieden einsetzen, wer soll es dann machen", fragt sie zurück und erklärt: „Seit mehr als 20 Jahren tobt dieser blutige Konflikt im Kongo. Es sind sogar UN-Truppen vor Ort. Frieden gibt es trotzdem nicht. Rebellen überfallen Dörfer, töten und vergewaltigen. Ich versuche, einen kleinen Beitrag zu leisten, um das Leiden zu lindern auf dem Weg zu einer friedlicheren Situation."

Es gehe darum, die Menschen in Deutschland und Europa aufmerksam zu machen auf die Situation im Kongo, sagt Thérèse, denn: „Jeder kann etwas tun, indem er zum Beispiel seine alten Handys nicht wegwirft, sondern an missio sendet. Das ist für uns im Kongo eine große Hilfe und sehr wertvoll." Und doch weiß die junge Frau, dass auch größere Hilfe nicht schwierig wäre: „Wenn Firmen in den Kongo kämen und die Mineralien abbauen, den Einheimischen zeigen, wie es funktioniert und so Hilfe zur Selbsthilfe leisten würden – dann wäre ein großer Schritt getan", erläutert sie. So könne man in einem weiteren Schritt vielleicht auch die Korruption in Politik und Teilen der Gesellschaft eindämmen.

Bei aller Kraft und positiven Energie, die die Kongolesin ausstrahlt, blitzen immer wieder Momente auf, in denen man ihr die Sorge um ihre Familie und die Menschen im Kongo anmerkt. Erst vor ein paar Stunden habe es einen Überfall durch Rebellen auf ein Dorf gegeben, erzählt sie, während sie auf ihrem Smartphone tippt. „Das Dorf lag 800 Meter entfernt vom UN-Stützpunkt", sagt sie erschüttert. Solche Vorfälle, der schleichend langsame Friedensprozess, geprägt von vielen Rückschritten, und die Tatsache, dass es immer mehr Opfer gebe, die Hilfe bräuchten seien Aspekte, sie sie schwierig fände an ihrer Arbeit. „Und da sind nicht nur tausende traumatisierte Mädchen und Frauen, sondern auch Männer, die leiden; die gezwungen wurden, zu vergewaltigen, im Kämpfen schwer verletzt wurden."
Was wünscht sie sich für ihr Land und die Menschen dort? „Frieden" – eine ebenso einfache wie schwierige Antwort.

Weitere Informationen zur „Woche der Goldhandys" gibt es im Internet: www.missio-hilft.de