Über Kunst zum Glauben finden

Kunst kann Glauben vermitteln – dieser Erkenntnis und der Faszination darüber hat Dr. Udo Grote sein Berufsleben gewidmet. Am Dienstag, 18. August, wird der langjährige Diözesankonservator des Bistums Münster und Domkustos des St.-Paulus-Doms Münster in den Ruhestand verabschiedet.

Dr. Udo Grote steht an einem Fenster im Kreuzgang des St.-Paulus-Doms in Münster.

In diesem Gotteshaus hat er viele Jahre seines Berufslebens gewirkt: Dr. Udo Grote im Kreuzgang des St.-Paulus-Doms Münster.

© Bischöfliche Pressestelle / Anke Lucht

Schon als Schüler gestaltete der heute 62-Jährige historische Ausstellungen mit original Kupferstichen mit. Dank „guter Lehrer“ wuchs sein Interesse an Kunst und an der Frage, „wie sie den Glauben vermittelt.“ Weil er „als Stützen dieser Vermittlung“ Archäologie und Geschichte betrachtete, begann Grote folgerichtig nach dem Abitur ein Studium der Kunstgeschichte, klassischen Archäologie und Neueren Geschichte. 1986 promovierte er über Johann Mauritz Gröninger; für diese Doktorarbeit erhielt er 1995 den Gallitzin-Preis.

„Schon während des Studiums bekam ich die Möglichkeit, ein neues großes Museum mit aufzubauen“, erinnert der gebürtige Münsteraner sich an die Anfänge des Stadtmuseums Münster. Damals habe sich eine wichtige berufliche Maxime herausgebildet: „Ich arbeite bevorzugt mit Originalen, die man erwerben und dann im passenden Zusammenhang zeigen kann.“

1990 trat Udo Grote eine Stelle als Archivar, Bibliothekar und Kustos der Domschatzkammer in Xanten an und wurde Domkustos des dortigen St.-Viktor-Doms. Als solcher war er zuständig für baulichen Unterhalt, Ausstattung, Schmuck und Beaufsichtigung des Doms sowie für den Domschatz. Parallel entstand in Xanten das Stiftsmuseum mit Archiv und Bibliothek, das Grote in langjähriger Arbeit mit aufgebaut hat.

2001 übernahm Grote diese Aufgabe auch für den St.-Paulus-Dom Münster. Schon drei Jahre zuvor war er Diözesankonservator des Bistums Münster geworden und damit verantwortlich für den Bestand und die Bewahrung aller Kunstgegenstände in Kirchen und kirchlichen Museen im Bistum. An dieser Aufgabe arbeitete Grote gemeinsam mit der Gruppe Kunstpflege des Bistums, deren Leitung er übernahm.

Im Stiftsmuseum Xanten gestaltete Grote unter anderem die Dauerausstellung und die Sammlung zu Norbert von Xanten. Mit verantwortlich war er auch für die Zusammenstellung und Ausrichtung großer Ausstellungen wie „Kirchenschätze“ von 2006 und „Die goldene Pracht“ von 2011. „Dabei war mir immer wichtig, die allgemeine Geschichte in Bezug zur Geschichte unseres Bistums zu setzen“, erklärt er.

Parallel erarbeitete Grote über die Jahre als Autor oder Herausgeber 60 Bücher, Artikel und Kataloge. Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen zählen „Zwei Jahrtausende Geschichte der Kirche am Niederrhein“ und der Führer durch den St.-Paulus-Dom Münster.

Als Diözesankonservator gehörte außerdem etwa die fachliche Begleitung von Kirchengemeinden beim Umgang mit und der Sicherung von deren Kunstwerken sowie die Inventarisierung zu seinen Aufgaben. Dabei ging es in jüngerer Zeit wegen der Profanierung von Kirchengebäuden zunehmend um die Frage, was aus den dortigen Ausstattungsstücken wird.

Der scheidende Diözesankonservator arbeitete ebenso in Stiftungen und bei der Gründung von Fördervereinen mit, nahm an Auktionen teil, übte die fachliche Aufsicht über die Museen des Bistums und warb Sponsoren an. Es verwundert also nicht, wenn er rückblickend sagt: „Die Vielfalt der Aufgaben und dass man mit den in Theorie und Praxis erworbenen Kenntnissen Menschen helfen kann, das hat mich immer am meisten erfüllt.“ Dabei sei ihm „Kennerschaft immer vor Wissenschaft“ gegangen. „An der Uni lernt man ja nicht, wie man mit Küstern oder Museumsleitungen zusammenarbeitet“, sagt Grote, der „tragfähige Netzwerke“ für unverzichtbar in seinem Beruf hält.

Diese werden ihm im Ruhestand zugute kommen. Denn neben Radtouren und Reisen mit seiner Frau – „ohne die ich das alles nicht hätte machen können“ – möchte der zweifache Vater und stolze Großvater eines Enkelsohns weitere Bücher lesen und schreiben. Udo Grote möchte ihm also weiter auf der Spur bleiben: dem Geheimnis, wie die Kunst den Glauben vermittelt.