Vermeidung von Suiziden steht im Mittelpunkt der Woche für das Leben

, Bistum Münster

Der Freund zieht sich aus dem Freundeskreis zurück, wirkt desinteressiert, traurig und antriebslos und will nur noch seine Ruhe haben – das kann ein harmloses Verhalten sein, aber auch auf den Wunsch nach einer Selbsttötung, einem Suizid, hindeuten

 „Ich möchte jeden ermutigen, bei einem Verdacht nachzufragen, es anzusprechen und nicht darüber hinwegzugehen, sondern es wirklich ernst zu nehmen“, sagt Andrea Stachon-Groth, Leiterin der Ehe-, Familien- und Lebensberatung im Bistum Münster. Sie bezieht sich damit auf die diesjährige ökumenische Woche für das Leben. Unter dem Titel „Leben schützen. Menschen begleiten. Suizide verhindern“ findet sie von Samstag bis Samstag, 4. bis 11. Mai, statt. Inhaltlich stellt sie die vielfältigen Beratungsangebote beider Kirchen für suizidgefährdete Menschen und ihre Angehörigen in den Mittelpunkt.

Jeder könne helfen, indem er bei einem Verdacht das Gespräch mit seinem Freund oder Verwandten sucht. „Sie können zum Beispiel sagen: „Das habe ich jetzt schon oft von dir gehört, ich mache mir Sorgen. Spielst du wirklich mit dem Gedanken, dir das Leben zu nehmen?“, sagt Stachon-Groth. Für die Betroffenen sei es meist eine große Erleichterung, wenn sie darüber sprechen können und der andere nachfragt und sich nicht abwendet. Zudem könnten professionelle Angebote wie TelefonSeelsorge, Onlineberatungen oder persönliche Gespräche in einer Beratungseinrichtung helfen. In den 38 Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen im Bistum Münster kann jeder Erwachsene Hilfe bekommen; die Konfession oder Nationalität sind egal. 
„Bei uns trauen sich Viele, erstmalig über ihre innere Notsituation zu sprechen, weil sie wissen, dass wir hier einen gesicherter Rahmen bieten und der Schweigepflicht unterliegen“, erläutert Stachon-Groth. Häufig sähen die Verzweifelten keinen Ausweg aus ihrer Situation. „In der Beratung hören wir zu und können Lösungsmöglichkeiten und Unterstützung aufzeigen, die der Ratsuchende vorher nicht gesehen hat“, regt Stachon-Groth an.

Die Psychologin hofft, dass das Thema aus der gesellschaftlichen Tabuzone kommt. Präventive – also vorbeugende - Maßnahmen könnten dazu beitragen. „Zum Beispiel, in Schulen zu gehen und mit jungen Menschen darüber zu sprechen, dass es Situationen im Leben geben kann, wo man nicht weiter weiß und es ein Gefühl von Ausweglosigkeit und Hoffnungslosigkeit gibt“, sagt Stachon-Groth. Jeder sollte wissen, dass in schweren Krisen Suizidgedanken nicht ungewöhnlich sind und sich niemand dafür schämen muss.

„Suizidalität ist ein gesamtgesellschaftliches Thema, und deswegen sollten Psychologen, Theologen und Politiker gemeinsam daran arbeiten, wieder eine soziale Gesellschaft zu werden, in der wir aufeinander achten“, sagt Stachon-Groth. Die Woche für das Leben möchte dazu beitragen. Vor dem Hintergrund von etwa 10.000 Suiziden und noch deutlich mehr Suizidversuchen in Deutschland pro Jahr geht sie den Ursachen von Depression und Todeswünschen nach und zeigt Wege für eine bessere Prävention und Versorgung suizidgefährdeter Menschen auf. 
Beratungsangebote des Bistums Münster finden Sie hier: https://www.das-sorgenportal.de/


Bildunterschrift: Beim buchstäblich lebenswichtigen Thema der Suizidprävention ermutigt Andrea Stachon-Groth dazu, sich rechtzeitig Unterstützung zu holen.
Foto: Bischöfliche Pressestelle/Anke Lucht