„Verwundeter Jesus gibt Hoffnung“

, Bistum Münster

Die Corona-Pandemie hat allen die Normalität genommen. Was Einzelne in persönlichen Krisen, in Zeiten von Bedrängnis, Leid, Not und Tod herausfordert, betrifft auf einmal alle: Unsicherheit, Angst, Orientierungslosigkeit, Sehnsucht nach Befreiung. Was trägt durch diese Zeiten? Kann der christliche Glaube helfen, die Krise zu bestehen? In „Dein Herz lebe auf!“, herausgegeben vom Bischof von Osnabrück, Franz-Josef Bode, erschließen Erzbischöfe und Bischöfe aus ganz Deutschland, darunter Münsters Bischof Dr. Felix Genn, angesichts der aktuellen Situation biblische Texte. Vielstimmig und persönlich wenden sie sich an die Leser, wohlwissend, dass es herausfordernd ist, in schwierigen Zeiten aufrichtende Worte zu finden, die weder dramatisieren noch beschönigen. Sie erinnern an geistliche Fundamente, die eine Quelle der Hoffnung sein können.

Bischof Felix Genn

Bischof Felix Genn

© Bistum Münster

Bischof Felix Genn behandelt in „Dein Herz lebe auf!“ die Verse 19 bis 31 aus dem 20. Kapitel des Johannes-Evangeliums. Dabei schaut Genn besonders auf das Bild von den Wundmalen, das bei der ersten Begegnung des auferstandenen Jesus mit seinen Jüngern eine zentrale Rolle spielt. „Die Jünger sind versammelt, haben aus Furcht die Türen verschlossen, sind selbst irritiert und verstört, weil sie mit der Kreuzigung überfordert waren. Außerdem hatte sie die Botschaft erschreckt, dass das Grab leer ist“, beschreibt der Bischof von Münster die Ausgangssituation. „Und nun tritt Er in ihre Mitte. Aber erst als Er ihnen seine Hände und seine Seite zeigt, erkennen sie ihn. Wunden sind es also, die Ihn erkennen lassen. Der Auferstandene, der Sieger über den Tod ist, trägt Wunden!“

 

In der Zeit der Corona-Pandemie seien alle verwundet, nimmt Bischof Genn dieses Bild auf. Besonders gelte das für die Menschen, die unmittelbar vom Virus betroffen seien, die Menschen, die um ihr Leben ringen, die Angehörigen, die nicht bei der Beisetzung ihrer Verstorbenen anwesend sein könnten und diejenigen, die sich bemühten, den Kranken zu helfen. „Wir alle sind verwundet, weil wir plötzlich an Grenzen kommen, die wir uns so nicht hätten vorstellen können“, fasst der Bischof zusammen. Das Wort von der verwundeten Erde, das Papst Franziskus immer wieder gebrauche, treffe zu: „Denn diese Wunden sind global.“

Von Wunden zu sprechen, holt Genn weiter aus, bedeute über die Pandemie hinaus an all die vielen zu denken, die durch den Missbrauch kirchlicher Amtsträger verwundet wurden: „Viele Wunden sind dort geschlagen worden.“ In Begegnungen mit betroffenen Personen werde ihm dies immer wieder bewusst.

Entgegen aller gesellschaftlichen Trends, bei denen es oft darum gehe, clean, fit und stark zu sein, „zeigen wir Christen einen Verwundeten“. Aber gerade dieser verwundete, auferstandene Jesus könne den Menschen in schwierigen Zeiten mit sozialer Distanzierung und Vereinsamung Zuversicht und Hoffnung geben.

Bischof Franz-Josef Bode (Hrsg.)
Dein Herz lebe auf!
Tröstende Bibeltexte erschlossen für schwere Zeiten
13 x 20 cm gebunden; 192 Seiten
978-3-92060993-5
Katholische Bibelanstalt
18,95 Euro
 

Gudrun Niewöhner