Viel Dankbarkeit erfahren

, Bistum Münster

Der Dank war groß, der Weihbischof Dr. Stefan Zekorn bei seinem Besuch in der Ukraine entgegengebracht wurde. „Auf bewegende Art und Weise bin ich immer wieder gebeten worden, den Katholiken in Deutschland und im Bistum Münster für ihre große Unterstützung durch Spenden an das Hilfswerk ‚Renovabis‘, durch Mittel aus der Kirchensteuer oder direkte Unterstützung zu danken“, berichtet Zekorn. Eine Woche lang reiste er durch vier Bistümer im Westen der Ukraine, sprach mit Vertretern über die aktuelle Situation und besuchte Projekte, die das Bistum Münster teilweise seit vielen Jahren fördert.

Ein ukrainischer Priester steht in einer Kirche, die mit einem Gerüst ausgebaut ist. In der Mitte ist ein kleiner Altar aufgebaut.

Weil die katholische Kirche erst seit 30 Jahren öffentlich Gottesdienste feiern darf, mangelt es vielerorts an Kirchenräumen. So wird schon in halbfertigen Kirchen wie dieser, die Weihbischof Zekorn besuchte, Messe gefeiert.

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Dass die Zeit der kommunistischen Diktatur noch immer in vielen Köpfen präsent ist, wurde Weihbischof Zekorn bei einem Gespräch mit Vasyl Semenyuk, Erzbischof von Ternopil, bewusst. Semenyuk wurde im Untergrund zum Priester geweiht: „Weil sie als katholische Christen in Einheit mit dem Papst leben wollten – und ‚nur‘ deshalb – wurden sie schikaniert, wochenlang verhört, bei geheimen Gottesdiensten im Wald von Polizeihunden gejagt. Viele wurden getötet“, gibt Zekorn die bewegenden Erzählungen des Erzbischofs wieder. 1989, vor genau 30 Jahren, beendete die Krise der Sowjetunion den Prozess der Unterdrückung der Kirchen. Die vom Staat verbotene ukrainische griechisch-katholische Kirche, die bis zu dem Zeitpunkt blutig verfolgt wurde, trat aus dem Untergrund hervor. An vielen Orten blühte kirchliches Leben auf. 

Auch im Bistum Kiew wurde Weihbischof Zekorn mit der nach wie vor schwierigen politischen Situation des Landes konfrontiert: Er besuchte ein Denkmal für die in den vergangenen fünf Jahren im Krieg im Donetzk-Gebiet getöteten ukrainischen Soldaten – eine Wand mit hunderten Fotos. „Das ist wahrlich kein ‚eingefrorener Krieg‘, als welcher er bei uns oft gesehen wird“, verdeutlichte Zekorn seine Eindrücke. 

Weil es den dortigen Katholiken erst seit 30 Jahren erlaubt ist, öffentlich Gottesdienste zu feiern, fehle es überall an Kirchenräumen. Das Bistum Münster unterstützt darum unter anderem den Bau von Pfarrhäusern und -zentren sowie Kirchen, wie in Zymna Voda, nahe Lemberg. „Mangels Kirchenräumen feiern die Menschen schon im Rohbau zwischen Gerüsten und Baumaterial die Messe“, berichtet der Weihbischof, der sich selbst ein Bild davon machen konnte. 

Auch für soziale Projekte gibt das Bistum Münster finanzielle Mittel, wie beispielsweise für ein Programm, das traumatisierten Soldaten hilft, die aus dem Krieg zurückkehren: „Viele von ihnen sind so traumatisiert, dass sie nur schwer in ihr altes Leben zurückfinden“, erfuhr Weihbischof Zekorn. Es gelte, sie und ihre Familien professionell zu unterstützen. Darüber hinaus setzt sich das Bistum Münster für ein nachhaltiges Bewusstsein vor Ort ein. Mit dem Einbau einer Solaranlage in Zarvanytsia, dem größten Wallfahrtsort der Ukraine, soll den Verantwortlichen ermöglicht werden, einen höheren Ertrag zu erzielen und gleichzeitig ökologisch zu wirtschaften. 

Den Marienwallfahrtsort lernte Weihbischof Zekorn an den letzten beiden Reisetagen auf besondere Weise kennen. So nahm er als erster deutscher Bischof an der Allukrainischen Wallfahrt mit rund 80.000 Menschen teil. Gemeinsam mit dem Großerzbischof Sviatoslav Shevchuk erlebte er zunächst ein Treffen mit mehreren tausend Jugendlichen, anschließend eine Marien-Lichterfeier. 

Nicht nur dort konnte Weihbischof Zekorn einen Unterschied zur katholischen Kirche in Deutschland feststellen: „Überall waren vor allem viele junge Menschen da“, berichtet er. Gleichzeitig sei die Bedeutung der älteren Menschen zu spüren, die die katholische Kirche durch die Zeit der Verfolgung hindurch getragen hätten. 

Ann-Christin Ladermann

Weihbischof Zekorn steht neben dem Erzbischof von Ternopil.

Besonders bewegt hat Weihbischof Zekorn (rechts) bei seiner Ukrainereise ein Gespräch mit Vasyl Semenyuk, Erzbischof von Ternopil, der ihm von der Verfolgungszeit während des Kommunismus erzählte.

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