© Bischöfliche Pressestelle / Ann-Christin Ladermann

Vielfältige Fachtagung der Orgelbauer und Orgelsachverständigen

, Bistum Münster

 Vier Tage rund um die Königin der Instrumente: Rund 100 Orgelbauer und Orgelsachverständige aus ganz Deutschland haben sich vom 7. bis 10. Juni zu einer Fachtagung in Münster getroffen. Hauptthema war die Leitfrage nach der künftigen Ausrichtung der Orgel in Kirche und Gesellschaft. Dazu fanden unter dem Titel „Wertvolles Kulturerbe Orgel – was ist sie uns wert?“ Referate, Arbeitskreise und Diskussionsrunden statt. Veranstalter der Tagung waren der Bund Deutscher Orgelbaumeister und die Vereinigung der Orgelsachverständigen. 

Beispiele für lebendig genutzte Orgeln fanden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der reichhaltigen Orgellandschaft des Bistums Münster. Diese stellte Ulrich Grimpe, Orgelsachverständiger und Referent für Kirchenmusik des Bistums, in einem Vortrag vor. Die Orgel sei das Instrument, das junge und alte Menschen nach wie vor begeistere und in den Kirchenraum locke. Dies sei zuletzt 2021 beim Orgeltag Westfalen im Bistum Münster mit rund 60 Veranstaltungen rund um die Orgel, insbesondere für Kinder und junge Familien, deutlich geworden. „Orgeln geben Kirchenräumen architektonische Impulse, sie sind regelrechte ,Hingucker‘“, sagte Grimpe. 

Zahlreiche Instrumente im Bistum Münster zeugten von einer langen Geschichte zurückliegender Jahrhunderte, zum Beispiel die eindrucksvolle Johann-Patroclus-Möller-Orgel von 1751 in Marienfeld. Aber nicht nur die äußere Prospektfassade begeistere, es sei der beeindruckende raumfüllende Klang eines ganzen Orchesters, mit dem die Orgel den Kirchenraum ausfülle. Organistin und Organist faszinierten dabei durch das Spiel der Manuale und Pedale, das oftmals eine artistische Körperbeherrschung erfordere. Dazu sei es wichtig, das Orgelspiel öffentlich zu machen, Menschen auf die Emporen zu locken und durch Videoübertragungen das Spielen des Instrumentes den Zuhörern im Kirchenraum auch optisch zu präsentieren. 

Wie das gelingen kann, dazu gaben während der Tagung Orgelpräsentationen im St.-Paulus-Dom, in St. Lamberti, in der evangelischen Apostelkirche sowie in St. Mauritz und in der Erpho-Kirche in Münster. Die beteiligten Organisten und Orgelbauer berichteten aus der Entstehungsgeschichte „ihrer“ Instrumente und stellten Restaurations- und Renovierungsarbeiten vor. 
In den Arbeitskreisen unterstrichen die Teilnehmenden die Bedeutung der Wertschätzung des Handwerkes. In kaum einem anderen Handwerksbereich sei die Fertigungstiefe der zu erstellenden Instrumente so hoch wie im Orgelbauhandwerk. Besonderes Diskussionsthema war die Gewinnung von handwerklichen Nachwuchskräften sowie der Wissenstransfer in der klanglichen Veredelung von Orgelpfeifen. Auch Fragen zur Finanzierung von Bauvorhaben bei steigenden Löhnen, zur Anschaffung hochwertiger Maschinen für die Holzbearbeitung und zum steigenden Zinnpreis für die Pfeifenmacher wurden diskutiert. 

Musikalischer Höhepunkt der Tagung war die Vorstellung der eindrucksvollen Orgelanlage im Billerbecker Dom durch Kantor Lukas Maschke. Orgelbau Fleiter aus Münster-Nienberge, die in diesem Jahr ihr 150jähriges Firmenjubiläum feiert, erbaute die Orgel zwischen 2009 und 2014. Maschke spielte Werke von Bach, Mozart, Saint-Saens sowie Franz Liszts beindruckende Monumentalfantasie „Ad nos, ad salutarem undam“ am viermanualigen Spieltisch im Kirchenschiff und begeisterte Fachpublikum und Gäste mit seinem virtuosen Spiel. 

Eine erfreuliche Mitteilung erreichte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fachtagung am Rande: Die Staatsministerin für Kultur und Medien, Claudia Roth, kündigte in ihrem Tagungs-Grußwort an, dass das Denkmalschutzsonderprogramm zum Erhalt historischer Orgeln durch die Bundesregierung weiter fortgesetzt wird.