Vier Generationen beim Katholikentag

, Stadtdekanat Münster

Das Programm scheint Justus zu gefallen. Bäuchlings auf dem Teppich liegend blättert der kleine Mann juchzend durch das Programmheft des 101. Deutschen Katholikentages. Auch wenn es wohl eher die dünnen Seiten sind, die den neun Monate alten Säugling so faszinieren: Justus wird – vermutlich als einer der jüngsten Teilnehmer – mittendrin sein, beim kirchlichen Großereignis vom 9. bis 13. Mai in Münster. Dafür sorgen seine Mutter Katharina Krüger (34) aus Münster, seine Oma Beate Wirtz (58) aus Bamberg und seine Uroma Margarete Schmitt (86) aus Bernkastel-Kues. Katharina Krüger bestätigt mit einem Lachen: „Ja, unsere Familie wird mit vier Generationen beim Katholikentag vertreten sein.“

Katharina Krüger und ihr Sohn Justus liegen auf dem Boden und blättern im Katholikentags-Programm.

Justus und seine Mutter Katharina Krüger stöbern schon gemeinsam im Programmheft des Katholikentags.

© Bistum Münster

Und nicht nur das: Weil Katharina Krügers Tante mit Mann aus Koblenz ebenfalls anreist und auch deren Tochter, die in Heidelberg studiert, bereits eine Dauerkarte hat, werden Familienmitglieder aus fünf Bundesländern beim Katholikentag sein. „Das ist eine tolle Gelegenheit, uns wiederzusehen“, freut sich Krüger. Während für Justus der Katholikentag Premiere ist, können die Frauen der erweiterten Familie bereits viel Erfahrung vorweisen: Katharina Krüger nahm 1994 als Kind mit ihrer Mutter in Dresden teil und auch 2000 in Hamburg war sie dabei. „Das war alles sehr aufregend“, blickt die junge Mutter zurück, die sich noch gut an den Reise-Schlafwagen erinnert und das Konzert der Rockband „Reamonn“ mit ihrem Hit „Supergirl“. 

Für Margarete Schmitt ist es der vierte Katholikentag. Als Studentin nahm sie bereits 1956 mit Kommilitonen in Köln teil – und war begeistert. „So viele Menschen haben wir dort kennengelernt, denen der Glauben auch wichtig ist“, blickt die 86-Jährige zurück. 1970 war sie in Trier, 1998 in Mainz, wo ihr Mann und sie den kürzlich verstorbenen Kardinal Karl Lehmann persönlich treffen durften: „Das war eine Begegnung, die ich nie vergessen werde.“ Auch für den Katholikentag in Mannheim im Jahr 2012 war das Ehepaar bereits angemeldet, doch kurz vorher erkrankte Margarete Schmitts Mann schwer. Vier Jahre pflegte sie ihn zu Hause, vor einem halben Jahr starb er. „Nach Münster wäre er sicher gerne mitgekommen“, ist sie überzeugt. 

Der pensionierten Lehrerin ist die Friedensstadt nicht unbekannt: Ihr Vater stammte aus dem Münsterland. Schon am Samstag vor Beginn des Katholikentages wird sie mit dem Zug anreisen, „damit ich ausreichend Zeit mit meinem Urenkel verbringen kann“, sagt Schmitt. Die Begegnung mit Jung und Alt steht für die dreifache Uroma im Mittelpunkt des Katholikentages, sie hofft auf eine „friedliche Atmosphäre“ in Münster. Das Programmheft hat sie bereits durchforstet, drei Schwerpunkte pro Tag möchte sie sich setzen. Besonders interessieren sie politische Podiumsdiskussionen: „Ich habe mir schon die Veranstaltung ‚Wie gerecht geht es in Deutschland zu?‘ mit Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner rausgesucht und ‚Eine Stunde mit Manfred Lütz‘ möchte ich auch gerne besuchen.“ 

Enkelin Katharina Krüger hat sich über die Katholikentags-App informiert. Die Online- und Multimedia-Redakteurin wird neben dem Kulturprogramm auch Veranstaltungen der Rubrik „Erziehung und Familie“ besuchen: „Das Thema ist ja seit kurzem relevant für mich“, sagt die junge Mutter mit einem Schmunzeln. Die beiden Hauptgottesdienste an Christi Himmelfahrt und am Sonntag werden alle vier gemeinsam besuchen: „Wir möchten auch den Charakter des Großevents zusammen erleben“, sagt Krüger. Dem kann Justus nur juchzend zustimmen: Denn wenn Mama, Oma und Uroma dabei sind, kann es nur schön werden.

Ann-Christin Ladermann