Von Klerikalismus, der sexuellen Missbrauch begünstigt, verabschieden

, Bistum Münster

Der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, hat sich heute, am 5. September zu Beginn einer Pressekonferenz, auf der das Bistum Münster den Prozess der Markenentwicklung vorstellte, zum Thema des Sexuellen Missbrauchs geäußert. In der Folge dokumentieren wir die Aussagen des Bischofs:

„Erlauben Sie mir hier gleich zu Beginn einige Hinweise angesichts der beschämenden Wirklichkeit des sexuellen Missbrauchs durch Priester und Ordensleute, mit der wir in diesen Tagen wieder aufs Neue konfrontiert werden: Wir sprechen im Blick auf die Markenentwicklung in unserem Bistum viel von Vertrauen und Beziehung.

Es gibt kein Verhalten, durch das Vertrauen schändlicher zerstört wird als durch sexuellen Missbrauch und dadurch, dass dieses widerwärtige Verbrechen auch von kirchlichen Verantwortlichen zu leicht übergangen und auch vertuscht wurde und wird. Natürlich ist es gut und wichtig, dass wir uns hierfür bei den Opfern entschuldigen. Bei allem, was wir tun, müssen die Opfer im Mittelpunkt stehen: Was können wir für sie tun? Wie können wir angesichts des unvorstellbaren Leids, das Priester und andere Menschen der Kirche ihnen zugefügt haben, alles uns Mögliche tun, die Verbrecher zur Rechenschaft zu ziehen? Und schließlich: Welche Maßnahmen müssen wir ergreifen, um möglichst zu verhindern, dass es weitere Opfer gibt?

Von daher ist es gut und wichtig, dass wir eine Haltung der Nulltoleranz gegenüber dem Verbrechen des sexuellen Missbrauchs nicht nur formulieren, sondern umsetzen. Natürlich ist es gut und wichtig, dass wir so intensiv wie keine andere Institution in Deutschland Präventionsarbeit betreiben. Natürlich ist es gut und wichtig, dass das Thema „Sexualität“ in der Priesterausbildung eine große Rolle spielt und dass wir Priester haben, die sich ihrer Sexualität bewusst sind.

Das alles ist – wie gesagt – gut und wichtig. Wir dürfen aber dabei nicht stehen bleiben. Papst Franziskus hat zurecht beklagt, dass sexueller Missbrauch in der Kirche durch die Haltung des Klerikalismus begünstigt und gedeckt wird. In der Konsequenz muss das heißen, dass wir uns von einem solchen Klerikalismus verabschieden. Das wird dazu führen, dass Priester und auch Bischöfe in der katholischen Kirche an vielen Stellen Macht und Einfluss abgeben und dass wir zu einem neuen Verhältnis von Laien und Priestern, von Haupt- und Ehrenamtlichen, von Männern und Frauen in der katholischen Kirche kommen müssen. Wie das konkret aussehen wird, kann ich Ihnen heute nicht sagen. Ich bin aber davon überzeugt: Wir brauchen Veränderungen.“