Von Stärken und Schwächen

, Bistum Münster, Kreisdekanat Borken, Kreisdekanat Coesfeld, Kreisdekanat Warendorf

„Der Friede sei mit euch.“ Mit diesen Worten hat der Münsteraner Bischof Dr. Felix Genn am Freitag, 8. Februar, den ersten Jugendgebetsabend des Jahres in der Jugendkirche effata zum Thema „Stark [?]“ eröffnet. „Und das ist übrigens schon stark, dass wir uns zu Beginn gegenseitig den Frieden wünschen“, fuhr der Bischof fort. „Wir leben in einer Welt, in der man Angst haben muss, dass es wieder Krieg gibt. Und trotzdem, oder gerade deshalb, wünsche ich euch den Frieden und ihr mir. Das ist doch stark“, sagte das Münsteraner Kirchenoberhaupt zu den mehr als 90 Jugendlichen aus Coesfeld, Nottuln, Neubeckum und Gescher, die im Rahmen ihrer Firmvorbereitung in die Jugendkirche gekommen waren.

In der bunt beleuchteten Jugendkirche effata spricht Bischof Dr. Felix Genn zu den Jugendlichen.

Bischof Dr. Felix Genn sprach beim Jugendgebetsabend zu mehr als 90 Jugendlichen aus Coesfeld, Nottuln, Neubeckum und Gescher über das Thema „Stark(?)“.

© Bistum Münster

„Ich erlebe, dass viele von euch unter dem Druck leben, immer stark sein zu müssen, keine Schwäche zeigen zu dürfen“, wandte sich Genn in seiner Predigt direkt an die Jugendlichen. „Vergleicht euch nicht mit anderen. Dann bestimmt ihr euch vom anderen her“, rief er den Firmlingen zu. Das mache den anderen größer, als er sei und „euch kleiner. Das bringt nichts. Fragt euch lieber, worin ihr besonders gut seid, was eure Stärken sind.“

Während der Schulzeit habe er sich auch mit seinen Mitschülern verglichen, öffnete Genn den Jugendlichen ein Fenster in seine Jugendzeit. Und er musste zugeben, nicht alles zu können. Sprachen seien ihm nicht schwergefallen. „Aber in Kunst und im Sportunterricht war ich eine Null. Es ist schon hart, wenn man als lahme Ente ausgelacht wird, wenn man als Letzter durchs Ziel läuft. Das hat mich runtergezogen.“ Wie gebannt lauschten die Firmlinge den Ausführungen des Bischofs. „Ich musste lernen, was meine Stärken sind und auch, dass ich nicht alles können muss.“

In solchen Momenten sei es gut, Menschen um sich zu haben, denen man sich anvertrauen könne. Die einem sagen: du bist gut so, wie du bist. „Dann kann man sich auch eingestehen, dass man schwach ist.“ Die ersten Christen seien „alle Schwächlinge“ gewesen – Arme, Kranke, Ausgestoßene. Doch der Glaube habe ihnen eine weitere Dimension eröffnet: dass man auch dann, wenn man schwach sei, stark sein könne.

„Als Bischof muss ich ständig stark, ja cool sein. Das bin ich aber nicht immer. Dann wende ich mich an Jesus und sage: Jesus, ich vertraue auf dich. Ich merke, wie mich das trägt.“ Denn Jesus spreche uns Mut zu und sagt: „So wie du bist, bist du gut, bist du geliebt.“ „Der lacht mich auch nicht aus wegen meiner Schwächen“, gab Bischof Felix den Jugendlichen Einblick in seinen Umgang mit schwierigen Situationen. Und er forderte die Mädchen und Jungen dazu auf, es auch einmal damit zu versuchen und mit Jesus Kontakt aufzunehmen und zu sagen: „Jesus, ich vertraue dir.“

Diese Offenheit war es, die den 15-jährigen Jan Teckentrup aus Neubeckum beeindruckt hat: „Es war toll, dass der Bischof so persönlich von sich und auch seinen Schwächen erzählt hat. Wer hätte gedacht, dass er nicht gut in Sport war“, erzählte der Jugendliche grinsend, der im Rahmen seiner Firmvorbereitung nach Münster gekommen war. Den 16-jährigen Dennis Beck war vor allem von dem Setting der Jugendkirche begeistert. „Es war viel cooler, als ich es erwartet hatte: die Lichter, die Handyaktion, die Abwechslung. Es war nicht langweilig.“ Besonders gefallen habe ihm, dass die effata-Band um Anselm Thissen es mit ihrer Musik geschafft habe, „dass alle mitsingen. Man hat gemerkt, dass alle unsere Generation ansprechen wollten.“ Das scheint geklappt zu haben.

Am Ende des Wortgottesdienstes verteilte das Katechetenteam um Holger Ungruhe, Pfarrer und Leiter der Jugendkirche, und Franziska König, pastorale Mitarbeiterin, Fisherman´s Friend als Erinnerung an den Gebetsabend an die Jugendlichen.

Text/Fotos: Jürgen Flatken