Weihbischof Dr. Stefan Zekorn spricht in Kevelaer über Zustand der Kirche

, Kreisdekanat Kleve

Es war ein Wiedersehen mit vielen früheren Weggefährten, zu dem Dr. Stefan Zekorn nach Kevelaer gekommen war. Eingeladen zum Einkehrtag der Schützenbruderschaften des Bezirksverbandes Kevelaer, sprach der frühere Wallfahrtsrektor und heutige Weihbischof über die aktuelle Lage der Kirche und kam mit den Schützenschwestern und -brüdern ins Gespräch. Dabei legte er Wert darauf, nicht nur über den Ist-Zustand zu sprechen, sondern auch darzulegen, wie er persönlich mit der aktuellen Situation umgeht.

Weihbischof Zekorn hält einen Vortrag.

In Kevelaer hat Weihbischof Dr. Stefan Zekorn über den Zustand der Kirche gesprochen.

© Bistum Münster

Zunächst stellte er unmissverständlich klar: „Die Lage ist extrem schwierig und die Zukunft sieht nicht rosig aus“. Er erinnerte an die oftmals minderjährigen Opfer sexualisierter Gewalt, „es ist unverständlich, dass das Leid der Opfer nicht gesehen wurde“, betonte er. „Jeder einzelne Betroffene sexualisierter Gewalt hat eine Katastrophe erlebt.“ Die Krise der Kirche werde zudem deutlich in Austritten, es gebe Diskussionen über den Zölibat und die Forderung nach der Öffnung der Weiheämter für Frauen.

Der Weihbischof wies auf die Maßnahmen, die zur Aufklärung und zur Prävention von sexualisierter Gewalt hin – etwa die vollständige Übergabe aller Akten an Staatsanwaltschaften –und erinnerte daran, dass mit dem Synodalen Weg ein Reformprozess im Gange ist. Doch selbst, wenn alle diese Fragen geklärt seien, werde es auch weiterhin hohe Austrittszahlen geben, erklärte der Weihbischof, denn „es gelingt der Kirche derzeit nicht, die Lebensbedeutung des Glaubens zu vermitteln“.

In vielen Gesprächen hätten Menschen ihm berichtet, wie wichtig der Glauben und das Erleben der Gemeinschaft für ihr Leben sei. „Es ist unsere Aufgabe, viel stärker zu suchen, wie wir Menschen die Bedeutung des Glaubens vermitteln können, was wir als Reichtum erleben. Dafür haben wir“, kritisierte Zekorn, „in den vergangenen Jahrzehnten zu wenig getan“.  Daher müsse gerade auch an junge Menschen die Botschaft vermittelt werden, dass eine Gemeinschaft etwas ist, wo man sich wohl fühlt und etwas für das eigene Leben hat. „Wer das erlebt, bleibt dabei. Das gilt für die Kirche ebenso wie für die Schützenbruderschaften“, schlug Zekorn einen Bogen zu seinem Publikum.

Für ihn stehe in der Kirche nicht die Organisation mit ihrer Verwaltung als solche im Vordergrund, sondern „das Volk Gottes, das die Botschaft weitergibt und in den Sakramenten Heil schenkt.“ Das sei durch alle Jahrhunderte der Kirchengeschichte geschehen, „sonst säßen wir hier nicht“. Der Weihbischof warnte vor Relativierungen: „Das macht nichts gut, was schlecht ist. Aber es gibt diese Wirklichkeit. Wir sind trotz aller Schrecklichkeiten durch alle Jahrhunderte bis heute im Glauben verbunden.“ 

Christian Breuer