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Weihbischof Lohmann feiert Gottesdienst mit 50 Gefangenen

, Kreisdekanat Kleve

Die orangefarbenen und gelben Vorhänge leuchten in der Sonne und tauchen den Raum in ein freundliches, helles Licht. Und doch zeichnet sich auf den Vorhängen der Schatten eines Gitters ab. Auch hier, in der Kapelle der Klever Justizvollzugsanstalt (JVA) ist allgegenwärtig, dass man in einem Gefängnis sitzt. Hinter der Gemeinde, die an diesem Tag aus 50 Gefangenen unterschiedlicher Nationalität besteht, sitzen Wachleute in Uniform, die Funkgeräte immer griffbereit. Sie werden an diesem Vormittag nichts zu tun haben, die Häftlinge wollen gemeinsam friedlich den Gottesdienst feiern.

Am Altar steht Weihbischof Rolf Lohmann, der auf Einladung des Gefängnisseelsorgers Reiner Rosenberg nach Kleve gekommen ist. In seiner Predigt ermutigt er die Männer, sich auch in ihrer Situation, mit ihren Fragen, Problem und Sorgen an Gott zu wenden. „Jeder kann zu Gott kommen, er ist nicht nur in den schönen Momenten bei uns“, betont der Weihbischof, „sondern in jeder Wirklichkeit und jeder Lebenssituation.“ Direkt an die Gefangenen gewandt bekräftigt er: „Gott liebt Sie. Er liebt jeden Menschen und steht auch an Ihrer Seite.“ Gott wolle helfen, die Menschen auf einen guten Weg zu führen. Dazu sei es notwendig, auch mal still zu werden und darauf zu hören, was Gott einem sagen wolle. Gott sei, sagt der Weihbischof, ein Gott der Liebe, der Vergebung und der Hoffnung.

Das greift Lohmann später wieder auf, als er mit einigen der Gefangenen ins Gespräch kommt. Wie das denn mit der Sünde sei, will einer der Männer wissen. „Wissen Sie, wir sitzen ja alle nicht ohne Grund hier“, fügt er hinzu und grinst entschuldigend. Lohmann: „Die Sünde gehört zum Leben, es kann wohl kein Mensch behaupten, ohne Sünde zu sein. Es gibt Vergebung, nicht nur für kleine Delikte, das ist auch und gerade hier wichtig“, sagt er den Insassen. Wichtig aber sei zu erkennen, was man falsch gemacht habe, sich den Fehler ehrlich einzugestehen und ihn zu bereuen. „Reue und Wiedergutmachung sind die Voraussetzung für Vergebung“, erklärt der Weihbischof.

Wie sie ihr Leben nach der Haft wieder in den Griff bekommen können und nicht wieder auf die schiefe Bahn geraten, fragt ein Gefangener. „Alleine ist das manchmal schwer und man braucht Freunde, die einen unterstützen und von einer schlechten Sache abhalten“, weiß Lohmann. „Das ist alles nicht einfach, die Herausforderungen sind schwer, die Welt da draußen ist immer voller Versuchungen, das Leben ist anstrengend“, gibt er zu. Es sei auch Aufgabe der Kirche, den Menschen Hilfe anzubieten, die darum bitten. Wichtig sei es, die Hilfe anzunehmen, ob sie von Freunden, dem Staat oder der Kirche kommt. Ein Mann nickt: „Ich war da draußen nie auf Hilfe angewiesen und habe immer auf der anderen Seite gestanden. Das ist schon eine große Umstellung.“

Rund eine Stunde spricht der Lohmann mit den Gefangenen, tauscht sich mit ihnen über ihre Lebensgeschichten, die Haftbedingungen und Glaubensfragen aus. Anschließend führen ihn Anstaltsleiter Udo Gansweidt und der Leiter des Allgemeinen Vollzugsdienstes, Johann Biermann, den Weihbischof durch die JVA. Am Ende hat er die Hoffnung, dass einige der Gefangenen über ihren Glauben auf einen besseren Weg finden: „Jesus war immer bei den Sündern und begegnete ihnen. Das führte oft dazu, dass sie ihr Leben änderten. Ich hoffe, dass die Männer hier nach der Haft einen neuen Weg gehen können.“

Christian Breuer