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Weihbischof Lohmann: "Wir müssen eine Kirche des Dialogs sein"

Gemeinsam mit Erzbischof Laurent Lompo aus dem Niger hat Weihbischof Rolf Lohmann am 25. August einen festlichen Gottesdienst in der Kevelaerer Marienbasilika gefeiert. Er freue sich, wieder in Kevelaer zu Gast sein zu dürfen, sagte Lohmann zu Beginn des Gottesdienstes. Das Gnadenbild mache deutlich, dass jeder Mensch zu jeder Zeit zu Maria kommen dürfe, „man kann immer mit ihr in Kontakt treten, es gibt keine Sprechstunden, sie ist stets ansprechbar“, betonte der Weihbischof.

Das gelte, erklärte er später in der Predigt, auch für Gott selbst, mit dem man im Gebet in Kontakt treten könne. Es sei „von großer Wichtigkeit für Christen“, so auf den Rat Gottes zu hören und nicht das „Ich“ in den Mittelpunkt des eigenen Handelns zu stellen, sondern den Willen Gottes. Das sei, sagte Lohmann, oft eine große Herausforderung und sei doch Kern des Christseins. Die Wallfahrtszeit stehe in diesem Jahr unter dem Motto „Herr, wohin sollen wir gehen?“ – und der Rat Gottes gebe die Richtung vor, sagte Lohmann.

In das Gebet solle man auch gegenwärtige Fragen und Sorgen mit aufnehmen, forderte er und nannte als Beispiel den G7-Gipfel und die Brände im Amazonasgebiet. „Was da brennt und verloren geht, das ist unsere Zukunft, da können wir doch nicht die Augen vor verschließen.“ Die Frage des Klimawandels könne nicht einfach abgeschoben werden und jeder Mensch müsse sich fragen, wo er in seinem Leben etwas anders machen kann. Im Gebet hätten aber auch Dank und Freude ihren Platz. „Es wundert mich manchmal, dass wir ein reiches, übersattes Volk sind, das gerne murrt und übersieht, wie reich beschenkt es ist“, sagte Lohmann.

„Auf die Frage, wohin wir gehen sollen, ist uns auch Jesus ein Vorbild“, erklärte er weiter. Jesus sei immer bei den Menschen gewesen, sei zu ihnen gegangen und habe sie gesucht, im Alltag und bei Konflikten ebenso wie bei Festen und Zusammenkünften: „Jesus ist immer da“. Daraus müsse auch die Kirche lernen, forderte Weihbischof Lohmann: „Eine Kirche, die nur um sich selbst kreist, ist nicht die Kirche Jesu Christi.“ Der Auftrag sei vielmehr, mit allen Menschen in Kontakt zu treten, und zwar „auch und gerade mit denen, die nicht in den Kirchenregistern eingetragen sind.“ Dazu gehöre insbesondere der Dialog und Austausch mit Menschen anderer Religionen, wie etwa bei der Interreligiösen Friedenswallfahrt in Kevelaer. Lohmann machte deutlich: „Wir Christen dürfen uns nicht Christen nennen, wenn wir Mauern aufbauen.“

Das stelle einen Christen jeden Tag vor eine enorme Herausforderung, und auch die Kirche sei gefordert, sich der Zeit und ihren Herausforderungen zu stellen und mit denen in Kontakt zu treten, die die Kirche nicht verstehen. „Wir müssen eine Kirche des Dialogs sein, die Zukunft gestalten und nach vorne gehen anstatt rückwärtsgewandt zu sein“, forderte der Weihbischof deutlich. Auch das sei eine permanente Herausforderung, doch Maria könne helfen, auf dem Weg das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.

Christian Breuer