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Weihbischof Rolf Lohmann informiert sich über Hochwasserschutz

, Kreisdekanat Kleve, Kreisdekanat Wesel

Es ist ein Horrorszenario: Der Rhein führt Hochwasser, irgendwann kann der Deich bei Haffen-Mehr dem Druck nicht mehr standhalten und bricht. Innerhalb von Stunden werden weite Teile des rechten Niederrheines und die angrenzenden Gebiete der Niederlande bis zu sechs Meter unter Wasser stehen. Hunderte Tote sind zu beklagen, die Schadenshöhe wird auf rund 30 Milliarden Euro geschätzt. Auch wenn es nur eine Simulation, die in einem kurzen Film des Deichverbandes Bislich-Landesgrenze durchgespielt wird: Sie kann zur Realität werden kann, wenn die Deiche nicht gepflegt werden.

Weihbischof Rolf Lohmann, der sich an diesem Nachmittag bei Deichgräf Herbert Scheers und dem Geschäftsführer des Deichverbands, Holger Friedrich, über den Hochwasserschutz am Niederrhein informiert, ist nach dem Film nachdenklich. „Ich werde die Deiche hier künftig mit anderen Augen sehen“, sagt er. Auch, weil Scheers und Friedrich ihm erklärt haben, wie komplex ein moderner Deich aufgebaut ist, aus welchen unterschiedlichen Schichten er besteht und wie aufwändig seine Pflege und Überwachung ist. „Als Fahrradfahrer, der nur ab und an mal einen Deich herauf oder herunter fährt, macht man sich da gar keine Gedanken zu“, sagt Lohmann schmunzelnd.

45 Kilometer lang ist die sogenannte Hochwasserschutzlinie zwischen Bocholt und der niederländischen Grenze, die rechtsrheinisch vom Deichverband Bislich-Landesgrenze – übrigens dem größten in Nordrhein-Westfalen – betreut wird. Zu den Aufgaben des Verbandes gehört aber auch die Pflege von einem 550 Kilometer langen Graben- und Gewässersystem, über das das Wasser aus dem Hinterland abfließen kann und der Betrieb entsprechender Schöpfwerke.

„Ich muss zugeben, dass ich mich vorher nie intensiv mit dem Thema beschäftigt habe“, gibt der Weihbischof zu, „aber hier wird eine Aufgabe erfüllt, die in hohem Maße der Sicherheit und dem Gemeinwohl dient.“ Daher hört er interessiert zu, als Friedrich und Scheers von der Organisation des Deichverbandes hören, der 23.000 Mitglieder hat und an dessen Spitze ehrenamtlich Deichgräf Scheers steht, dessen operatives Geschäft aber hauptamtlich von Friedrich und seinen Mitarbeitern gesteuert wird. „Das garantiert eine professionelle Verbandsarbeit“, betont Friedrich.

Unverzichtbar seien die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer, die nicht nur bei Hochwasser immer wieder den Deich in unmittelbarer Umgebung ihres Wohnortes beobachten und bei möglichen Schäden sofort Bescheid geben. „Ohne die Hilfe der Menschen, die genaue Kenntnisse vor Ort haben und wissen, worauf sie achten müssen, würde das gar nicht gehen“, betont Scheers.

Lohmann, der in der Deutschen Bischofskonferenz für das Umweltressort zuständig ist, spricht bei dem Treffen auch den Naturschutz an. Natürlich, sagt Friedrich, sei ein 60 Meter breiter Deich ein Eingriff in die Landschaft. Der sei zum Schutz der Menschen und der Natur in den Gebieten, die sonst bei jedem Hochwasser überschwemmt werden, aber unverzichtbar. Daher müsse er auch vor Tieren wie zum Beispiel Hasen oder Nutrias geschützt werden, die Löcher in den Deich graben, durch die letztlich die Standfestigkeit des Deiches gefährdet wird.

Zum Ende des Treffens zeigt Deichgräf Scheers dem Weihbischof noch die Stelle bei Dornick, an der der alte und der neue Deich aneinander grenzen. Dort ist besonders deutlich, wie sich das Profil des Hochwasserschutzes verändert hat. Und dass man auch für womöglich steigende Hochwasserpegel infolge des Klimawandels gerüstet ist – der neue Deich ist ein gutes Stück höher als der alte.

Der Film mit der Simulation eines Deichbruchs bei Haffen-Mehr ist im Internet auf der Seite www.dv-bl.de unter „Aktuelles“ abrufbar.

Christian Breuer