Bei allen Herausforderungen ist nach Zekorns Ansicht „ein Großteil der Flüchtlinge inzwischen gut bei uns angekommen.“ Fremdenfeindlichen und populistischen Ansichten will Zekorn in privaten und öffentlichen Gesprächen entgegen treten. „Wir dürfen uns nicht in einzelne Ecken der Gesellschaft zurückziehen, sondern müssen miteinander diskutieren und Erfahrungen teilen“, sagt Zekorn. Nach seiner Erfahrung wandele sich durch den Kontakt mit Flüchtlingen bei vielen Menschen die Einstellung.
Er wolle mit den Menschen reden, die Flüchtlinge ablehnen. Schließlich seien viele Flüchtlinge unter anderem ein Gewinn für den Arbeitsmarkt, denn in vielen Bereichen gebe es „nicht genügend Menschen aus unserem Land, die die jeweilige Arbeit tun möchten.“ Zudem wolle er für eine offene Gesellschaft werben.
Deutschland habe 2015 und 2016 bereits viele Flüchtlinge aufgenommen, andere europäische hätten da noch Potenzial. Eine gemeinsame europäische Lösung sei derzeit aber nicht realistisch.. „Ich glaube, dass Europa und die Bundesregierung aufgefordert sind, kreative Lösungen zu finden, den Wiederaufbau in Syrien zu unterstützen“, sagt Zekorn.
Für ihn ist dabei die Bekämpfung der Fluchtursachen besonders wichtig. Neben der Unterstützung von Bildung und Wirtschaft in den Herkunftsländern fordert er: „Wir müssen intensiver als bisher mit den dortigen Regierungen im Gespräch sein im Hinblick auf Themen wie Korruption, Transparenz und Rechtsstaatlichkeit.“
Die katholische Kirche versuche, den Menschen vor Ort zu helfen. Das geschehe beispielsweise in Syrien beim Wiederaufbau ihrer Häuser und der Wasserversorgung. „Auch die EU und die Bundesregierung sind aufgefordert, kreative Lösungen zu finden, die Menschen beim Wiederaufbau zu unterstützen. Wir können die Menschen nicht in den Trümmern lassen, weil wir das Assad-Regime ablehnen“, sagt Zekorn.
Zum humanen Umgang mit Flüchtlingen gibt es aus Sicht des Weihbischofs keine Alternative. Von afrikanischen Flüchtlingen habe er gehört, dass sie aufgrund von Krieg oder Hunger die Flucht nach Europa als ihre einzige Überlebenschance sehen. „So lange Menschen so denken und keine Perspektive haben, werden sie kommen“, ist Zekorn überzeugt.
Tina Moorkamp