Weniger Ernte, mehr Gift: Klimawandel in Ghana

, Kreisdekanat Kleve

Extreme Hitze, wochenlange Trockenheit, heftige Stürme: Die Auswirkungen des Klimawandels werden in Deutschland immer mehr Menschen bewusst. In anderen Teilen der Erde ist der Klimawandel längst existenzbedrohend. Davon kann der gebürtig aus Kevelaer stammende Bruder Michael Schmitz berichten. Er gehört der Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos an und lebt seit mehr als 25 Jahren im westafrikanischen Ghana.

Dort ist Bruder Michael, den die Einheimischen nur „Obolo“ (auf deutsch „starker, dicker Mann“) nennen, in der Kinder- und Jugendarbeit tätig. Zuvor hat er in einer ländlich geprägten Region ein technisches Ausbildungszentrum mit aufgebaut. Zwischenzeitlich habe er außerdem „in der Landwirtschaft und im Haus mitgearbeitet. Daher habe ich in der letzten Zeit einige der Probleme gut mitbekommen.“

Eines der Hauptprobleme sei, dass sich die Regen- und Trockenzeiten, die sich in dem von tropischem Klima geprägten Land eigentlich verlässlich abwechseln, verändert haben. „In den 90-er Jahren war es noch so, dass sich der Regen im Februar und März gut entwickelte, nun kommt es vor, dass der erste Regen Ende März fällt, aber nicht regelmäßig“, berichtet Bruder Michael, „nach einigen Wochen kommt dann wieder etwas Regen, doch nicht genug für Saatgut und Gemüsepflanzen.“ Deshalb sei es 2019 zu erheblichen Ernteausfällen gekommen.

Für die Menschen vor Ort habe das konkrete Auswirkungen. „Mais ist eines der Hauptnahrungsmittel“, sagt Bruder Michael, „durch die Ausfälle in der Trockenzeit steigen die Preise auf das Doppelte.“ Doch es komme noch mehr auf die Landwirte zu, befürchtet er: „Mit der Trockenzeit kommt seit drei Jahren mit dem Morgentau Ungeziefer in den Mais und frisst die jungen Blätter. Deshalb muss mit Insektiziden gespritzt werden, damit nicht alles verloren ist. Dasselbe gilt für Obstbäume wie Mango oder Schokonussbäume, die vor der Blüte gespritzt werden müssen.“ Das koste Geld, außerdem sei noch nie untersucht worden, ob die Chemie Rückstände an den Früchten hinterlasse.

Vom Staat gebe es nur unregelmäßig Unterstützung. „In größeren Städten gibt es ein Büro der Landwirtschaft, das die Regierung finanziert. Wenn jemand von den Hilfe benötigt, kommen auch schon mal einige der Fachleute vorbei. Auch helfen sie mit Giftspritzen und Pflanzenschutzmitteln aus. Doch die regelmäßige Beratung ist nicht gegeben.“

Leider sei der Klimawandel den Menschen in Ghana kaum bewusst, bedauert Bruder Michael. Generell sei ein Umweltbewusstsein kaum ausgeprägt. „Jeder in Ghana weiß, dass in den 90-er Jahren die letzten Urwaldbäume gefällt und nach Europa verschifft wurden. Heute werden Thickbäume angebaut, die schon nach 20 bis 25 Jahren gefällt werden können. Viele Bäume werden von Indern gekauft und gehen auch nach Indien“, erzählt der Ordensmann. Außerdem würden alte Autos, unter anderem aus Deutschland importiert, aufgefahren, ohne Rücksicht auf Sicherheit und Abgaswerte.

Auch das beliebte Baden im Atlantischen Ozean, an den Ghana im Süden grenzt, sei nicht mehr uneingeschränkt empfehlenswert. „Es ist eine schöne Gelegenheit, sich abzukühlen“, sagt Bruder Michael, „doch wenn man aus dem Wasser kommt, hängen überall am Körper Plastiktüten in allen Farben. Denn für alles, was man auf dem Markt oder woanders kaufen kann, gibt es Plastiktüten, passend für alle Waren in acht verschiedenen Größen.“ Auf dem afrikanischen Kontinent seien es derzeit vor allem die Länder Burundi und Ruanda, in denen sich Umweltbewusstsein auspräge und die hoffentlich andere positiv beeinflussen könnten.

Erstaunt haben den Missionar bei seinem diesjährigen Heimaturlaub in Kevelaer die Erfahrungen, die er in Deutschland machen musste: der heiße und trockene Sommer, der ihm in Vergleich zu Ghana keine Abkühlung bot, verbogene Bahnschienen, aufgelöste Straßenbeläge. Umso wichtiger findet er Initiativen wie Fridays for future oder Klima-Notstands-Erklärungen in einigen Städten. Damit sei Deutschland auf einem guten Weg. Nicht verstehen kann Bruder Michael allerdings so manches Verhalten im privaten Umfeld wie etwas ausgiebiges Rasensprengen bei Trockenheit.

Für die Zukunft wünscht er sich von allen Menschen einen weiteren Blick: „Wir müssen uns die Hände geben und den Menschen in den ärmeren Ländern unter die Arme greifen. Nur gemeinsam können wir diese globale Welt der Natur retten und den nächsten Generationen ein gutes Leben weitergeben und vorleben.“

Anke Lucht

Bildunterschrift: Gemeinsam mit seinen Schützlingen erlebt Bruder Michael Schmitz (Zweiter von links) die Auswirkungen des Klimawandels in Ghana. Foto: Salesianer Don Boscos