„Wer ist der Mann auf dem Tuch?“

, Stadtdekanat Münster

„Wer ist der Mann auf dem Tuch?“ fragt seit dem 14. Januar eine Sonderausstellung in der Pfarrkirche Liebfrauen-Überwasser in Münster. Im Mittelpunkt steht das Turiner Grabtuch, von dem viele Christen glauben, es sei das Tuch, in das Jesus nach der Kreuzigung gelegt und in dem er beigesetzt wurde. Bis heute wird über die Echtheit gestritten.

Entwickelt wurde die Ausstellung, die als Wanderausstellung seit sechs Jahren durch Deutschland tourt, von den Maltesern. Herzstücke sind eine originalgetreue Nachbildung des 4,4 mal 1,1 Meter großen Tuches sowie eine Skulptur des Mannes, die aus einer 3D-Betrachtung der Spuren am Tuch gefertigt wurde. Auch Nachbildungen einer Dornenhaube (Dornenkrone) und der Nägel, die zur damaligen Zeit verwendet wurden, gehören zur Sammlung. Insgesamt laden 20 Informationsstelen, sieben Vitrinen und acht Sitzwürfel die Besucher zur Auseinandersetzung von Glaube und Wissen ein. 
Münsters Bischof Dr. Felix Genn hob bei der Eröffnung im Rahmen einer feierlichen Vesper am 13. Januar besonders den Untertitel der Ausstellung, „Eine Spurensuche“, hervor: „Man wird niemals sagen können, um was es sich wirklich handelt. Vielleicht ist es das Tuch, in dem Jesus gelegen hat. Ich weiß es nicht.“ Die Ausstellung lade ein, in die Spuren einzutauchen, sich auf einen Weg mit Jesus zu begeben. 

Durch die Geschichte des Christentums hindurch sei immer wieder der Wunsch aufgekommen, Jesus in Bildern darzustellen, ihn sichtbar und anschaulich zu machen. „Unabhängig von der Identität des Tuches: Was sind alle Bilder gegenüber der Wirklichkeit, die er uns selbst immer wieder neu anschaulich werden lässt?“, fragte der Bischof. Beim Empfang der Kommunion laute das Bekenntnis jedes Mal neu: der Leib Christi. „Es ist die lebendige Speise, mit der er uns die ganze Wirklichkeit von Menschwerdung, Sterben und Auferstehung in die Hände, ins Herz legt“, betonte Genn. Sichtbar werde Jesus aber vor allem im Dienst am Nächsten. Als „bemerkenswert“ bezeichnete der Bischof das Engagement der Malteser in dieser Hinsicht. 

Bettina von Trott zu Solz, Kuratorin der Ausstellung, schloss sich den Worten von Bischof Genn an: „Es geht uns nicht darum zu beweisen, dass tatsächlich Jesus in diesem Tuch lag. Es gibt Fakten, Fragen und Vermutungen. Es ist eine Spurensuche und wir begeben uns mit den Besuchern auf diese Suche.“ Die Ausstellung sei bisher an 28 Orten zu sehen gewesen und habe rund 200.000 Menschen bislang erreicht. 

In der Überwasserkirche in Münster ist die Ausstellung „Wer ist der Mann auf dem Tuch? Eine Spurensuche“ bis Mittwoch, 20. Februar, zu sehen. Sie kann montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr und von 15 bis 19 Uhr, samstags von 10 bis 16 Uhr und sonntags von 14 bis 18 Uhr besichtigt werden. Der Eintritt ist frei. Anmeldungen für Gruppenführungen werden unter Telefon 0251/9712132 oder per Mail an grabtuch@malteser.org entgegengenommen. 

Ann-Christin Ladermann
 

Besucher schauen sich die Ausstellung über das Turiner Grabtuch an.

Viele Besucher nutzten im Anschluss an die Eröffnung die Gelegenheit zum Besuch der Ausstellung.

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