Zekorn: Mittelmeerpolitik ist Verrat am Menschsein

, Bistum Münster

Den Beschluss der Europäischen Union, künftig im Rahmen ihrer Sophia-Mission im Mittelmeer keine Schiffe mehr einzusetzen, lehnt Weihbischof Dr. Stefan Zekorn strikt ab. Stattdessen fordert Zekorn eine Rückkehr zu einer Politik, die Ertrinkende rettet. Möglichst viele Länder sollten sich seiner Meinung nach zu einem „Bündnis der Seenotrettung Mittelmeer“ zusammenschließen.

„Was gerade in der europäischen Mittelmeerpolitik geschieht, ist Verrat an unserem eige-nen Menschsein“, kritisiert der Bischöfliche Beauftragte des Bistums Münster für die Weltkirche. „Wir Europäer nehmen uns vor, Menschen, von denen wir wissen, dass sie im Mittelmeer ertrinken, nicht mehr zu retten, sondern höchstens aus der Luft dabei zuzusehen“, schüttelt der Weihbischof den Kopf und stellt unmissverständlich klar: „Das ist einfach nur schrecklich und wir müssen diese Politik radikal ändern.“ Es sei notwendig, zu einer Politik zurückzufinden, „die unseren eigenen Werten entspricht“ und Ertrinkende zu retten.

„Wir dürfen nicht zulassen, dass der Zynismus rechter Politiker in Europa faktisch das gesamte europäische Handeln in diesen Fragen bestimmt“, verlangt Zekorn. Vielmehr sei nun gefragt, nach Möglichkeiten zu suchen, dass sich „möglichst viele Länder zu einem ‚Bündnis der Seenotrettung Mittelmeer‘“ zusammen finden. Auch wenn dazu derzeit nur einige Länder Europas bereit wären, hätten sie gemeinsam mehrere hundert Millionen Bürger. „Und wenn man dann Flüchtlinge auf diese Länder verteilt, wird das ein einzelnes Land kaum merken“, ist sich der Weihbischof sicher.

Das Papst Franziskus am Samstagabend bei seinem Marokkobesuch auch wieder mit Flüchtlingen zusammenkommt, begrüßt Weihbischof Zekorn: „Ich erhoffe mir, dass der Besuch des Papstes in Marokko für viele Europäer die Situation der Flüchtlinge, ihre extreme Not, ihre Lebensangst neu in den Fokus rückt und wieder vermehrt wahrgenommen wird.“

Martin Wißmann