Zum Wohle des Kindes

, Bistum Münster

Um einer Kindeswohlgefährdung vorzubeugen, braucht es dringend finanzielle und strukturelle Unterstützung für besonders belastete Eltern, ohne diese zu diskriminieren. Das fordert der Diplom-Psychologe und Arzt, Professor Dr. Georg Hörmann, aus Münster. Die steigende Zahl der sogenannten Inobhutnahmen spreche eine deutliche Sprache. „Offensichtlich verstärkt die massenmedial angeprangerte Kritik an staatlichem Behördenversagen die Tendenz, ‚Im Zweifel lieber wegzunehmen‘, statt angemessene flexible Hilfen zu gewährleisten“, betont Hörmann.

Das Thema „Kindeswohlgefährdung“ steht im Mittelpunkt einer Tagung am Samstag, 6. Juli, von 9 bis 12.30 Uhr in der Akademie Franz Hitze Haus in Münster. Sie findet in Kooperation mit der Gesellschaft für Gruppenarbeit in der Erziehung (GGE) und dem Franz Hitze Haus unter der Leitung von Akademiedozent Sebastian Mohr und den Psychotherapeuten Georg Hörmann und Dr. Wilhelm Körner von der Rechtspsychologischen Gemeinschaftspraxis in Münster statt. 

Aufgrund einer zunehmenden medialen Berichterstattung steht das Thema Kindeswohlgefährdung immer öfter im Fokus. Neben Tätern, Beschuldigten und den Medien rücke zunehmend die Rolle von Institutionen und staatlichen Einrichtungen in den Blick, sagt Hörmann. „Die jüngsten Kinderschutzskandale lassen allerdings daran zweifeln, dass diese Problematik gleichermaßen bei den zuständigen staatlichen Institutionen im Mittelpunkt steht“, kritisiert der Psychologe und Therapeut. 

Nicht nur medial bekannte Missbrauchsfälle wie in Staufen oder Lügde, sondern auch neuere Entwicklungen in der Jugendhilfe veranlassten dazu, staatliche Akteure unter die Lupe zu nehmen. Denn angeblich, greift Hörmann Medienberichte auf, hätten bei den zunehmenden Klagen über ungerechtfertigte Trennungen der Kinder von ihren Eltern alle staatlichen Behörden und Amtsträger formal korrekt nach rechtsstaatlichen Prinzipien gehandelt.

Der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Familie, Senioren, Frauen und Gesundheit Marcus Weinberg MdB von der CDU/ CSU Fraktion im Deutschen Bundestag charakterisiere die Situation folgendermaßen: „Angesichts der hohen Anzahl an Inobhutnahmen, Fremdunterbringungen und Sorgerechtsentzügen ist es wichtig, sich damit zu beschäftigen, warum die Behörden immer öfter in Familien eingreifen. [...] Der Schaden, der aufgrund von Fehlentscheidungen beim Sorgerecht, beim Umgangsrecht und bei der Fremdunterbringung entstehen kann, ist in jeder Hinsicht verheerend.“
Weitere Informationen sowie das genaue Programm der Tagung gibt es im Internet unter www.franz-hitze-haus.de/info/19-640/. 

Ann-Christin Ladermann