Zweifel an Unabhängigkeit

, Bistum Münster

Landessozialminister Karl-Josef Laumann bezweifelt die Unabhängigkeit des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK). Beim zweiten Altenhilfekongress der Caritas im Bistum Münster forderte er, den Dienst aus der Trägerschaft der Kranken- und Pflegekassen herauszulösen.

Viele Menschen mit roten Nasen

Mit Humor geht alles besser. Felix Gaudo (links) setzten den Teilnehmenden rote Clown-Nasen auf und forderte von ihnen, mehr Freude im Alltag zu zeigen.

© Caritas im Bistum Münster

Die Kostenträger könnten nicht gleichzeitig die Institution für ihre Kontrolle verantworten. „Da glaube ich nicht an die Unabhängigkeit“, sagte Laumann.  In einem künftigen Aufsichtsgremium dürfe es weder Vertreter der Krankenhäuser noch der Krankenkassen geben. Mittlerweile begutachte der MDK jährlich in NRW eine halbe Million pflegebedürftige Menschen und kontrolliere 30 Prozent der Krankenhausrechnungen.

Vor 300 Vertretern und Mitarbeitenden aus Verbänden und Einrichtungen der Caritas in der Diözese Münster wandte sich Laumann auch gegen die „Misstrauenskultur“ in der Altenpflege, in der jeder Fehler gleich zum Skandal werde. „Wir müssen an einer Fehlerkultur arbeiten“, forderte er. Nur dann könne man ohne Angst arbeiten und unterliege nicht der Versuchung des Vertuschens. Der Abschied von den Pflegenoten und die Einführung einer neuen Form der Qualitätsprüfung in der Altenhilfe sollte nach Laumanns Ansicht für einen Neuanfang genutzt werden. Er lobte das Engagement des Diözesancaritasverbandes Münster in der Erarbeitung eines neuen Systems.

25 Jahre nach Einführung der Pflegeversicherung sieht Laumann die Altenhilfe gut aufgestellt. Aber sie stehe vor gewaltigen Herausforderungen angesichts des Bedarfs von 3.000 zusätzlichen Pflegekräften pro Jahr. Mehr Auszubildende müssten gewonnen werden. Hier trat der Minister dem gängigen Vorurteil geringer Bezahlung entgegen. Tatsächlich sei die Vergütung die zweithöchste aller Lehrberufe.

Die Zuzahlungen der Bewohner in den nordrhein-westfälischen Altenheimen seien die höchsten in Deutschland. Aber das sei vor allem auch der hohen Tarifbindung durch den großen Anteil freigemeinnütziger Träger wie der Caritas in NRW geschuldet. Über diese Struktur sei er sehr froh und „dabei sollten wir bleiben“, erklärte Laumann.

Jetzt müsse es darum gehen, den Umschwung zur generalistischen Pflegeausbildung zu schaffen. Da gelinge die Zusammenarbeit zwischen Pflegeschulen und Krankenhäusern noch nicht im gewünschten Maß, so Laumann. Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann betonte, dass die Caritas dafür auf regionaler Ebene runde Tische gebildet habe, um die Kooperationen zu verbessern.

Kessmann bedauerte die pauschale Kritik an der Altenpflege, die ständig und jüngst wieder in einem ZDF-Beitrag geäußert werde. Das habe durchaus negative Folgen für die Gewinnung neuer Mitarbeiter. Dass es auch der persönliche Blick auf den Arbeitsalltag ist, ob er als überwiegend belastend oder eher erfüllend erlebt wird, lernten die Teilnehmenden von Moderator und Comedian Felix Gaudo. Humor sei der Schlüssel für ein gesundes und erfülltes Leben. Es gehe darum, immer wieder Begeisterung zu schaffen und im Team ein Wir-Gefühl zu erzeugen. Im Alltag bestehe immer die Gefahr, in negatives Denken abzurutschen: „Aber das verändert auch negativ“, warnte Gaudo. Humor sei dabei eine kreative Kunst, die man trainieren könne.

Wie das gehen kann, war nur eines von vielen aktuellen Themen, die die Teilnehmenden in 23 Workshops miteinander diskutierten. Der Bogen wurde gespannt von den Expertenstandards in der Pflege über die neue Qualitätsprüfung bis hin zu Finanzierungsfragen und dem Umgang mit Emotionen in schwierigen Situationen.

Text: Harald Westbeld / Caritas Münster