Donnerstag Mai 08 2025

Voerde plant 1,7 Kilometer lange Menschenkette „Wir wollen erinnern an die 80 Jahre Frieden in diesem Land, die wir als selbstverständlich hingenommen haben, und dafür unsere Dankbarkeit ausdrücken.“

16:00 – 18:00 Uhr, Pfarrheim Paulushaus Voerde, Akazienweg 5, 46562 Voerde

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Pfarrheim Paulushaus Voerde, Akazienweg 5, 46562 Voerde

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Zum 80. Jahrestag des Kriegsendes wollen die Organisatoren der Aktion „Frieden weitergeben“ auch ein Fest feiern.

Eine symbolträchtige und im wahrsten Wortsinn weitläufige Mitmachaktion ist für den 8. Mai, wenn sich das Ende des Zweiten Weltkrieges zum 80. Mal jährt, in Voerde geplant. Dann soll sich in dem Stadtteil zwischen dem Soldatenfriedhof an der Friedhofstraße und dem Mahnmal Buschmannshof an der Straße Am Kindergarten eine Menschenkette bilden.

Termin
Donnerstag, 8. Mai 2025 von 16-18 Uhr

Unter der Federführung von Marlies Wellmer, frühere Sprecherin der bis 2001 existierenden Friedensgruppe Voerde, und Pastoralreferent Markus Gehling von der Kirchengemeinde St. Peter und Paul bereitet ein großer Kreis von Vertretern aus etwa 20 unterschiedlichen Gruppierungen dieses große Ereignis vor. Neben den Kirchengemeinden sind darunter unter anderem die Dinslakener Gruppe von Amnesty International, der VdK, die IG Metall, die Omas gegen Rechts, der Heimatverein Voerde oder die Bürgerinteressengemeinschaft (BIG) Spellen, um nur einige Organisationen zu nennen.

Wellmer verteilt überall, wo sie hinkommt, kleine Flyer, auf denen die Veranstaltung angekündigt wird. Das Motto lautet „Frieden weitergeben“. Die Kinder verschiedener Kitas werden ihre Hände mit Fingerfarbe auf Papier bringen, darüber wird ein Regenbogen „als Zeichen der Vielfalt“ verewigt und das Datum 8. Mai 2025. Die bunten Bilder werden dann in die Schaufenster der teilnehmenden Geschäfte gehängt – als Einladung, an der Menschenkette teilzunehmen. Sie erstreckt sich auf dem Abschnitt zwischen dem Soldatenfriedhof und dem Mahnmal Buschmannshof auf einer Länge von etwa 1,7 Kilometern. Damit sie sich nahtlos schließt, bedarf es, so Wellmer, der Teilnahme von zirka 2000 Menschen.

Um das Ganze mit Blick auf die Verteilung entlang der Route besser planen und koordinieren zu können, bitten sie und Markus Gehling darum, dass sich Vereine und andere größere Gruppen wie Nachbarschaften, Freundeskreise etc., die teilnehmen möchten, frühzeitig melden. Auch werden für den Aktionstag noch etliche Ordner benötigt, die bei der Bildung der Menschenkette Hinweise geben und lenkend eingreifen. 40 bis 50 Kräfte würden hierfür benötigt, erklärt Marlies Wellmer. Wer als Ordner helfen oder bei der Aktion mitmachen möchte, schreibe eine Mail an gehling-m[at]bistum-muenster.de.

Geplant ist, dass die Teilnehmer am 8. Mai ab 16 Uhr eintreffen, um die Menschenkette zu bilden. Sie werden gebeten, möglichst zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. Um 17 Uhr soll sich die Menschenkette schließen. Vorher werden als Signal dafür die Glocken der Pauluskirche läuten. Anders als sonst üblich, wird die Jahrestag-Veranstaltung zum Ende des Zweiten Weltkrieges diesmal nicht am Mahnmal Buschmannshof stattfinden.


Vielmehr beginnt im Anschluss ein Friedensfest auf dem Gelände der katholischen Kirchengemeinde St. Peter und Paul am Akazienweg, wie Marlies Wellmer ankündigt. Ein zentraler Punkt bei der Durchführung der Großveranstaltung mit Menschenkette und Zusammenkunft sind die Sicherheitsauflagen. Anfang der Woche stellte die Voerderin den Antrag auf Genehmigung bei der Kreispolizeibehörde Wesel: „Wir warten darauf, dass sie grünes Licht gibt.“


„Wir wollen erinnern an die 80 Jahre Frieden in diesem Land, die wir als selbstverständlich hingenommen haben, und dafür unsere Dankbarkeit ausdrücken.“
Diese lange Zeit werde „gar nicht mehr so gewürdigt und wahrgenommen“. Und: „Die Menschenkette soll den Zusammenhalt in der Gesellschaft vor Augen führen“, sagt Wellmer.

Für den Frieden setzt sich die engagierte Lehrerin im Ruhestand schon seit Jarzehnten ein. Sie war Anfang der 1980er Jahre bei einer der großen Demos gegen den Nato-Doppelbeschluss im Bonner Hofgarten dabei. Nicht nur in die damalige Hauptstadt reiste Marlies Wellmer mit der Friedensgruppe, um für ihre Überzeugung auf die Straße zu gehen. Auch bei Protesten gegen die Stationierung von Pershingraketen in Mutlangen in Baden-Württemberg oder Pydnaim Hunsrück waren sie und ihre Mitstreiter dabei – damals wie heute angetrieben davon, „in dieser Rüstungsspirale ein Gegenzeichen“ zu setzen.

„Wir müssen kriegstauglich werden“ – dieser Satz des Verteidigungsministers Boris Pistorius bereitet Marlies Wellmer folglich Bauchschmerzen. Sie kehrt die Aussage um: „Wir müssen friedenstauglich werden.“ In der Vergangenheit sei immer nur in das investiert worden, „was Profit versprach“. Stattdessen hätte viel mehr Geld in die Friedensforschung gesteckt werden müssen, dies hätte „gesellschaftlich viel Positives“ bewirkt, meint die Voerderin, die bei all ihrem Tun noch etwas antreibt. „Ich möchte von der nachfolgenden Generation nicht hören: Was hast du eigentlich gemacht?“