Ökumene

Den Glauben gemeinsam bezeugen

"Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, das du mich gesandt hast." (Joh 17,21) Diese Bitte Jesu um die Einheit der Christen zeigt, dass die Einheit der Kirche keine äußere Zutat oder schöne Verzierung ist, die auch fehlen kann. Sie gründet im Auftrag Christi selbst und ist ausgerichtet auf das ungeteilte und so glaubwürdige Zeugnis der Christen in Wort und Tat ("damit die Welt glaubt …"). Diese missionarische Herausforderung, vor der die Christen heute verstärkt stehen, können sie nur gemeinsam bestehen.

Wenn das Fazit jahrzehntelangen evangelisch-katholischen Dialogs zutrifft, dass, das, "was uns verbindet, (…( viel stärker ist als das, was uns trennt" (Ökumeneenzyklika "Ut unum sint" von Johannes Paul II., Nr. 20), so kommt es vor allem darauf an, dieses Gemeinsame vor Ort konkret erfahrbar zu machen, indem es in Bewährungsfelder gemeindlicher Arbeit übersetzt und in konkreten Formen ökumenischer Zusammenarbeit anschaulich wird.

Gerade für die ökumenische Arbeit vor Ort wird es daher zukünftig entscheidend darauf ankommen, Ökumene nicht länger als belastende Zusatzaufgabe wahrzunehmen, sondern als Auftrag zu gemeinsamem Handeln in den drei großen pastoralen Handlungsfeldern (Liturgie, Verkündigung, Diakonie), wo immer dies möglich ist. Durch eine solche „Ökumene der Sendung“, die sich in kooperativen, arbeitsteiligen und stellvertretenden Formen ökumenischer Zusammenarbeit vor Ort konkretisiert, wird das christliche Zeugnis von der Versöhnung und neue Beziehungen stiftenden Liebe Gottes nicht nur glaubwürdiger, sondern entwickelt sich ökumenisches Handeln angesichts knapper werdender personeller und finanzieller Ressourcen auch mittel- und langfristig als Entlastung für alle Beteiligten. Der vom Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, gemeinsam mit den Kirchenleitungen der benachbarten Evangelischen Kirchen von Westfalen und im Rheinland aus Anlass des Reformationsfestes 2017 am Pfingstmontag unterzeichnete ökumenische Aufruf „Gemeinsam Zukunft gestalten“ wurde, ermutigt ausdrücklich zu einer solchen Ökumene der Sendung und formuliert konkrete Anregungen für ihre Umsetzung in den Gemeinden vor Ort

„Ökumene der Sendung“ - Tun, was jetzt schon ökumenisch möglich ist

Am Anfang ökumenischer Zusammenarbeit sind persönliche Begegnungen, ein gegenseitiges Kennenlernen und wechselseitige Einladungen wichtig und entscheidend. Dazu können gehören Einladungen z.B. anlässlich von Gemeindeveranstaltungen und kirchlichen Festen; regelmäßige Kontakte zwischen Seelsorgeteams (ökumenisches Konveniat), zwischen Gemeindegremien (Presbyterien – Kirchenvorständen/Pfarrgemeinderäte), zwischen Gemeindegruppen (z.B. Jugendliche, Frauengruppen, Senioren, ökumenische Eine- bzw. Dritte-Welt-Gruppen) etc. oder auch eine Veranstaltungsreihe unter Titeln wie "Kirchen stellen sich vor".

Angesichts der gemeinsamen missionarischen Herausforderung der Christen in einer säkularen Gesellschaft wird es vor allem darum gehen, die tiefe Gemeinsamkeit in der Mitte unseres Glaubens zu entdecken und gemeinsam zu bezeugen, z.B. einander die Botschaft von der Rechtfertigung/Erlösung in der Sprache und im Verstehenshorizont unserer Zeit neu zu erschließen, das Gespräch über unseren gemeinsamen Glauben, z.B. anhand des "Ökumenischen Glaubensbekenntnisses von 381" zu suchen (z.B. an welchen Gott glauben wir Christen?"), sich gemeinsam mit der Heiligen Schrift zu beschäftigen (Bibelsonntag, ökumenische Bibelwoche, ökumenische Bibelgesprächskreise mit erfahrungsorientierten Zugängen z. B. Bibelteilen) oder sich fundiert Wissen über Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Konfessionen anzueignen.

Vertiefung der geistlichen Dimension der Ökumene

Die geistliche Ökumene, das Für– und Miteinander Beten ist Mitte und Herz aller ökumenischen Bemühungen und Initiativen. Ohne diese Mitte droht die Ökumene einem oberflächlichen Aktionismus zu verfallen, der letztlich leer läuft. Um die geistliche Gemeinschaft zu vertiefen, empfehlen sich regelmäßig gefeierte ökumenische Gottesdienste im Kirchenjahr oder gemeinsame Taufgedächtnisgottesdienste. Ein Kennenlernen der spezifischen gottesdienstlichen Formen der anderen Konfessionen weitet den Horizont und stärkt das Verständnis füreinander. Geistliche Verbundenheit kommt auch zum Ausdruck, wenn beispielsweise die Partnergemeinde der anderen Konfession mit ihren Anliegen in das Fürbittgebet eingeschlossen wird.

Zusammenarbeit in Kirche und Gesellschaft

Gute Gelegenheiten für ein starkes Miteinander bieten sich den Konfessionen bei ihrem Engagement in der Welt, wenn Kirchengemeinden in ökumenischer Zusammenarbeit sich engagieren für Menschen, die am Rande stehen, zum Beispiel für sozial Benachteiligte, Migranten oder Alleinerziehende und ihre Familien. Bewährt hat sich die überkonfessionelle Kooperation auch bei ökumenischen Tafeln, in der ökumenischen Hospizarbeit sowie bei der Gestaltung der ökumenisch durchgeführten Wochen für das Leben.

Ökumenische Partner

Durch die verschiedenen Regionen des Bistums Münster sind folgende drei Evangelische Landeskirchen unmittelbare Partner in der Ökumene: die Evangelische Kirche von Westfalen, die Evangelische Kirche im Rheinland und die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg.

Darüber hinaus leben Christen aus den verschiedenen orthodoxen und orientalisch-orthodoxen Kirchen, der altkatholischen Kirche, der anglikanischen Kirche sowie den freikirchlichen Gemeinschaften im Bereich unseres Bistums, zu denen gute ökumenische Kontakte vor allem durch die gemeinsame Zusammenarbeit in den regionalen "Arbeitsgemeinschaften Christlicher Kirchen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen" sowie in den zahlreichen örtlichen Arbeitsgemeinschaften bestehen.

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Ansprechpartnerin

Aurica Jax

Dr. Aurica Jax

Referentin für die Ökumene

0251 495-17020

jax[at]bistum-muenster.de