Die Photovoltaik-Pionierinnen

Katharinenschwestern betreiben in Münster seit zehn Jahren Solarzellen

Strom vom Kirchendach – diesen Wunschtraum haben viele Kirchengemeinden. Doch allzu oft stehen den Photovoltaikmodulen auf kirchlichen Gebäuden Fragen des Denkmalschutzes sowie der Träger- und Abrechnungsstruktur und der Wirtschaftlichkeit im Weg. Die Katharinenschwestern in Münster haben diese Fragen vor mehr als zehn Jahren für sich lösen können. Seit 2010 nutzen sie ein Drittel des auf den eigenen Dächern erzeugten Stroms für den Eigenbedarf, der Rest geht ins Netz.

„Eigentlich sollten im September 2010 nur die Dachrinnen erneuert werden“, erinnert sich Schwester Amanda Steffen, Provinzökonomin der Katharinenschwestern in Deutschland, schmunzelnd. „Da aber das Gerüst dafür unverhältnismäßig teuer war, kam uns die Idee, gleichzeitig eine Photovoltaikanlage zu installieren.“ Gesagt, getan. Die Schwestern besorgten Angebote, ließen die Dächer vor allem statisch begutachten, prüften die Wirtschaftlichkeit und holten die Genehmigung bei der Stadt Münster ein.

„Ende 2010 waren hinderliche Dachaufbauten entfernt und die Anlage installiert. Sie ging fristgerecht ans Netz“, ist Hubert Brüggemann heute noch froh, dass das so schnell geklappt hat. „Denn nur bis Ende 2010 gab es noch die für 20 Jahre garantierte Einspeisevergütung von über 20 Cent je Kilowattstunde für Strom, der nicht vor Ort gebraucht wird.“ Der Heizungsinstallateur ist seit mehr als 20 Jahren Hausmeister bei den Katharinenschwestern in Münster. „Damit das klappen konnte, mussten wir alle mit anpacken, vor allem beim Verlegen der Kabel von einem Gebäude zum anderen“, ist Schwester Amanda stolz auf ihre Schwesterngemeinschaft. Denn die Handwerker waren ausgebucht. Überall mussten in 2010 PV-Anlagen bis zum Jahresende fertig werden.

Schwester Amanda Steffen und Hubert Brüggemann stehen vor dem Provinzhaus der Katharinenschwestern in Münster

Schwester Amanda Steffen (rechts) und Hubert Brüggemann (links) sind sehr zufrieden mit ihrer PV-Anlage.

© Karola Wiedemann

„Diese regenerative Energiequelle ist die bistumsweit größte Anlage. Sie erwirtschaftet wirtschaftliche und ökologische Überschüsse, ein leuchtendes Beispiel für Kirchengemeinden, Bildungshäuser und Schulen“, freut sich Thomas Kamp-Deister, Referatsleiter Schöpfungsbewahrung und Projektleiter der Kampagne „Zukunft einkaufen -Glaubwürdig wirtschaften im Bistum Münster“. Die 99,25 kwp-Anlage umfasst 611 Module, erstreckt sich über alle für Photovoltaik nutzbare Dachflächen – Ost-, Süd- und Westdächer mit einer Dachneigung von 20 bis 40 Prozent – und ist komplett netzüberwacht. Schwester Amanda sieht auf dem Rechner, sobald etwas nicht funktioniert. „Bisher hatten wir keine großen Ausfälle und Reparaturen. Die Prognosen zur Stromlieferung werden weitgehend erfüllt“, ist sie sehr zufrieden. Zudem kontrolliert Hubert Brüggemann die Funktion regelmäßig im Elektroraum und bei den Wechselrichtern auf den Dachböden.

Die Schwestern haben damals rund 300.000 Euro investiert. In der Bilanz der Katharinenschwestern wird die Investition als Sachanlage bei den Bauten geführt. Ende 2022 hat sich die Investition voraussichtlich amortisiert. „Inzwischen sind die Anlagen effizienter und kostengünstiger“, erklärt Hubert Brüggemann. „Aber sie werden auch kaum mehr gefördert.“

Die Schwestern sind zufrieden darüber, zu den Photovoltaik-Pionierinnen zu gehören. „Wir haben es einfach gemacht und sind froh, nicht nur für uns, sondern auch noch für andere Ökostrom zu liefern“, strahlt Schwester Amanda. Dass es sich zudem rechnet, kommt obendrauf. „Das ist für mich auch eine Form von Apostolat, eine Form durch Wort und Tat Zeugnis für Christus zu geben“, sagt sie. „Was wir für die uns geschenkte Schöpfung tun können, das müssen wir tun!“

Mehr Informationen zu den Katharinenschwestern gibt es im Internet auf www.katharinenschwestern.de

Text: Karola Wiedemann