Farbstarke Glaskunst ist Blickfang in Kapelle auf Tita-Cory-Campus

, Stadtdekanat Münster

Es sind kräftige Farben, die im Kontrast stehen zu den eher kahlen Wänden in Betonoptik. Die 25 gerade eingebauten Fensterlamellen in der Kapelle des Tita-Cory-Campus in Münster sind in dem sakralen Raum, der Ende November durch Münsters Bischof Dr. Felix Genn gesegnet wurde, ein echter Blickfang. Sie tragen die Handschrift von René Blättermann, der auch das Glaskunstwerk auf der Gleittür in Münsters St.-Lamberti-Kirche gestaltet hat. Die Glasstruktur und -gestaltung spiegeln den Auszug aus Ägypten und die Rettung des Volkes Israels wider. Jede Lamelle hat Blättermann mit Wortzitaten aus dem Buch Exodus versehen. Die Auswahl der Wörter, dargestellt in Schriftzeichen, ist eine Gemeinschaftsarbeit des Künstlers mit der katholischen Studierenden- und Hochschulgemeinde (KSHG) und der Klinikseelsorge am Universitätsklinikum (UKM).

Aus 25 Lamellen besteht das neu-eingesetzte Fenster in der Kapelle auf dem Tita-Cory-Campus, das je nach Lichteinfall ein Lichtspiel erzeugt.

© Bistum Münster

„Die Glaslamellen sind wie die Seiten eines geöffneten Buches ausgerichtet“, erklärt Blättermann den Bezug zum universitären Umfeld. Dem Buchgedanken vom geschriebenen Wort folgend, enthält jede Lamelle Wortzitate aus dem Buch Exodus 3, „eine der zentralen Stellen des Alten Testaments“, wie Dr. Leo Wittenbecher, leitender Klinikseelsorger am UKM, betont. Darin weidet Mose die Schafe seines Schwiegervaters und zieht eines Tages über die Steppe hinaus. „Er betritt Neuland und nimmt eine neue Perspektive ein“, so Wittenbecher. Das ermögliche ihm im weiteren Verlauf eine existenzielle Erfahrung mit Gott.

Eben diese Ermutigung solle auch von der Kapelle ausgehen, wünschen sich Wittenbecher und Lena Hox, Pastoralreferentin in der KSHG. Neben der Assoziation mit einem geöffneten Buch verbirgt sich aus Sicht der beiden in der Lamellenform des Glaskunstwerkes eine weitere Botschaft: „Die Öffnungen zwischen den einzelnen Lamellen können als Einladung verstanden werden, eine neue Perspektive einzunehmen und über den Tellerrand hinauszuschauen“, würdigt Lena Hox die Arbeit von Blättermann. Und je nach Standort in der Kapelle verändert sich bereits die Perspektive: „Mal kann man durch die Lamellen in den Himmel schauen, mal erzeugt das Sonnenlicht durch die bunten Fenster ein ganz anderes Bild“, beschreibt die Pastoralreferentin. 

Das Fenster, gefertigt in den Derix-Glasstudios in Taunusstein, wurde in den vergangenen Tagen fachmännisch eingesetzt. „Viele können sich mit dem fertigen Kunstwerk identifizieren“, freut sich Wittenbecher, durften sich die Klinikseelsorge und die Studierenden doch mit eigenen Begriffen, die sie mit der Bibelstelle im Buch Exodus verbinden, beteiligen. Der Künstler übersetzte die Wörter in Schriftzeichen aus einem Alphabet, das Ursprung für die meisten heute verwendeten Alphabete ist. „Durch die sogenannten protosinaitischen Schriftzeichen entsteht eine Verbindung zwischen den Schwesterreligionen Judentum, Christentum und Islam. Außerdem zeigen sie eine moderne Anmutung und passen gut zur ästhetisch-minimalistischen Architektur der Kapelle“, erklärt Blättermann. 

Jede Lamelle enthält Zitate aus dem Buch Exodus, die Glasstruktur und -gestaltung spiegeln den Auszug aus Ägypten und die Rettung des Volkes Israels wider.

© Bistum Münster

So hat sich die KSHG mit Begriffen wie Zuflucht, Begegnung, „Hier-bin-ich“ und Wüste eingebracht. Die Idee für letzteren stammt von Studentin Carolina Holzer. „Viele, die in die Kapelle kommen, haben in irgendeiner Form Zeiten und Erfahrungen im Leben gemacht, die sie mit einer Zeit in der Wüste, also als Leere, als das Verlassen von Sicherheiten und dem Aufbruch in Unbekanntes beschreiben würden“, verdeutlicht sie ihre Gedanken dazu. In der ausgewählten Bibelstelle stelle die Wüste aber zugleich eine Verbesserung im Vergleich zur Ausgangssituation dar. „Im Kontext von Exodus ist die Wüste also auch ein Hoffnungsort“, so die Studentin. So könne für die Besucherinnen und Besucher der Kapelle der Blick aus dem Fenster eine Hoffnung sein: „Nach dem, was gerade die Realität ist, wird etwas kommen, was deutlich besser wird. Die Situation bleibt nicht wie sie ist“, erklärt Carolina Holzer. 

Weitere Begriffe auf den Fenstern kommen von der Klinikseelsorge, die mit der Bibelstelle Wörter wie Gegenwart, Aufbruch, Nähe und Befreiung verbindet. Für den Künstler, der von der Theologin Almuth Jürgensen begleitet wurde, stehen Schlagworte wie Quelle, Sterne, Hauch und Segen im Mittelpunkt. Die genaue Erklärung des Glaskunstwerks und der einzelnen Schriftzeichen wird im Internet veröffentlicht werden und per QR-Code aus der Kapelle heraus abrufbar sein. 

„Man sieht in der Dynamik der Fenster, zu was ein Aufbruch befähigt – Energie wird frei, Neues kann entstehen“, sagt Wittenbecher über das farbstarke Kunstwerk, das eine Verbindung darstellen soll zwischen der gegenüberliegenden Uniklinik, der Kapelle und den Studierenden auf dem Tita-Cory-Campus: „Die Kirche lädt dazu ein, einen Perspektivwechsel zu wagen – hier in der Kapelle und darüber hinaus.“ 

Die Kapelle ist täglich für Besucherinnen und Besucher geöffnet, montags bis freitags 7 bis ca. 19 Uhr, samstags, sonntags und feiertags 9 bis ca. 19 Uhr. 
Bildunterschriften: 

Ann-Christin Ladermann