10.08._Dagmar Kaufhold-Jäger engagiert sich als ehrenamtlicher Vormund

"Das ist keine Pflicht für mich, sondern eine Freude." So beschreibt Dagmar Kaufhold-Jäger ihr Ehrenamt. Seit eineinhalb Jahren begleitet sie Ina (Name geändert) als ehrenamtlicher Vormund für den Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) Recklinghausen.

"Sie begrüßt mich jedes Mal als wäre ich ihre Mutter", berichtet die 52-Jährige mit einem Strahlen in den Augen. Mit ihren zehn Jahren habe die Kleine bereits fürchterliches in ihrer Ursprungsfamilie erlebt. "Sie ist ein tolles, ein herzliches Kind, das natürlich auch seine Schwächen hat", sagt Kaufhold.

Für "ihre" Ina setzt sich Kaufhold-Jäger ein. Auf dem Plan stehen regelmäßig gemeinsame Ausflüge ebenso wie Besuche im Krankenhaus, wenn dies notwendig ist. "Wenn es Probleme in der Schule gibt, führe ich die Gespräche", erzählt die Jogalehrerin von ihren Aufgaben. Immer wieder muss sie für das Kind Entscheidungen in seinem Sinne treffen. "Die gibt einem aber oft der gesunde Menschenverstand vor. Mich zu entscheiden, ist mir noch nie schwer gefallen", verrät Kaufhold-Jäger. Im Moment erlebe sie, dass Ina sich dort, wo sie zur Zeit ist, sehr wohlfühlt. "Es wäre gut, wenn sie länger bleiben könnte. Sie hat schon viele Wechsel hinter sich und jeder zusätzliche ist nicht gut für sie", wünscht sie sich Beständigkeit für ihr Mündel.

Ursprünglich hatten Kaufhold-Jäger und ihre Ehemann Bernd über die Aufnahme eines Pflegekindes nachgedacht. Dann erfuhren sie von der Möglichkeit, eine Vormundschaft zu übernehmen und waren gleich Feuer und Flamme. "Unser elfjähriger Sohn Björn war anfangs schon ein bisschen eifersüchtig. Aber das hat sich gegeben und wunderbar eingespielt", berichtet die gelernte Chemie-Ingenieurin.
Stefanie Engelsiepen, SkF-Mitarbeiterin und zuständig für den Bereich der ehrenamtlichen Vormundschaften, weiß Ina bei Dagmar Kaufhold-Jäger in den besten Händen. Insgesamt 58 Vormundschaften führt die Diplom-Sozialpädagogin zur Zeit gemeinsam mit ihrer Kollegin Julia Hentzel. "Vormund zu sein bedeutet, den gesamten Bereich der elterlichen Sorge zu übernehmen", erklärt Engelsiepen. Überwiegend lebten die betreuten Kinder in Pflegefamilien oder in Einrichtungen der Jugendhilfe. "Wir sind sowohl mit den Pflegefamilien als auch mit den Bezugspersonen des Kindes in der Einrichtung im Gespräch. Denn für uns alle steht das Interesse der Heranwachsenden im Vordergrund", erläutert die 38-Jährige.

Neben Kaufhold-Jäger gibt es einen weiteren ehrenamtlichen Vormund sowie zwei Interessierte. "Wer sich ehrenamtlich engagieren möchte, sollte offen sein, bereit sein, mit anderen ins Gespräch zu kommen und aus den erhaltenen Informationen eine Entscheidung fällen können", nennt Engelsiepen Charaktereigenschaften, die für dieses Ehrenamt sinnvoll sind. Gemeinsam mit ihrer Kollegin achtet sie darauf, dass Vormund und Kind zueinander passen. "Es ist wirklich eine sehr schöne Arbeit." Da sind sich die Haupt- und die Ehrenamtliche einig. Einmal im Jahr sei allerdings Fleißarbeit angesagt. "Wenn der Jahresbericht fürs Amtsgericht geschrieben werden muss. Daran habe ich lange gesessen", gibt Kaufhold-Jäger zu.

Die beiden Referentinnen des SkF sind offen für weitere ehrenamtliche Vormünder. "Aber auch für Spenden, damit wir mehr Zeit für unsere Mündel haben. Um eine gute Beziehung zu ihnen zu erarbeiten, braucht es vor allem Zeit", informiert Engelsiepen. Zudem ende die Vormundschaft oft nicht mit der Volljährigkeit, sondern ginge nahtlos in die gesetzliche Betreuung über. Eine finanzielle Unterstützung sei auch hilfreich, wenn beispielsweise das betreute Kind den Wohnort wechselt. "Dann geben wir es nicht in andere Hände ab. Es ist wichtig, dass das Kind weiß, an wen es sich wenden kann, wenn in der Wohngruppe oder der Pflegefamilie mal etwas nicht in Ordnung ist", nennt Engelsiepen ein Beispiel.
Gemeinsam stecken sowohl die hauptamtlichen als auch die ehrenamtlichen Vormünder viel Herzblut in ihre Arbeit. "Aber es gibt uns auch unheimlich viel zurück", lautet die gemeinsame Erfahrung.

Bildunterschrift: Seit eineinhalb Jahren engagiert sich Dagmar Kaufhold-Jäger (links) ehrenamtlich als Vormund. Stefanie Engelsiepen vom SkF steht ihr dabei zur Seite.

Text: Bischöfliche Pressestelle / 10.08.17
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Foto: Michaela Kiepe/Bischöfliche Pressestelle